4:2 in Wolfsburg – Erster Bundesliga-Sieg für den FC Bayern im neuen Jahr
Falls ihr es verpasst habt
Aufgrund der Verletzungen von Dayot Upamecano und Eric Maxim Choupo-Moting musste Julian Nagelsmann einige Änderungen an der Startelf vornehmen. Yann Sommer begann im Tor, João Cancelo, Benjamin Pavard, Matthijs de Ligt und Alphonso Davies stellten die Abwehr. Leon Goretzka nahm wieder seinen Platz neben Joshua Kimmich im Mittelfeld ein, und im Angriff durften Leroy Sané, Jamal Musiala und Kingsley Coman hinter Thomas Müller ihr Glück versuchen.
Die erste Halbzeit
Die erste Halbzeit begann mit den bekannten Problemen in der Abwehr. Mehrere leichtfertige Ballverluste nach Fehlpässen und Gegnerdruck führten schnell zu einigen Chancen für Wolfsburg.
Doch schon nach acht Minuten dribbelte sich Kingsley Coman auf der linken Seite durch und flankte den Ball in Richtung Müller, der ihn zwar völlig verpasste, worin ihm die Wolfsburger Abwehr allerdings dankenswerterweise folgte, und so trudelte der Ball ins kleine Netz des Wolfsburger Tores – 0:1 (9. Minute).
Nur drei Minuten später hatte Wolfsburg die große Chance zum Ausgleich, als Wimmer den Ball unbedrängt quer vor das Tor der Bayern beförderte, wo ihn aber kein Wolfsburger erreichen und zu einer Großchance kommen konnte.
In der 14. Minute schlugen die Bayern erneut zu: Cancelo dribbelte sich auf der rechten Seite durch und legte auf den freistehenden Coman ab, der den Ball per Volleyschuss zum 0:2 (14. Minute) einschob.
Nur fünf Minuten später gewann Bayern einen Freistoß auf der linken Seite des Mittelfelds, Kimmich schlug einen guten Ball zum wartenden Müller, der ihn mühelos an Koen Casteels vorbei einköpfte. 0:3 (19. Minute).
In der 34. Minute kassierten Kimmich und Sané jeweils eine dumme gelbe Karte, da Kimmich Mattias Svanberg nach einem Foul umstieß und Sané wegen Meckerns die Gelbe Karte sah.
In den folgenden 25 Minuten wogte das Spiel hin und her, wobei die Bayern vielleicht die besseren Chancen hatten, Wolfsburg dafür aber mehr davon. Nach zahlreichen verpassten Chancen und Halbchancen gelang Wolfsburg in der 44. Minute dann schließlich doch ein Tor, erzielt hatte es Jakub Kamiński, nachdem er mit Ball in den Strafraum eingedrungen war und ihn dann vorbei an Sommer zum 1:3 einschoss (44. Minute).
Zweite Halbzeit
Die zweite Halbzeit begann für beide Mannschaften personell und spielerisch unverändert und Wolfsburg setzte seinen Sturmlauf auf die Bayern-Abwehr fort. Die Wolfsburger hatten in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit mehrere annähernd hundertprozentige Torchancen, doch Blocks in letzter Sekunde und einige Fehlschüsse verhinderten ein frühes Comeback auf der Anzeigetafel.
In der 54. Minute kassierte Kimmich seine zweite Gelbe Karte, nachdem er Maximillian Arnold mit einem leichten Touch zu Fall gebracht hatte, sodass es von nun an mit zehn Mann für die Bayern weiterging. Unmittelbar danach ersetzte Serge Gnabry Coman auf dem Flügel.
In der 60. Minute nahm Nagelsmann zwei weitere Wechsel vor und brachte Josip Stanišić für Müller und Mathys Tel für Sané. Die Grundordnung wurde dadurch nun deutlich defensiver.
In der 73. Minute kam Jamal Musiala auf dem Flügel in einer scheinbar harmlosen Position an den Ball. Er schüttelte seinen Gegenspieler ab und dribbelte in Richtung Strafraum, wobei er einen Verteidiger nach dem anderen aussteigen ließ und erzielte, nachdem er die letzten zwei überwunden hatte, mit einem Flachschuss in die kurze Ecke das 1:4 (73. Minute).
Nur wenig später in der 77. Minute nahm Nagelsmann seine letzten beiden Wechsel vor: Paul Wanner und Daley Blind ersetzten Musiala und Cancelo.
Zehn Minuten vor Schluss gelang Wolfsburg ein weiterer Treffer durch Svanberg, der einen Schuss von der Strafraumgrenze zum 2:4 in die Maschen setzte (80. Minute).
In der 83. Minute schoss Wolfsburg ein weiteres Tor, aber den Bayern blieben unruhige letzte 10 Minuten erspart, nachdem der Schiedsrichter mit Unterstützung des VAR die Szene wegen eines vorangegangenen Fouls von Riedle Baku an Goretzka abpfiff. Der Spielstand blieb somit unverändert.
Mit der Rücknahme des Tores schien auch der Kampfgeist der Wolfsburger zu verpuffen und in den verbleibenden sieben Minuten plus Nachspielzeit gelang es keiner der beiden Mannschaften mehr, sich noch weitere nennenswerte Situationen herauszuspielen, und so endete das Spiel 2:4.
Dinge, die auffielen
1. Besser?
Der 2:4-Auswärtssieg war zweifelsohne ein gutes Ergebnis. Dies gilt umso mehr, wenn man den Platzverweis zu Beginn der zweiten Halbzeit in die Kalkulation einbezieht. Die eigentliche Leistung der Bayern auf dem Platz ließ hingegen noch sehr zu wünschen übrig.
Die Bayern waren heute eindeutig die schlechtere Mannschaft auf dem Platz, wenn sie auch die besseren Einzelleistungen durch einzelne Spieler zu verzeichnen hatten. Alle ihre Tore entstanden entweder durch Glück oder durch tolle Einzelleistungen einiger Spieler.
An einem anderen Tag hätte dieses Spiel ein absolutes Desaster werden können, denn Wolfsburg hatte bei weitem die bessere Spielanlage und die besseren Chancen. Das zeigen auch die Zahlen für die erwarteten Tore (xG): 2,51 für Wolfsburg und nur magere 0,56 für Bayern. Vier Tore aus 0,56 xG stellt schon einen ziemlichen – glücklichen – Ausreißer dar.
Wolfsburg hatte sogar mehr Ballbesitz als die Bayern (52%-48%), was natürlich durch den Platzverweis von Kimmich begünstigt wurde, aber dennoch in Anbetracht der üblichen Ballbesitzverhältnisse in einem Bayern-Spiel bezeichnend für die Gesamtleistung war.
Während man sich also über den Sieg und den Verbleib an der Tabellenspitze der Bundesliga freuen kann, sollte man das gute Ergebnis nicht die tatsächlich gezeigte Leistung verschleiern lassen.
2. Nächste Schritte
Immerhin haben die Bayern trotz einer unterdurchschnittlichen Leistungen einen Sieg einfahren können. Diese Form von Spielglück oder, technisch ausgedrückt, statistischer Unwahrscheinlichkeit ist etwas, was jede Mannschaft, egal wie gut sie ist, jede Saison braucht.
Da man allerdings sein Glück nicht dauerhaft systematisch übertreffen kann beziehungsweise die Chance darauf immer kleiner wird, müssen die Leistungen fer Bayern jedoch lieber eher als später wieder besser werden. Vor allem die Ballkontrolle und das Passspiel sollten schnell verbessert werden. Die Mannschaft hat nun eine Woche Zeit, um sich auf das Spiel gegen Bochum vorzubereiten, bevor am 14. Februar das erste Champions-League-Spiel gegen PSG ansteht.
Wenn die Bayern eine Chance haben wollen, ins Viertelfinale einzuziehen, müssen sie die kommenden anderthalb Wochen nutzen, um in fast allen Bereichen stabiler und sicherer zu werden.
3. Lichtblicke
Nach nur zwei Spielen hat sich Cancelo bereits jetzt zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mannschaft entwickelt. Er hat dem Spiel der Bayern auf der rechten Außenverteidigerposition mehr am positiven Drive verliehen, als wir seit Kimmichs Wechsel ins Mittelfeld und wohl auch seit Lahms Rücktritt gesehen haben.
In der Offensive hat er zwei Assists in zwei Spielen beigesteuert und einige weitere, gute Pässe gespielt, die eigentlich zu Toren hätten führen müssen. In seinem Kerngeschäft, der Defensive, hat er mehr als einmal mit exzellenten Tacklings oder Blocks dafür gesorgt, dass dem Gegner ein sonst nicht unwahrscheinliches Tor verwehrt blieb.
Auch Coman hat sich in diesem Jahr bisher fantastisch geschlagen. Im Moment ist er der mit Abstand konstanteste Offensivspieler der Bayern. In jedem Spiel kreiert er Chancen und arbeitet konzentriert gegen den Ball.
Momentan scheinen Gnabry und Sané beide um den zweiten Platz auf dem Flügel zu kämpfen, und da Mané wieder im Training ist, könnten sie bald um den ersten Platz auf der Bank kämpfen.
Und schließlich scheint Musiala seine anfänglichen schwachen Leistungen zu Beginn der Saison schnell hinter sich gelassen zu haben. Das Tor im heutigen Spiel war absolut brillant und erinnerte alle Beobachter ein weiteres Mal daran, dass er ein „generational talent“ ist, ein selbst auf dem Niveau einer höchsten professionellen Fußball-Liga außergewöhnliches Talent.