FC Bayern nach Befreiungsschlag gegen Union Berlin zurück an der Tabellenspitze

Georg Trenner 26.02.2023

Falls ihr es verpasst habt

FC Bayern – 1. FC Union Berlin: die Aufstellungen

Der FC Bayern ging mit vier Änderungen ins Spitzenspiel. Neben dem gesperrten Dayot Upamecano wichen Ryan Gravenberch, Daley Blind und Serge Gnabry aus der Startelf. 

Josip Stanišić, Matthijs de Ligt, Jamal Musiala und Kingsley Coman kamen neu ins Team. Erstmals in diesem Jahr stand Sadio Mané nach überstandener Verletzungspause im Kader. Für Noussair Mazraoui dagegen kam das Spiel noch zu früh.

Auf dem Papier ergab sich damit eine Viererkette mit Stanišić und Alphonso Davies außen sowie Benjamin Pavard und de Ligt innen vor Yann Sommer. Im Zentrum bildeten Leon Goretzka und Joshua Kimmich die gewohnte Doppelsechs. Kingsley Coman, Jamal Musiala, Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting waren die nominellen Offensivkräfte.

Die Gäste aus Köpenick hatten am Donnerstag noch in der Europa League gegen Ajax Amsterdam gespielt. Dennoch rotierte Trainer Urs Fischer nur moderat und brachte drei neue Spieler. 

FC Bayern mit überlegener ersten Halbzeit

Pünktlich zum Spielbeginn begann es in der Allianz Arena zu schneien. Der FC Bayern kam offenbar besser mit den Umständen zurecht und war von Beginn an die überlegene Mannschaft. 

Davies spielte deutlich offensiver als sein Pendant Stanišić, so dass die Viererkette im Aufbau de facto zu einer Dreierkette wurde. Musiala machte für Davies Platz und rückte in den Halbraum, wo er gemeinsam mit Müller fluide die Positionen wechselte und für Davies und Kimmich immer anspielbar war. Da auch Goretzka weit nach vorne schob, hatte Bayern eine gute Besetzung fürs eigene Kombinationsspiel und fürs Gegenpressing nach Ballverlusten. 

Der FC Bayern ließ so Ball und Gegner laufen und kam in der fünften Minute zu einer ersten Großchance. Nach einem Schnittstellenpass von Davies hatte Choupo-Moting Rönnow umkurvt, verzichtete aus spitzem Winkel aber auf den eigenen Abschluss. Stattdessen passte er zum besser positionierten Müller, doch der traf den Ball nicht richtig, so dass Knoche klären konnte. 

Bayern blieb dominant, doch Union konnte zunächst klare Chancen für die Roten verhindern. Es schien, als spielten die Köpenicker auf 0:0 und einen Lucky Punch. Doch nach einer halben Stunde brach Choupo-Moting die Berliner Mauer. Nach einem Befreiungsschlag von Union trug Joshua Kimmich in Form eines doppelten Doppelpasses den Ball nach außen zu Kingsley Coman. Dessen Flanke vollendete Choupo-Moting überlegt per Kopfball gegen die Laufrichtung von Torhüter Rönnow. 

Nach dem Rückstand ließ sich Union erstmals aus dem Defensivverbund herauslocken – und wurde sofort dafür bestraft. De Ligt fing erneut einen langen Ball ab. Seinen Kopfball leitete Müller mit dem Rücken zum Tor im ersten Kontakt über die Abwehr weiter, wo Coman alleine durchstartete. Der Franzose dribbelte an Rönnow vorbei und schob zum 2:0 ein. Kurz vor der Pause machten Coman und Müller dem Geburtstagskind Musiala ein Geschenk zum 20. Geburtstag. Coman setzte Müller ein, der von der Grundlinie für Musiala einschussbereit zurück legte.

Keine Tore in der 2. Halbzeit 

Insgesamt wechselte Julian Nagelsmann in der zweiten Halbzeit fünfmal. In der 65. Minute kamen Sadio Mané und Serge Gnabry für Choupo-Moting und Coman, in der 78. Joao Cancelo und Leroy Sané für Stanišić und Kimmich und kurz vor Schluss Mathys Tel für Müller. 

Der FC Bayern blieb dominant, machte aus seinen weiteren Chancen aber keine Tore mehr. Thomas Müller vergab etwa in der 71. Minute freistehend nach guter Ablage von Sadio Mané. Mané fügte sich gut ins Angriffsspiel ein. Davies, Müller, Sané und Gnabry kamen zu weiteren guten Aktionen, schafften es aber nicht mehr, den Ball an Rönnow vorbeizubringen.

Auch die Gäste kamen im zweiten Durchgang zu einigen Chancen. Doch sie schafften es nicht, Yann Sommer ernsthaft in Gefahr zu bringen. Becker schoss übers Tor, gegen Seguin blockte Pavard. 

So gewinnt der FC Bayern verdient mit 3:0 gegen Union Berlin. Am kommenden Samstag ist der FC Bayern beim VfB Stuttgart zu Gast. 

Dinge, die auffielen

1. Asymmetrische Viererkette und hoher Zentrumsfokus als Erfolgsrezept gegen tiefes Union

Nagelsmann setzte auf eine nominelle Viererkette. Deren linkes Glied Alphonso Davies interpretierte die Position des Linksverteidigers aber eher als linker Schienenspieler. Dadurch wurde der nominelle linke Flügelspieler Musiala nicht als Linksaußen gebraucht, sondern konnte in den Halbraum einrücken. In den Raum, in dem sein Engenspiel am stärksten zur Geltung kommt. 

Gemeinsam mit dem hoch aufrückenden Goretzka und Pressinggott Müller konnten die Bayern dadurch im Zentrum alle Befreiungsaktionen von Union bereits im Ansatz ersticken. Gegen lange Bälle überzeugten zudem Pavard, Davies, Stanišić und insbesondere de Ligt mit Dominanz in der Luft und am Boden. 

Wenn Union überhaupt an den Ball kam, denn die Ballzirkulation der Bayern war über weite Strecken souverän. 

Mit Ball schafften die Bayern es wieder, regelmäßig vier oder fünf Spieler in den Strafraum der Gäste zu bekommen. Ideal für die Kombinationen mit Musiala oder Durchbrüche von Kingsley Coman über rechts. 

Die taktische Ausrichtung war nicht neu. Sie gehört zum Nagelsmannschen Standardrepertoire. Und doch war sie in der Form in den letzten Wochen selten zu sehen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Formschwächen, etwa von Davies, der eine Schlüsselrolle für die Asymmetrie spielt. 

2. Nagelsmann gewinnt sein erstes Endspiel des Jahres

Dortmund hatte am Samstag vorgelegt. Bei einer Niederlage gegen Union Berlin wäre der  FC Bayern auf Rang drei in der Bundesliga gefallen. Selbst die Meisterschaft könnte ernsthaft in Gefahr sein. Die Anspannung war im Vorfeld der Partie zu greifen. 

Julian Nagelsmann und die Frage danach, wie fest er im Sattel sitze, beherrschten die Berichterstattung rund um den FC Bayern. Nagelsmann gab die richtige Antwort. Mit einer mutigen Aufstellung und Ausrichtung gelang seinem Team ein wichtiger Sieg, ein wichtiges Signal: So tritt keine Mannschaft auf, die gegen den Trainer spielt. So tritt kein Team auf, das sich den Meistertitel wegnehmen lassen will. 

Es könnte das richtige Zeichen für die enorm wichtigen Spiele gegen Borussia Dortmund und natürlich vor allem gegen Paris St. Germain in den nächsten Wochen sein. Mehr aber auch nicht. Über den Berg und zurück zu alter Dominanz ist der FC Bayern trotz dieses Siegs noch lange nicht.

3. Einspielen für PSG 

In zehn Tagen steht das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League an. Das Spiel wirft seine Schatten voraus. Nagelsmann sprach vor Anpfiff davon, den Rhythmus für die kommenden Wochen finden zu müssen. Bis auf das Spiel gegen Paris erwartet den FC Bayern im März keine englische Woche. Auf die Belastungssteuerung wird Nagelsmann also keine große Rücksicht nehmen müssen. 

Entsprechend hart umkämpft werden die Startelfeinsätze in den nächsten Spielen.

Insbesondere in der Offensive hat der FC Bayern die Qual der Wahl. Bereits gegen Union Berlin konnte Nagelsmann mit Mané, Gnabry und Sané drei Superstars von der Bank bringen. Der taktisch und individuell überzeugende Auftritt von Müller, Musiala, Choupo-Moting und Coman könnte bedeuten, dass alle drei vorerst weiterhin auf den gepolsterten Sitzen am Seitenrand Platz nehmen müssen. 

Defensiv hingegen wird Nagelsmann basteln müssen. Ohne den gesperrten Pavard ist die Position rechts hinten vakant. Und so könnte es am Ende darauf hinauslaufen, dass Stanišić eine Alternative für die Startelf sein wird. Er ist die individuell schwächere, aber taktisch vielleicht passendere Option als Cancelo. Mit der kroatischen Nationalelf schlug er sich im direkten Duell gegen Mbappé passabel.


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