FC Bayern 2:0 VfL Wolfsburg: Jamal Musiala verzaubert die Arena erneut
Vor dem ersten Heimspiel der Saison war Zeit für Ehrungen und Gedenken. Hainer, Kahn und Salihamidžić ehrten die Europameisterin Georgia Stanway sowie die deutschen Nationalspielerinnen Lina Magull, Giulia Gwinn, Lea Schüller, Sydney Lohmann, Linda Dallmann und Klara Bühl für ihr gutes Abschneiden bei der Europameisterschaft und die Brasilianerin Tainara de Souza da Silva für den Gewinn der Copa America.
Anschließend gedachten die Fans dem ehemaligen Präsidenten Willi O. Hoffmann mit einer Schweigeminute und Choreographie. “Der letzte Champagner geht auf dich – Ruhe in Frieden Präsident”, so plakatierte die Südkurve.
Falls Ihr es verpasst habt:
FC Bayern gegen VfL Wolfsburg: die Aufstellungen
Trainer Julian Nagelsmann hatte es auf der Pressekonferenz erklärt: Weder die bisherige Leistung noch Belastungssteuerung gaben Grund für personelle Wechsel. So spielte erneut die Startelf aus dem Supercup und Saisonauftakt gegen Eintracht Frankfurt.
Die vom Ex-Bayern-Trainer Niko Kovač trainierten Gäste des VfL Wolfsburg starteten mit einer Änderung: Joshua Guilavogui rückte für Josip Brekalo in die Startelf, die dadurch defensiver ausgerichtet war als am ersten Spieltag gegen Werder Bremen.
FC Bayern nach zähem Start mit verdienter Halbzeitführung
Die Gäste aus Wolfsburg begannen mutig und überraschten die Bayern anfangs mit sehr hohem und druckvollem Pressing. Nmecha lief die Innenverteidiger an, Wimmer und Marmoush nahmen Kimmich und Sabitzer in Manndeckung. Dahinter komplettierte die “Triple-Sechs” Arnold, Guilavogui und Svanberg das massive Wolfsburger Zentrum.
Bayern wurde dadurch nach außen gelenkt und kam zu einigen Ballverlusten, die Wolfsburg zum Herausspielen erster Chancen nutzte. In der fünften Minute hatte Bayern Glück, als der Ball nach einer Abwehraktion von Davies vom Außenpfosten neben das Tor ging.
Erst nach zwanzig Minuten kam Bayern besser ins Spiel. Eine schöne Kombination ausgehend von einem Vertikalpass Upamecanos über Musiala, Müller und Gnabry landete bei Mané, der im Abseits stehend traf. Kein Tor.
Während Bayern weiterhin Schwierigkeiten hatte, sich klare Chancen herauszuspielen, wurde das Spiel gegen den Ball zunehmend souveräner. Wolfsburg kam kaum noch zu Entlastungsangriffen.
Fast folgerichtig fiel in dieser Phase die Führung für die Gastgeber. Müller passte zu Musiala, der sich halb fallend, drehend im Dribbling durch zwei Gegenspieler durchsetzte und aus 17 Metern flach ins Eck traf. Vorausgegangen war ein fast unfreiwilliges Solo von Davies durchs Zentrum, bevor er den Ball zu Müller spielen konnte.
In der 44. Minute setzte Davies sich über Linksaußen durch und passte mit toller Übersicht zurück zu Kimmich an die Strafraumgrenze. Dessen Torschuss lenkte Thomas Müller entscheidend zum 2:0 ins Tor ab.
FC Bayern lässt auch im zweiten Durchgang nichts anbrennen
Beide Trainer wechselten in der Halbzeit. Beim VfL Wolfsburg kam Max Kruse für Patrick Wimmer, beim FC Bayern Leroy Sané für Serge Gnabry. Sané übernahm die Position von Jamal Musiala, der dafür weiter nach vorne schob. Im weiteren Verlauf agierten die vier Offensivspieler sehr fluide und rotierten immer wieder ihre Positionen.
Zunächst verlief die zweite Halbzeit ähnlich wie die erste. Bayern war spielbestimmend, aber Wolfsburg schaffte es, sehr gefährliche Abschlüsse zu verhindern. Offensiv suchten die Gäste nun öfter den Raum hinter Alphonso Davies, über den sie zu einigen kleineren Chancen kamen.
Zwei Bayerntore zählten wegen Abseits nicht. In der 58. Minute hätte Dayot Upamecano seine gute Leistung fast mit einem Tor gekrönt und in der 72. war es erneut Sadio Mané, dessen Tor wegen einer knappen Abseitsstellung nicht zählte.
Später brachte Nagelsmann Mathys Tel für Mané (80. Minute) und Ryan Gravenberch für Musiala (83). Ein weiteres Tor war den Münchnern nicht vergönnt.
Auch ohne dritten Treffer brachten die Bayern das Spiel aber souverän nach Hause und kontrollierten die zweite Halbzeit. Wolfsburg konnte sich kaum Chancen herausspielen, so dass der FC Bayern nach 90 Minuten verdient mit 2:0 gewann.
Dinge, die auffielen
1. Kovačs Triple-Sechs kann den FC Bayern nur bremsen, nicht stoppen
Guilavogui für Brekalo war nicht nur eine personelle, sondern auch taktische Änderung von Gästetrainer Niko Kovač. Wolfsburg besetzte das Mittelfeldzentrum mit drei Sechsern, dazu unterstützten die Flügelspieler Wimmer und Marmoush gegen Kimmich und Sabitzer. Es war Kovačs Lehre aus dem Spiel der Eintracht gegen Bayern. Frankfurts Doppelsechs Sow und Rode war gegen das Bayernzentrum quantitativ und qualitativ überfordert.
Und tatsächlich gelang es Wolfsburg zu Beginn, Bayern mit diesem Mittel und aggressivem Pressing vor Probleme zu stellen. Bayern wurde verstärkt auf Außen gelenkt und konnte nicht mehr so einfach durchs Zentrum kombinieren, wie noch in der Vorwoche.
Doch Nagelsmanns Team fand Antworten auf Kovačs Taktik. Einerseits brachten die Stürmer verstärkt Breite ins Spiel. Mané und Müller positionierten sich immer wieder weiter außen als die Doppelzehn und sorgten dadurch für Räume hinter Wolfsburgs massivem Zentrum. Bayern schaffte es unter anderem durch Pässe von Upamecano oder über außen, den entstehenden Platz im Zehnerraum zu nutzen.
Weitere Mittel, um das Zentrum zu umspielen waren gut getimte Tiefenläufe und Steil-Klatsch-Kombinationen sowie Einzelaktionen, zum Beispiel Durchbrüche nach Dribblings wie vor dem ersten Tor.
2. Alphonso Davies ein Schlüssel gegen dichtes Zentrum
Man kann damit rechnen, dass auch weitere Gegner dem FC Bayern in Zukunft mit einem massiven Zentrum begegnen werden. Die offensiven Außenverteidiger können ein Schlüssel dagegen sein.
Alphonso Davies machte ein gutes Spiel, besonders in der ersten Halbzeit gingen viele Aktionen von ihm aus. Beide Tore wurden durch entscheidende Läufe, Dribblings und Pässe von ihm eingeleitet.
Gleichzeitig ist es mit Risiken verbunden, wenn er so stark in die Offensive eingebunden ist. Wolfsburg versuchte mehrfach, die Räume hinter Alphonso Davies zu bespielen, in einigen Situationen gelangen ihnen durch diese Schnittstelle auch Durchbrüche.
3. Bester Saisonstart des FC Bayern seit 2016/17
Mit sechs Punkten und 8:1 Toren thront der FC Bayern nach zwei Spieltagen an der Tabellenspitze. Besser startete der Rekordmeister zuletzt 2016/17 unter Carlo Ancelotti in die Saison, damals mit 8:0 Toren.
Den Rekord für den besten Saisonstart nach zwei Spieltagen hält Borussia Dortmund. 1994 startete der schwarz-gelbe Rivale mit zwei Siegen und 10:1 Toren in die Saison.