FC Bayern trotzt Barcelona und Lewandowski und siegt mit 2:0

Georg Trenner 13.09.2022

Bei den Gästen aus Barcelona stand im Sommer die viel diskutierte, aber sportlich notwendige Runderneuerung der Mannschaft im Fokus. Nicht weniger als fünf Spieler aus der Startelf waren Sommer-Neuzugänge. Im Vergleich dazu stand beim FC Bayern, hinter dem ebenfalls ein historischer Transfersommer liegt, nur ein Neuzugang in der Startelf.

Bisher trug die katalanische Runderneuerung Früchte. Auf ein 0:0 zum Saisonauftakt folgten fünf Siege in Folge mit 20:2 Toren. Neun Treffer steuerte Robert Lewandowski bei. Vor Kraft strotzend und in Topform reisten die Katalanen nach München. Für einen Sieg beim FC Bayern sollte es dennoch nicht reichen. 

Falls Ihr es verpasst habt:

FC Bayern – FC Barcelona: die Aufstellungen

Der FC Bayern lief im gewohnten 4-2-2-2/4-2-3-1 auf. Dayot Upamecano erhielt den Vorzug vor Matthijs de Ligt für die Planstelle neben Lucas Hernández. Ein Grund dürfte seine Erfahrung aus acht direkten Duellen in der Bundesliga und im DFB-Pokal gegen Robert Lewandowski sein. Benjamin Pavard, Alphonso Davies und Manuel Neuer komplettierten den Defensivverbund.

Wie bereits im Vorfeld von Julian Nagelsmann angekündigt, rückte Marcel Sabitzer wieder an Stelle von Leon Goretzka an die Seite von Joshua Kimmich. Offensiv durften Thomas Müller, Jamal Musiala, Leroy Sané und Sadio Mané von Beginn an ran. 

Bei den Gästen setzte Trainer Xavi neben Lewandowski auf den zuletzt gut aufgelegten Ousmane Dembélé und Neuzugang Raphinha. Dahinter agierten Oldie Sergio Busquets (34) und die beiden Jungstars Pedri (19) und Gavi (18) im klassisch-katalanischen Dreiermittelfeld. Die Abwehr des FC Barcelona bildeten Marcos Alonso, Andreas Christensen, Ronald Araújo und Jules Koundé. 

1. Halbzeit: Manuel Neuer hält die Null gegen Robert Lewandowski 

Die erste Halbzeit ging klar an die Gäste aus Barcelona, die ihre Überlegenheit jedoch nicht in ein Tor ummünzen konnten.

Der FC Bayern stand phasenweise sehr tief und versuchte nach Ballgewinnen, den FC Barcelona mit Pässen in die Schnittstellen auszukontern. Ein Plan, der nicht aufging. 

Barça dominierte das Spiel und kam besonders in den ersten 25 Minuten zu deutlich mehr Abschlüssen. Bayern konnte sich bei Manuel Neuer und Lewandowskis fehlendem Abschlussglück bedanken, dass es trotz 8:1 Abschlüssen aus Sicht der Katalanen beim 0:0 blieb. 

Ungeplant musste Nagelsmann bereits nach 21 Minuten wechseln. Noussair Mazraoui kam für den verletzten Pavard. Jener Mazraoui war es auch, dem in der 27. Minute der erste Schuss aufs Tor von ter Stegen gelang.

In der 44. Minute hatten die Gastgeber Glück, dass Schiedsrichter Danny Makkelie seine großzügige Linie beibehielt und bei einer Grätsche von Davies gegen Dembélé nicht auf Strafstoß entschied. 

Torlos ging es nach 46 Minuten in die Pause. Der FC Bayern durfte mit dem Ergebnis sehr, mit dem Spiel überhaupt nicht zufrieden sein.

FC Bayern mit Goretzka und verbesserter 2. Halbzeit

Die zweite Hälfte begann mit Leon Goretzka für den mit Gelb verwarnten Sabitzer. Er fügte sich gleich gut ein, als er in der 50. Minute gefährlich aus der zweiten Reihe zum Abschluss kam. Ter Stegen wehrte zur ersten Bayernecke des Tages ab. 

Kimmich trat die Ecke gewohnt scharf und Lucas Hernández verwandelte per Kopf zum 1:0. 

Vom Tor beflügelt, kombinierten die Bayern sich nur drei Minuten später spielerisch zum 2:0. Mazraoui setzt Musiala ein, der auf Sané weiterleitete. Sané setzte sich mit enormem Zug zum Tor durch und legte den Ball an ter Stegen vorbei zum 2:0 über die Linie. 

Barça war geschockt, Bayern befreit. Der spielerische Unterschied der ersten Halbzeit war wie weggeblasen. Dennoch hielten beide Teams das Tempo hoch und suchten weiterhin die Offensive. 

Serge Gnabry (69. Minute), Mathys Tel und Ryan Gravenbech (beide 80.) wurden im weiteren Verlauf noch für Mané, Sané und Musiala eingewechselt.

Ein Tor sollte dem FC Barcelona und Robert Lewandowski nicht mehr gelingen. Ein Sonderlob verdienten sich die Innenverteidiger des FC Bayern, die sehr engagiert und konzentriert dazu beitrugen, die Null zu halten und das 2:0 über die Zeit zu bringen.

Der FC Bayern bleibt im 30. Gruppenspiel in Folge ohne Niederlage. Als nächstes folgen zwei Spiele gegen FC Viktoria Pilsen. Mit sechs Punkten aus diesen Spielen könnte das Achtelfinale womöglich schon frühzeitig klargemacht werden. 

Dinge, die auffielen

1. Bayerns Offensivsystem mit Fragezeichen

Der FC Bayern begann wie häufiger zuletzt mit einer 3-1-Staffelung der vier Offensivspieler. Etwas überraschend besetzte Thomas Müller die vorderste Position, während Sadio Mané über links und Leroy Sané über rechts kamen. Jamal Musiala positionierte sich im Zehnerraum. 

Während Musiala mit Ball einige Akzente setzen konnte, hatten die übrigen drei größere Probleme in der ersten Halbzeit. Mané konnte über links fast keine Impulse setzen, Sané und Müller hatten einige Unsauberkeiten im Spiel, wodurch es zu selten gelang, aussichtsreiche Angriffe zu Ende zu spielen.  

Auch gegen den Ball ging die Staffelung nicht gänzlich auf. Thomas Müller als vorderste Sturmspitze war sichtlich engagiert gegen den Ball, mit Ball aber als Sturmspitze kaum eingebunden. Jamal Musiala indes hatte gegen den Ball Probleme, Busquets aus dem Spiel zu nehmen. Der katalanische Altmeister sorge im Verbund mit Pedri und Gavi regelmäßig für Überzahl im Mittelfeld, sodass Bayern dem Ball in ungewohnter Weise hinterher lief. 

2. Krise? Keine Krise?

In der diesjährigen “Todesgruppe” der Champions League steht der FC Bayern nach Spielen gegen die beiden großen Gegner mit sechs Punkten an der Tabellenspitze. DFB-Pokal und Supercup stehen ebenfalls auf der Habenseite. Die Ergebnisse in der Bundesliga passten zuletzt nicht. 

Spielerisch waren viele Leistungen in der Bundesliga gut, die letzten beiden Spiele weniger. Spielerisch war es auch gegen Barcelona in der ersten Halbzeit zu wenig. Es ist lange her, dass ein Gegner Bayern so herspielte, wie es dem FC Barcelona in der ersten Halbzeit gelang. Kämpferisch verdiente Nagelsmanns Team sich dagegen ein Lob. 

Es ist ein ambivalenter September an der Isar. Der Sieg dürfte weitere Unruhe verhindern, ein Befreiungsschlag war er nicht.

3. Leon Goretzka lässt seinen Worten Taten folgen 

Leon Goretzka ist wieder fit. Auf sein Comeback im DFB-Pokal folgte der erste Startelfeinsatz gegen den VfB Stuttgart. Über seine Ersatzrolle gegen Inter Mailand und gegen den FC Barcelona soll er nicht glücklich gewesen sein. 

Unverblümt ließ er verlauten, bereit für mehr Startelfeinsätze zu sein. Gleichzeitig war Marcel Sabitzer einer der Gewinner der bisherigen Saison und schien sich auf der Position neben Joshua Kimmich festgespielt zu haben. 

Im Spiel gegen den FC Barcelona hatte Sabitzer jedoch Probleme. Nicht nur die gelbe Karte gab Anlass, ihn nach der Pause in der Kabine zu lassen. 

Mit der Einwechslung von Leon Goretzka kam die Wende, am 1:0 war er beteiligt. Und generell zeigte er sich als jener Führungsspieler, der gerade in einem solchen Spiel sprichwörtlich die Ärmel hochkrempelt.