FC Bayern – Miasanrot-Adventskalender, Nummer 10: Arjen Robben
Am 5. Juni 2022 betritt ein Mann in kurzer Hose und einer Jacke mit der Aufschrift „Trainer“ die Sportanlage des Düsseldorfer Vereins TSV Eller. Soweit nichts Besonderes, findet schließlich heute hier an diesem trüben Sonntag ein internationales Jugendfußballturnier statt. Der Mann ist auch nicht alleine angereist, mit dabei ist seine Mannschaft: eine Gruppe 13-14jähriger Jungs. Der Mann, der direkt von der lokalen Vereinsleitung begrüßt wird, ist Arjen Robben.
Über die Karriere von Arjen Robben und seine Bedeutung für die Geschichte des FC Bayern ist auf Miasanrot und an anderen Stellen alles geschrieben worden. Was aber macht Mr. Wembley seit dem Ende seiner aktiven Spielerzeit?
Als Mr. Wembley in Düsseldorf-Eller landete
Robben hat zunächst einmal dem Profifußball den Rücken gekehrt. Er hat in seiner Heimat Groningen ein Haus gebaut und beim lokalen Fußballverein mit dem lustigen Namen „Be Quick 1887“ um die Ecke angefragt, ob er ehrenamtlich als Jugendtrainer mithelfen könne. Seit der Saison 21/22 trainiert er nun die U-Mannschaft seines Sohnes Luka.
Sein Job: Ehrenamt. Sein Engagement: Robben-like. Seine Attitüde: Uneitel. Wohl niemand in dem kleinen Verein hätte es ihm verübelt, wenn er nicht mitgefahren wäre von Groningen in den Arbeiterstadtteil von Düsseldorf („In Eller stirbste schneller“, sagt man über diese Ecke der Landeshauptstadt). Um hier auf einem Dorfplatz im Nieselregen herumzustehen und die Jungs zu betreuen. Aber wenn Arjen etwas macht, dann richtig. Ich hatte das Glück, über zwei Ecken von dem prominenten Gast im Düsseldorfer Süden zu erfahren – und fuhr gleich hin, sah ihn sofort am Spielfeldrand, ins Gespräch vertieft mit Trainern der anderen Vereine. Einer von ihnen, the normal one. In der Nähe erkannte ich seine Eltern. Auch die waren die 270km lange Strecke mitgefahren, um ihren Enkel beim Kicken und ihren Sohn beim neuen Trainerjob zu beobachten.
„Alter, ich hab tikitaka mit Robben gespielt!“
Es war eine surreale Situation: Während Arjen Robben versuchte, sich seriös auf seine Aufgaben als Jugendtrainer zu konzentrieren, Hütchen aufstellte und das Warmmachen seines Teams überwachte, herrschte bei den anwesenden Zuschauern und den anderen Jugendteams helle Aufregung. Als vom benachbarten Trainingsplatz ein Ball zu ihm herüberkullerte, passte Arjen direkt zu einem Jungen zurück. Der daraufhin begeistert seinen Kumpels zurief: „Alter, ich hab tikitaka mit Robben gespielt!“
Dann begann das erste Spiel seiner Mannschaft. Arjen hochaufmerksam am Spielfeldrand, immer wieder mit Kommandos und Gesten eingreifend. Auffallend: Ausschließlich positiv und wertschätzend. Wer einen Fehlpass spielte, wurde aufgemuntert, wer eine gelungene Aktion hatte, wurde laut gelobt.
Vom „Alleinikov“ zum „Hype-Boy“
Hier war kein „Alleinikov“ zu erleben, kein egoistischer Typ, der vor allem selbst glänzen will. Ich freute mich, den wahren „privaten“ Arjen Robben zu sehen. Der seine Erfahrungen in den Dienst einer Jugendmannschaft stellt und diesen Trainerjob offenbar nicht als netten Zeitvertreib ansieht, sondern als ernstzunehmende Aufgabe.
Und so beruhigte sich mit zunehmender Spieldauer die Aufregung der Zuschauer:innen, war hier tatsächlich kein „Star“ auf dem Sportplatz an der Vennhauser Allee, sondern einer von vielen Jugendtrainern. Nach Schlusspfiff stellte er sich mit Spielern, Eltern und Zuschauern in die Schlange am Kuchenbuffet.