Adventskalender: Unsere Wunschtransfers – Türchen 6
Dieser Text wurde von Gastautor Florian Papenfuhs verfasst. Florian hospitierte bereits bei Sky Sport sowie 11Freunde und möchte darüber hinaus weiterhin sportjournalistisch arbeiten.
Auch wenn Müller spätestens seit der letzten Saison sein Fußball-Genie wiederentdeckt hat, so wäre ein Abgang 2015 von nicht wenigen Fans begrüßt worden (ich nehme mich da nicht aus). Um ihn zu ersetzen, hätte man nicht einmal mit einem anderen Verein sprechen müssen.
Situation beim Spieler
Angel Di Maria galt im Jahr 2015 als Flop. 75 Millionen Euro hatte Manchester United für den Argentinier ein Jahr zuvor an Real Madrid bezahlt. Die Leistungen Di Marias waren nicht unterirdisch (16 Torbeteiligungen in 33 Spielen), aber eben auch nicht annähernd diese Ablösesumme wert. In der Hinrunde verpasste er sechs Spiele nach einer Verletzung, in der Rückrunde wurde er vom in Bayern sehr wohl bekannten Trainer Louis van Gaal immer öfter nur noch eingewechselt. Keine Spur mehr von dem drahtigen Flügelspieler, der mit Real Madrid die Champions League gewann. Ein gescheiterter Star bei einem Weltklub – eine Situation, die dem FC Bayern vom Robben-Transfer nur allzu gut bekannt war.
Situation bei den Bayern
Beim FC Bayern hatte man in der Saison begeisternden Fußball gespielt und Ende April die Meisterschaft eingefahren. So richtige Euphorie wollte dennoch nicht aufkommen. In der Königsklasse spielte das Ensemble von Pep Guardiola zwar stellenweise die Sterne vom Himmel – 7:1 gegen die AS Rom, 7:0 gegen Donezk, 6:1 gegen Porto – doch mit dem FC Barcelona war der erste Gegner auf Augenhöhe scheinbar direkt eine Nummer zu groß. National sah es danach aus, als hätten die Bayern im VfL Wolfsburg einen neuen Konkurrenten gefunden. Die Mannschaft um Kevin de Bruyne gewann sogar das Pokalfinale, die Bayern waren im Halbfinale gegen den BVB ausgeschieden.
Situation im hypothetischen Team
Im Idealfall wären die 120 Millionen für Müller nie komplett beim FCB angekommen, schließlich hätte man Di Maria direkt mit dem Münchener Aushängeschild verrechnen können. Müller wäre nach unzähligen Toren und Titeln noch einmal für ein neues Abenteuer hinaus in die Welt gezogen und der FC Bayern hätte eine Menge Geld für Transfers bekommen und den Müller-Ersatz direkt dazu.
Denn beide Spieler agieren auf dem Feld umtriebig, sind vielseitig einsetzbar und verfügen über eine schwer zu greifende Schlitzohrigkeit. Darüber hinaus scheint die schlaksige Statur der beiden Offensivkünstler eine gewisse Verletzungsresistenz mit sich zu bringen. Di Maria ist nicht so sagenhaft unkaputtbar wie Müller, fiel in seiner Karriere jedoch nur zwei Mal länger als einen Monat aus. Gerade im Sommer 2015 hätte der FC Bayern diese Eigenschaft zu schätzen gewusst, elaborierte Franck Riberý doch an einer mysteriösen Sprunggelenksverletzung.
Di Maria hätte einerseits Müllers Rolle direkt übernehmen, andererseits auch auf die Flügel ausweichen können falls in der Mitte Mario Götze zum Zug kommt.
Ausblick: Was wäre wenn
Durch seine engagierte Art wäre „El fideo“ den bayrischen Fans womöglich schnell ans Herz gewachsen. Ohne Müller wäre die Ausrichtung der Mannschaft für die nächste Saison definitiv eine andere gewesen. Denn nach den Transfers von Costa und Coman baute Pep eine Offensive auf, die vor allem darüber funktionierte, Bälle in den Strafraum zu kriegen, wo Lewandowski und Müller sie verwandeln sollten.
In diesem Punkt ist Müller Di Maria jedoch überlegen. Di Maria war nie der klassische Vollstrecker, der im Strafraum schneller reagiert als die umstehenden Spieler und hätte in dieser Spielidee wohl eher auf dem Flügel einen Platz gefunden, wodurch der Transfer von Coman oder Costa obsolet gewesen wäre.
Eventuell hätte Pep sich für seinen neuen Elite-Dribbler auch etwas ganz eigenes einfallen lassen. Dass Di Maria sehr besondere Rollen mit Leben füllen kann, hat er unter Carlo Ancelotti bei Real Madrid bewiesen, als er aus dem zentralen Mittelfeld heraus den stets einrückenden Cristiano Ronaldo unterstützte.
Ebenjener Ancelotti wäre wohl auch ein Jahr später sein Trainer bei den Bayern geworden. So hätte die charakteristischste Augenbraue des Weltfußballs ab seinem Amtsantritt immerhin einen Spieler auf dem Feld gehabt, der seine Idee von Fußball genauestens versteht.
Hinweis: Hinter Türchen 7 verbirgt sich ein Innenverteidigergigant, den Bayern in der Bundesliga hätte halten können.