FBL-GER-BUNDESLIGA-BAYERN-MUNICH-SCHALKE

FC Bayern – FC Schalke 04 2:1 (2:1)

Christopher Trenner 10.02.2018

‘Auch Helene Fischer fällt mal aus und muss Konzerte absagen.’ Mit dieser verständnisvollen Erklärung begründete Hasan Salihamidžić den krankheitsbedingten Ausfall von Jupp Heynckes.

Falls Ihr es verpasst habt

Als Heynckes-Vertretung übernahmen Peter Hermann und Hermann Gerland die Verantwortung auf der Trainerbank. Im Vergleich zum Spiel gegen Paderborn veränderten die Münchner nur auf zwei Positionen. Boateng und Ribery kamen für Süle und Coman in die Startelf. Taktisch blieb es bei einem 4-3-3 / 4-1-4-1 bei den Bayern.

Grundformationen FC Bayern - SchalkeGrundformationen FC Bayern München – FC Schalke 04

Domenico Tedesco wählte für seine Schalker eine überraschend offensive Aufstellung. Mit Di Santo, Burgstaller und Embolo setzte er auf eine offensive Dreierreihe. Hinzu kamen Goretzka, Meyer, Schöpf und Caligiuri. Dahinter die mittlerweile bekannte Dreierkette von Schalke.

Die Partie begann stürmisch. Nach einem Ballverlust von Kimmich hatte Embolo bereits in der ersten Spielminute eine erste Chance für die Königsblauen.

Schalke versuchte es vom Start weg mit einem aggressiven Anlaufen gegen die Bayernspieler. Da die Spieler von Tedesco aber einen Tick zu spät waren, konnten die Münchner sich spielerisch über die linke Seite befreien und mit Hilfe von Alaba, Ribéry, James gelang es den Bayern, Müller ca. 25 Meter vor dem Tor in Abschlussposition zu bringen. Den Fernschuss konnte Fährmann nur nach vorne abklatschen lassen, und Lewandowski staubte in Stürmermanier ab. Sein elftes Heimspiel in Folge mit einem Tor (6.).

Die Gäste veränderten nach der frühen Bayernführung ihre Herangehensweise nicht. Schalke versuchte, über ein sehr hohes Pressing die Bayern unter Druck zu setzen. Das ging nach dem Tor über weite Strecken auf; die Münchner hatten eine Passquote von um die 80% und verloren zum Teil den Ball im ersten Drittel. Gelang es den Bayern aber, die erste Pressinglinie zu überspielen, öffneten sich große Räume für schnelle Angriffe, die häufig aber nicht gut ausgespielt wurden.

Dies rächte sich in der 28. Minute. Abermals verspielten die Münchner im letzten Drittel den Ball, namentlich durch Ribéry. Goretzka trieb im Konter den Ball über 40 – 50 Meter nach vorne, die Bayernabwehr blieb unsortiert und konnte zwei Flanken nicht verhindern. Die zweite Flanke von Embolo wollte Goretzka per Seitfallzieher verwerten, traf die Kugel aber nicht sauber. Dadurch kam Di Santo zum Schuss und legte den Ball ins lange Eck – der nicht unverdiente Ausgleich.

Die Bayernelf schüttelte sich kurz und meldete sich zurück. Zunächst in Form von Robert Lewandowski, der einen Drehschuss über das Tor setzte. Wenig später schaute der Pole auf Schiedsrichter Stieler, der nicht auf Elfmeter nach einem Kontakt von Naldo im Strafraum entschied. Während alle auf den Einsatz des VAR warteten, stellte sich Sekunden später die Frage nicht mehr. Robben steckte auf Müller durch, der ging zur Grundlinie. Aus spitzem Winkel sah der Münchner, dass Fährmann auf den Pass spekulierte und das kurze Eck öffnete. Müller war schlauer und schob ins kurze Eck. Die erneute Führung für die Bayern (36.).

Mit der Führung der Bayern ging es in die Pause. Die Münchner Defensivabteilung hatte viel zu tun, da Schalke sich auch während der gesamten ersten Halbzeit viele Standardsituationen in Form von Freistößen und Eckbällen erarbeitete.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste endete, nämlich mit viel Tempo und Einsatz auf beiden Seiten. Schalke versuchte es nach wie vor mit einem hohen Pressing. In einigen Szenen waren alle königsblauen Feldspieler in der Hälfte der Bayern. Die Münchner hatten weiterhin große Probleme, ein sauberes Pass- und Kombinationsspiel aufzubauen. Die Abstände zwischen den Linien, aber auch zwischen den einzelnen Spielern waren häufig nicht ideal. Die Sturmreihe stand zu hoch, so dass James und Vidal häufig die Anspielstationen fehlten. Die beiden wiederum standen zu dicht aufeinander, was zu einfachen Ballverlusten führte.

Ab der 60. Spielminute übernahmen die Bayern etwas mehr die Kontrolle. Über eine erhöhte Passquote kam mehr Sicherheit in das Spiel. Bedingt wurde dies durch ein nicht mehr ganz so agressives Pressing der Schalker.

In der 70. Minute gelang es Schalke, nach einem Bayern-Einwurf den Ball zu erobern. Embolos Fernschuss nutzte Ulreich für eine Flugparade. Auf der Gegenseite hatte Lewandowski eine Möglichkeit, sein Torekonto weiter auszubauen. Nach schöner Vorarbeit von Ribéry und Müller konnte Stambouli ganz knapp klären (72.). Dieser überzeugte in der Kombination mit Naldo in der zweiten Halbzeit; beide fingen unglaublich viele Bälle der Bayern ab.

Die Partie blieb bis zum Ende intensiv. Schalke versuchte, durch die Einwechslungen von Oczipka und Koloplyanka nochmal den Druck zu erhöhen. Bayern brachte Süle, Coman und Martinez für Boateng, der leicht angeschlagen war, Ribéry und James.

Die Münchner spielten die Partie aber in den letzten 15 Minuten souverän zu Ende. Schalke gelang es nicht mehr, kontrolliert in Ballbesitz zu kommen und sich eine Torchance zu erspielen. So blieb es am Ende beim verdienten 2:1-Sieg der Münchner in einer intensiven Partie. Die Gäste forderten mit ihrer Spielweise dem Rekordmeister einiges ab.

Drei Dinge, die auffielen:

1. Wildes Spiel

Ohne die Unterstützung von Jupp Heynckes ließen sich die Münchner auf ein wildes Spiel gegen Schalke 04 ein. Schalke überraschte mit einer offensiven Aufstellung und einem hohen Pressing, aus dem sich die Bayern häufig nur mit langen Bällen befreien konnten. Meist blieb es beim Versuch. Boateng und Ulreich hatten zusammen 14 lange Bälle spielen müssen – nur vier fanden einen Bayernspieler. Dies war ein Grund, weshalb die Passquote der Münchner ‘nur’ bei 82% lag. Gelang den Heynckes-Schützlingen die Befreiung, wurde es direkt gefährlich. James, Robben und Kimmich leiteten gute Möglichkeiten ein, die aber nicht konsequent genutzt wurden. Im Gegenteil – meist gab es einfache Ballverluste, die Schalke für Konter nutzen konnte. Es wurde so eine wilde Partie, ohne Mittelfeld – auf beiden Seiten. Gerade aus Bayernsicht ein eher unglücklicher Zustand.

In der zweiten Halbzeit änderte sich das Bild nur phasenweise. Schalke konnte das Pressing nicht über die kompletten 45 Minuten anbieten, aber immerhin so nachhaltig, dass sich die Münchner kaum Chancen erarbeiten konnten.

2. Vidal hält den Laden halbwegs zusammen

Arturo Vidal kämpft um sein Verbleiben beim FC Bayern. Der Chilene stürzte sich in jeden Zweikampf, als wäre es sein letzter. Dabei war er stets aufmerksam und versuchte, den relativ großen Raum im Zentrum im Rahmen seiner Möglichkeiten abzudecken. Dies gelang ihm über weite Teile der Partie. Zwölf Zweikämpfe zählte am Ende der Partie die Statistik. Allerdings auch fünf Fouls. Hinzu kamen drei abgefangene Bälle. Bemerkenswert war dabei aber nicht nur das Zweikampfverhalten, sondern auch der Versuch Vidals, das Spiel der Bayern auch offensiv durch klugen Spielaufbau anzustoßen. Dabei half ihm, dass er in Pressingsituationen der Schalker, als er zum Teil von drei bis vier Gegenspielern bedrängt wurde, in keinster Weise in Hektik verfallen ist.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wo die Reise für beide Parteien hingeht. Vidal hat noch einen Vertrag bis zum Sommer 2019. Das aktuelle Fußballgeschäft sieht vor, dass spätestens im Sommer eine Entscheidung über seine Zukunft fällt.

Vidal setzt sich gegen Di Santo durch.
Vidal setzt sich gegen Franco Di Santo durch.
(Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

3. Goretzka auffällig

Leon Goretzka hatte ein interessantes Duell mit Vidal auf dem Feld. Dabei gab der zukünftige Bayernspieler durchaus seine Visitenkarte ab. Beim zwischenzeitlichen Ausgleich übersprintete Goretzka das gesamte Feld und zeigte seine Box-to-Box Fähigkeiten. Generell ist Goretzka ein Spieler, der sich gerne offensiv in den Strafraum bewegt. Auch gegen Bayern war dies wieder zu sehen. Was ihn dabei auszeichnet ist eine gute Übersicht. Goretzka agiert in diesen Situationen nie eigensinnig, sondern sucht immer den besser positionierten Mitspieler.

Auch defensiv positionierte sich Goretzka großartig. Sein Pressing setzte das Bayern-Mittelfeld stets unter Druck. Einfache Befreiungen waren nur selten möglich.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

FC Bayern – FC Schalke 04 2:1 (2:1)
FC Bayern Ulreich – Kimmich, Boateng (71. Süle), Hummels, Alaba – Vidal – Robben, Müller, James (81. Martínez), Ribéry (77. Coman) – Lewandowski
Bank Starke, Wagner, Rafinha, Tolisso
FC Schalke 04 Fährmann – Stambouli, Naldo, Kehrer – Caligiuri, Goretzka, Meyer (59. Oczipka), Schöpf – Embolo, Burgstaller (65. Harit), Di Santo (77. Konoplyanka)
Bank Nübel, Pjaca, Teuchert, Tekpetey
Tore 1:0 Lewandowski (6.); 1:1 Di Santo (29.); 2:1 Müller (36.)
Karten Gelb: James, Vidal / Meyer, Burgstaller
Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg)
Zuschauer 75.000 (ausverkauft)