Hertha BSC Berlin - FC Bayern München, 29.11.2014

Hertha BSC – FC Bayern München 0:1 (0:1)

Jolle Trenner 29.11.2014

Falls Ihr es verpasst habt:

Hertha lief im 4-2-3-1 auf, wobei Hegeler als zweiter Innenverteidiger neben Brooks agierte, Schulz den linken sowie Ndjeng den rechten Verteidiger gab und das Duo Skjelbred-Hosogai die Doppelsechs bildete. In der offensiven Mittelfeldreihe spielte Ben-Hatira links, Stocker in der Zentrale und Beerens auf der rechten Seite. Im Sturmzentrum lief Schieber auf. Bayern spielte formal in einem 4-1-3-2 mit einer Viererkette bestehend aus Bernat, Dante, Boateng und Rafinha. Davor nahm Alonso die Position des alleinigen Sechsers ein. Ribery lief wie gewohnt links außen auf. Überraschenderweise hatte Pep Guardiola auf der 10 Robben aufgestellt, für den Götze auf die Position rechts außen rückte. Lewandowski und Müller bildeten die Doppelspitze davor.

Die erste Halbzeit ging gleich munter los, schon in der zweiten Minute vergab Lewandowski nach Hereingabe von Müller eine hundertprozentige Torchance. Die Hertha zeigte sich von Spielbeginn an bissig, ging aggressiv in die Zweikämpfe und bereitete den Bayern so durchaus einige Probleme. Teilweise zogen sich die Berliner weit zurück in ein 4-4-1-1 und entzogen sich so der Gefahr, durch Bayerns Pass- und Positionsspiel auseinandergenommen zu werden. Dann rückten sie wieder angriffslustig raus. So kam es, dass Bayern in der ersten Halbzeit zwar eine gewohnt hohe Passquote von 87 Prozent aufwies, im letzten Drittel aber auf einen Wert von 70 Prozent absank. Dennoch waren es klar die Bayern, die mit knapp 80 Prozent Ballbesitz und 791 angekommenen Pässen das Spiel dominierten. Zum Vergleich, Hertha brachte lediglich 147 Pässe zum Mitspieler.

Im ganzen Spiel gaben die Berliner nur vier Schüsse in Richtung Manuel Neuers Kasten ab; aufs Tor kam davon lediglich einer. Die Bayern produzierten dagegen gerade in der ersten Halbzeit eine hochkarätige Torchance nach der anderen und kamen auch in Halbzeit 2 noch zu einigen guten Möglichkeiten. Den einzigen Treffer des Nachmittags erzielte allerdings Arjen Robben, der nicht nur den Ball an der rechten Strafraumecke bekam, sondern auch genügend Zeit und Platz für seinen Signature Move, um mit dem linken Fuß erfolgreich abzuschließen. Anschließend verpassten es die Bayern, die Partie durch weitere Treffer zu entscheiden und beließ Berlin so weiter im Spiel.

In Halbzeit 2 wurde Hertha dann etwas mutiger und rückte gerade nach der Hereinnahme von Kalou und Ronny für Schieber und Ben-Hatira eine halbe Stunde vor Schluss weiter nach vorn. Luhukay stellte mit den Wechseln auf ein 4-4-1-1 um, wobei Ronny die hängende Spitze hinter Kalou gab. Bayern wirkte nun nicht mehr ganz so stabil und souverän. Fast hätten die Roten in der 86. Minute noch den Ausgleich kassiert, als Brooks Neuer zu seiner einzigen Parade zwang.

3 Punkte, die auffielen:

1. Fokus auf die Mitte

Schon unter der Woche gegen Manchester City hatte man die Flügelzange Ribery und Robben erstaunlich häufig im Spielfeldzentrum gesehen. Gegen die Hertha waren es häufig allein Bernat und Rafinha, die die Breite auf den Flügeln gaben, während die fünf Offensiven Ribery, Robben, Götze, Müller und Lewandowski die Mitte überluden. So musste Hertha zwar auch nur einen engen Korridor verteidigen, war damit durch die hochflexible Spielanlage der Bayern aber dennoch permanent überfordert. Es zahlte sich spätestens beim Torerfolg Robbens aus, dass Guardiola ihn mit der Rolle des offensiven Mittelfeldspielers in der Zentrale betraut hatte. Von hier musste er nicht zunächst von ganz außen nach innen ziehen, um in Tornähe zu kommen, sondern konnte fast direkt abschließen.

Robben und Ribery übernahmen gegen Hertha häufig die Aufgaben, für die bei Bayern eigentlich Thiago als Achter vorgesehen gewesen wäre. Gerade Ribery ließ sich häufig weiter zurückfallen, um den Spielaufbau anzutreiben. Beide verbanden mit vielen kleinen, wendigen Aktionen Defensive mit Angriff und beschäftigten Herthas zentrale Abwehr, wodurch sich für Götze, Müller und Lewandowski Schnittstellen ergaben. Überhaupt glänzte die Bayern-Offensive mit eingespielten Automatismen und klugen Laufwegen. Dies änderte sich auch nicht, als in der 66. Spielminute Rode für Götze ins Spiel gekommen war. Er fügte sich wie schon in Manchester, wo er in der Startelf stand, gut in den Spielfluss ein und lieferte eine gute Partie ab. Bastian Schweinsteiger kam dagegen erst zehn Minuten vor Abpfiff für Müller ins Spiel. Offenbar hatte sich Guardiola entschlossen, den Langzeitverletzten ganz behutsam wieder in die Mannschaft einzubauen. Wie Rode spielte er zuweilen hinter Alonso als Sechser, war aber auch in der Angriffsreihe und auf der Acht zu finden. Das Flügelspiel vernachlässigten die Bayern dagegen etwas, obwohl ihnen Berlin die Räume dafür ließ. Dies dürfte ganz nach Guardiolas Geschmack sein. Schließlich steht auch das Tor in der Mitte.

2. Klägliche Chancenverwertung

15 Mal waren die Bayern zum Torabschluss gekommen, fünf davon brachte man aufs Tor, dreizehn mal hatte man sich eine Schussposition innerhalb des gegnerischen Strafraums herauskombiniert, doch nur ein Schuss ging rein. Und das war einer der beiden Schüsse von Arjen Robben, die jenseits des Sechzehners abgegeben wurden. Einerseits zeigte der Ex-Münchner Thomas Kraft eine ausgezeichnete Leistung im Tor der Hertha und entschärfte vier Bälle mit klasse Paraden. Andererseits müssen die Bayern mehr aus ihren Möglichkeiten machen. Erfreulicher Seitenaspekt: Da man selbst auf der anderen Seite keinen Gegentreffer zuließ, konnte man nicht nur das Spiel gewinnen, sondern auch den Rekord einstellen, den Timo Hildebrand in der Saison 2003/04 mit dem VfB Stuttgart aufgestellt hatte. Der hatte damals nach dreizehn Spielen nur drei Tore kassiert. Manuel Neuer gelang dies nun ebenfalls.

3. Fuß vom Gas in Halbzeit 2

Obwohl die Erinnerungen an das Spiel gegen Manchester City noch frisch waren, bei dem man in der der Schlussphase einen sicheren Sieg noch durch Individualfehler vergeben hatte, nahmen die Bayern in der zweiten Halbzeit gegen die Hertha deutlich den Fuß vom Gas. Und das, obwohl die Führung mit einem Tor denkbar knapp war. Dass über einen Konter, eine kleine Unachtsamkeit oder einen der berüchtigten Freistöße eines Ronny ein unglückliches Gegentor immer möglich ist, sollte man eigentlich im Hinterkopf haben. Brooks machte kurz vor Schluss deutlich, wie schnell man sich in den Schlussminuten die Wurst noch hätte vom Brot nehmen lassen können. Doch diesmal gelang das riskante Unterfangen. Bayern blieb konzentriert bei der Sache und fuhr den Sieg nach hause. Peps Mannen waren auch in der zweiten Hälfte noch zu etlichen Tormöglichkeiten gekommen, gingen aber nicht mehr mit vollem Einsatz auf das 2:0. Das reichte für drei Punkte.

Im kommenden Frühjahr könnte der FCB – sollte er sowohl das Finale des DFB-Pokals als auch das Endspiel der Champions League erreichen – noch zwei weitere Male in die Hauptstadt reisen. Die Gegner wären dann aber andere. Auch da wären Siege der Roten gern gesehen, und seien sie auch denkbar knapp.

Hertha BSC – FC Bayern 0:1 (0:1)
Hertha BSC Kraft – Ndjeng, Hegeler, Brooks, Schulz – Hosogai, Skjelbred – Beerens, Stocker (76. Haraguchi), Ben-Hatira (61. Ronny)- Schieber (61. Kalou)
Bank Jarstein, Heitinga, Niedermeyer, Wagner
FC Bayern Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Bernat – Alonso – Robben, Müller (80. Schweinsteiger), Götze (66. Rode), Ribéry – Lewandowski
Bank Zingerle, Benatia, Højbjerg, Gaudino, Shaqiri
Tore 0:1 Robben (27.)
Karten Gelb: Hosogai
Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer 76.195 (ausverkauft)