FC Bayern München – Hamburger SV 8:0 (3:0)
Falls Ihr es verpasst habt:
Der FC Bayern musste kurzfristig auf Xabi Alonso verzichten, der sich beim Anschwitzen leicht verletzte und nach einer Untersuchung geschont wurde. Durch den Ausfall des Spaniers gab es einige taktische und personelle Umstellungen. Müller ersetzte den Spanier nominell, allerdings wurde die Position des Sechsers alleine von Schweinsteiger begleitet. Weiterhin feierten Rafinha und Badstuber ihr Comeback nach Verletzung. Für Holger Badstuber endete damit eine mehr als 150 Tage dauernde erneute Verletzungspause. Zuletzt spielte er beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Taktisch setzte Pep Guardiola auf ein sehr variables 3-4-3, wobei Alaba und Schweinsteiger gerne zwischen beide Innenverteidiger abkippten. Rafinha spielte mal den rechten Außenverteidiger, allerdings zog sich im Notfall auch Bernat stark zurück. Überwiegend unbedrängt konnte der FC Bayern zumeist über Badstuber aufbauen. Der HSV setzte auf ein 4-4-2, welches von Trainer Zinnbauer personell durchaus offensiv aufgestellt wurde.
In den ersten 15. Minute kombinierte sich der FC Bayern durchaus gefällig nach vorne, ohne aber große Torchancen zu kreieren. In der 20. Minute hatten die Münchner die beste Ballstafette. Auffällig ist, wie blind sich Rafinha und Robben verstehen. Die Flanke des Brasilianers trifft die Hand von Marcos. Schiedsrichter Weiner zeigte auf den Punkt. Müller verwandelte sicher gegen Drobny. Nur ein paar Sekunden nach Wiederanpfiff schickte Schweinsteiger Müller steil, dessen Schuss konnte der HSV Schlussmann noch parieren, doch Götze staubte zum 2:0 ab. Josef Zinnbauer reagierte und wechselte den Verletzten Olic aus und brachte mit Nicolai Müller einen Mittelfeldspieler. Die Grundformation änderte sich auf ein 4-5-1, welches dem HSV zunächst mehr Sicherheit verlieh. Um die 30. Minute versuchte der HSV dann mit sehr aggressiven Pressing die Münchener Spielaufbau zu stören. Der zunächst sträflich ignorierte Badstuber wurde fortan stark unter Druck gesetzt. Allerdings rächte sich die aggressive Art. Aus einem HSV-Einwurf auf Höhe des Bayernstrafraums entwickelte sich eine Kontersituation in der Götze zunächst den Ball gut behaupten konnte. Über Müller kam der Ball zu Robben, der in die Mitte zog und aus fast 25 Meter dank des Innenpfostens auf 3:0 erhöhte.
Unverändert ging es in die zweite Halbzeit. Noch immer durfte der völlig überforderte Marcos gegen Robben auflaufen. Nur kurze Zeit nach dem Pausentee kommt besagter Marcos nicht hinterher. Der Niederländer – diesmal rechts – vorbei und schließt auch mit rechten Fuß ins kurze Eck ab. Erst sein fünftes Tor mit dem rechten Fuß für den FC Bayern. Spätestens jetzt zerfiel der HSV komplett. Müller besorgte unbedrängt mit einem weiteren Fernschuss das 5:0 und legte nur wenig Später den Ball für Lewandowski zum 6:0 auf. Erst jetzt reagierte der HSV Trainer Zinnbauer und nahm van der Vaart und Marcos vom Platz. Es half allerdings nur wenig. Ribery und Götze trafen noch. Am Ende stand es 8:0. Der höchste Bayern-Sieg seit einem 9:0 gegen Kickers Offenbach 1984 und der vierthöchste Bayern-Sieg aller Zeiten in der Bundesliga. Für den HSV war trotz unbedeutender Teilnahmedauer die höchste Niederlage in der Bundesligageschichte.
3 Dinge, die auffielen:
1. Spielfreude
Von Beginn an merkte man vor allem den zuletzt kritisierten Lewandowski, Götze und Müller eine deutlich gesteigerte Spielfreude an. Alle drei besagten Spieler hatten fast 60% gewonnene Zweikämpfe und wirkten deutlich präsenter. Die gesamte Spielanlage wirkte vertikaler und direkter. Wobei Thomas Müller ein ganz besonders Spiel hatte: 2 Tore und 3 Torvorlagen. Hinzu kamen noch 3 weitere Abschlüsse – und das alles mit nur 45 Ballkontakten. Seine Stärken in dieser Partie lagen eher im antizipieren der Räume. Ähnlich lesen sich die Zahlen von Mario Götze: 82 Ballkontakte, 2 Tore und vier Abschlüsse. Darüber hinaus für einen Offensivspieler eine überragende Passquote von 94%. Ähnlich Robert Lewandowski, der in den letzten Wochen stets bemüht, aber glücklos wirkte. 1 Tor und 1 Torvorlage zeugten von einer guten Leistung. Der Pole wich von Beginn an stets auf den linken Flügel aus, zog die Innenverteidiger weit auseinander und schaffte so Raum für seine Kollegen. Unerwähnt bis hier hin, aber mit einer sehr guten Vorstellung: Arjen Robben. Der Niederländer kommt nun mit 14 Toren und 3 Assists auf 17 Torbeteiligung in 17 Bundesligaspielen. Nicht unerwähnt bleiben darf der Spielgestalter Bastian Schweinsteiger, der die meisten Pässe (113) und meiste Key Passes (5) aufweisen konnte. Er übernahm im Vergleich zu den Auftritten mit dem Duo Alonso-Schweinsteiger dieses Mal den Part des Spaniers.
2. Holger Badstuber
Kein leichtes Comeback erlebte Holger Badstuber, der möglicherweise erst durch den Ausfall von Alonso etwas überraschend in der Startelf stand. In den ersten drei Pflichtspielen wurde er nach nur spärlicher Einsatzzeit in den Testspielen außen vor gelassen. Sammer bestätigte unlängst man wolle Badstuber behutsam aufbauen. Umso überraschender sein Startelfdebüt 2015.
Immer wenn Holger Badstuber spielt, fällt auf, was ein typischer Innenverteidiger eigentlich nicht kann: Sein überragender Spielaufbau. Der HSV versuchte den ehemaligen deutschen Nationalspieler manchmal zu pressen, doch meist scheiterte der Versuch. Dies öffnete Räume, die der FC Bayern zu nutzten wusste. Mit zunehmenden Spielverlauf gewann Badstuber mehr Sicherheit und wagte sich an seine Spezialfähigkeit: lange Diagonalbälle. Schlug der erste Pass auf Robben noch fehl, öffnete dann jeder weitere Pass große Räume für den Niederländer. Mit Leichtigkeit konnte das inkonsequente Hamburger Pressing überspielt werden. 7 dieser Pässe kamen an – nur 3 fanden keinen Abnehmer.
Auch sonst zeigte Badstuber eine souveräne Leistung: 117 Ballkontakte, 90% Passquote und 100% Zweikampfquote. Lediglich ein Mal lies er sich von Rundevs überlaufen, konnte diesen aber durch geschicktes Stellungsspiel noch nach Außen abdrängen. Allerdings wurde hier deutlich, dass Badstuber noch etwas die Spritzigkeit und Fitness fehlte. Kein Wunder nach 17 verpassten Bundesligapartien.
3. Desolater HSV
Die Zahlen aller Bayernakteure lesen sich überragend. Am Ende stehen 8 Tore, 25 Torschüsse und 806 gespielte Pässe auf der Habenseite. Hinzu kommen 73% Ballbesitz, sowie eine Zweikampfquote von 70% – gepaart mit lediglich 3 Foulspielen der Münchener. Diese Zahlen waren nur möglich, weil der HSV dem FC Bayern diese Art Spiel ermöglicht hatte. Konnten die Hanseaten in den ersten Minuten die Räume noch geschlossen halten, zerfiel das taktisch fragile 4-4-2 Gebilde spätestens in der zweiten Halbzeit in seine Einzelteile. Die Abstände, weder zum Nebenmann noch zu den vor bzw. nachgelagerten Ketten, stimmten nicht. Der FC Bayern hatte in allen drei Dritteln beliebig viel Platz zum Kombinieren und spielte sich zwischen der 45. und 70. Minute in einen wahren Rausch.
Die taktische Variante Robben nicht zu Doppeln bzw. die Mittelfeld- und Abwehrkette soweit auseinander hängen zu lassen, wirkte geradezu naiv. Gerade weil der junge Ronny Marcos erst sein 8. Bundesligaspiel machte und noch nicht über die taktische Erfahrung eines gestanden Profis verfügen kann. Marcos wirkte gegen Robben vollkommen überfordert – gewann keinen Zweikampf und hatte lediglich 22 Ballkontakte. Immerhin konnte er noch fünf Mal in höchster Not klären, nachdem er zumeist von Robben ausgespielt wurde.
Spätestens nach dem 4:0 gab sich der HSV völlig auf und sehnte den Abpfiff herbei. In der Summe erinnerte vieles an die 2:9 Niederlage im Frühjahr 2013. Eigentlich hatte sich vor allem die Defensive unter Zinnbauer stabilisiert, doch heute kassierte der HSV 26% seiner bisherigen Gegentore und muss mit Betracht auf die Tordifferenz einen herben Dämpfer hinnehmen.
FC Bayern – Hamburger SV 8:0 (3:0) | |
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FC Bayern | Neuer – Rafinha, Benatia (59. Ribéry), Badstuber, Bernat – Schweinsteiger – Robben (71. Pizarro), Müller (66. Gaudino), Götze, Alaba – Lewandowski |
Bank | Reina, Dante, Rode, Weiser |
Hamburger SV | Drobny – Götz, Djourou, Westermann, Marcos (57. Ostrzolek) – Stieber, Díaz, van der Vaart (57. Jiracek), Jansen – Rudnevs, Olic (24. Müller) |
Bank | Adler, Rajkovic, Gouaida, Kacar |
Tore | 1:0 Müller (21.), 2:0 Götze (23.), 3:0 Robben (36.), 4:0 Robben (47.), 5:0 Müller (55.), 6:0 Lewandowski (56.), 7:0 Ribéry (69.), 8:0 Götze (88.) |
Karten | Gelb: – / van der Vaart |
Zuschauer | 75.000! (ausverkauft) |
Schiedsrichter | Michael Weiner (Ottenstein) |