Eintracht Frankfurt – FC Bayern München 0:4 (0:1)
Falls ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola stellte auf zwei Positionen im Vergleich zum Champions League Spiel um. Dante ersetzte Benatia und Müller rückte für Alaba ins Team. Aus dem 3-4-3 Grundsystem wurde ein klares 4-2-3-1 mit der klarsten aller Viererketten in dieser Saison. Alonso und Lahm wechselten sich auf der Sechsersposition ab, wobei Alonso vor allem den defensiveren Part übernahm. In der besten Phase der ersten Halbzeit (zwischen der 15. und der 30. Minute) spielte er meist zwischen den beiden Innenverteidigern und gestaltete so das Aufbauspiel. Wobei seine Passquote bei langen Bällen in der ersten Halbzeit nur bei 57% lag. Allgemein tat sich die Mannschaft mit der klaren Viererkette schwer, da Frankfurt in der Zwischenzeit gutes Pressing spielte und den FC Bayern lange Zeit im ersten Drittel festhielt. Hier erwies sich die Viererkette als Problem; es fehlte häufig eine Option im Aufbauspiel. Auffällig war in diesen Momenten, wie sehr Alaba als Raumöffner fehlte. Seine gut getimten Sprints, die normalerweise Platz für seine Mittspieler schaffen, gingen dem Team an einigen Stellen ebenso ab wie die Harmonie mit seinem Kumpel Ribéry auf dem Flügel. Das Duo Bernat und Ribéry benötigt noch Zeit. Das haben einige Abspielfehler gezeigt.
Konnte sich der FC Bayern befreien, spielte die Eintracht meist ein kluges taktisches Foulspiel. Bereits nach 45 Minuten hatte Frankfurt mit 16 Fouls, so viele Fouls wie es im gesamten Spiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund gab. Somit gelang es Frankfurt, die Bayernmitte gut unter Kontrolle zu halten. Lahm kam nach 45 Minuten gerade mal auf 20 Ballkontakte. Das Bayernmittelfeld war größtenteils aus dem Spiel genommen. So entstand das 1:0 durch Müller nach einer schnellen Umschaltbewegung – und einem schönen Vertikalpass von Lewandowski auf Ribéry – genau in die Schnittstelle. Dieser legte auf Müller, der mit etwas Glück das 1:0 markierte.
In der zweiten Halbzeit gab es nur wenig Veränderungen auf beiden Seiten. Frankfurt presste weiter, doch der FC Bayern konnte sich besser befreien. Die Abstimmung zwischen Lahm und Alonso klappte besser. Immer wenn der FC Bayern die erste Pressingreihe von Frankfurt überspielte, wurde es gefährlich. Zunächst halfen vor allem Abseitspfiffe bzw. ungenaue Zuspiele der Bayernspieler. In der 64. Minute war wieder eine dieser typischen Aktionen: Frankfurt presste auf Dante – dieser spielte zu Lahm und der wiederum steil auf Ribéry. Erneut ein Steilpass von Ribéry und Müller war frei vor dem Tor – und vollendete mustergültig zum 2:0. Nur vier Minuten später gab es einen Einwurf auf Höhe der Mittellinie und erneut ging es zu schnell für Frankfurt – diesmal Götze mit einem Pass in die Schnittstelle und erneut war es Müller, der traf. Gegen Ende gab sich die Eintracht auf, es gab noch eine Vielzahl von Halbchancen. Eine nutzte Rode dessen Schuss von Shaqiri zum 4:0 Endstand abgelenkt wurde. Der FC Bayern feierte mit dem 4:0 Sieg den höchsten Erfolg innerhalb der Bundesliga im Stadion der Eintracht und Jerome Boateng ist nunmehr seit 50. Spielen in Folge ungeschlagen innerhalb der Bundesliga.
3 Dinge, die auffielen:
1. Probleme mit 4-4-2 und engen Ketten
Den aufmerksamen Lesern wird auffallen, dass wir das Argument vom Mittwoch erneut verwenden. Auch gegen Frankfurt hatte der FC Bayern Probleme mit dem 4-4-2, wobei Frankfurt das 4-4-2 defensiv deutlich anders interpretierte als der AS Rom. Während Rom versuchte, die Ketten untereinander möglichst eng zu halten, versuchte es die Eintracht mit einem hohen Pressing. Wie bereits erwähnt funktionierte dies vor allem in der ersten Halbzeit. Die größten Probleme hatte Frankfurt, als Alonso abkippender spielte und somit längere Ballbesitzphasen für den FC Bayern entstanden. Dann ließ sich die Eintracht zurückfallen in ein 5-3-2-System, wobei dieses viel Raum zwischen den Schnittstellen bot und nicht annähernd so konsequent gespielt wurde wie das Pressing aus der 4-4-2 Grundformation. Diese Phase trat erst ab der 15-20 Minute ein, bis dahin hatte der FC Bayern nicht einen Torschuss auf der Uhr, was bis dato einen neuen „Negativrekord“ in der Saison bedeuten sollte.
Gelang es dem FC Bayern aber, das Pressing der Eintracht zu umspielen, ergaben sich viele Torchancen – auch bei schnellen Balleroberungen im zweiten bzw. im Angriffsdrittel wurde es meist sofort gefährlich, da Frankfurt dann keinen Zugriff bekam. Der FC Bayern versuchte dann mit schnellen Bällen in die Spitze den durchstartenden Lewandowski und/oder Müller zu bedienen. Meist wurden die Pässe von Götze und Ribéry gespielt. Dabei spielte Ribéry erneut wieder sehr zentral, was sich zumindest beim 2:0 positiv bemerkbar machte. Die beschriebenen Pässe waren aber meist zu ungenau oder der FC Bayern stand mehrfach im Abseits. Insgesamt sechs Mal, was wiederum neuer Negativrekord war in dieser Saison und ein deutliches Indiz ist für die Abstimmungsprobleme untereinander.
2. Das taktische Foulspiel als neues Stilmittel
Der FC Bayern hatte auswärts zuletzt Probleme: vor dem Spiel standen lediglich drei Auswärtstore auf der Habenseite. Nur Hamburg und Augsburg waren schlechter. Drei Unentschieden und ein Sieg bedeuten zwar immer noch Rang vier in der Auswärtstabelle, zeigen zugleich aber noch Steigerungspotenzial an. Vor allem gegen die defensive Grundausrichtung hatte der FC Bayern Probleme (Gladbach & Hamburg) und konnte sich zum Teil nur wenig zwingende Torchancen erspielen. Verstärkt wurde dies durch Gegner, die zum Stilmittel des taktischen Fouls griffen. So foulte Hamburg im ersten Spiel 23 Mal. Die Eintracht griff zu einem ähnlichen Mittel und hatte bereits zur Halbzeit 16 Fouls. So viele gab es zwischen Bayern und Dortmund fast im gesamten Spiel (18). Dies behinderte den Spielaufbau des FC Bayern deutlich. Die Freistöße aus dem Halbfeld wurden allesamt leichtfertig vergeben, sind aber ohnehin nicht die erste Option beim Erzielen eines Tores. Konnte sich der FC Bayern mal aus dem Pressing befreien, wurde ein Spieler der Roten gefoult. Dieses Mittel ist zwar nicht schön anzusehen, aber durchaus legitim.
In der zweiten Halbzeit gelang es dem FC Bayern dann besser, den Pfiff zu vermeiden – Pässe wurden früher gespielt, die Ballhaltezeiten der einzelnen Spieler reduzierten sich, die Chance auf ein Foulspiel durch den Gegner sank. Die Eintracht kam in Halbzeit zwei lediglich auf 5 Foulspiele. Der FC Bayern konnte sich besser befreien, was sich schlussendlich auch auf der Anzeigetaffel bemerkbar machte.
3. Müller, Müller, Müller
Thomas Müller tat die Pause gegen den AS Rom sichtlich gut, bereits nach 20 Sekunden konnte er sich auf der linken Außenbahn in Szene setzen. Sein uneigennütziger Querpass auf Lewandowski war an dieser Stelle nicht nötig. Wenig später gab es dann beinahe eine Kopfballvorlage nach einer der besseren Freistoßvarianten. Dabei versuchte er immer wieder von der rechten Außenbahn, nach anfänglich längerem Aufenthalt auf der linken Seite, in die Mitte zu stoßen – und spielte über weite Strecken als zweite Spitze. Allerdings lief er dabei alleine vier Mal ins Abseits. Nachdem er zuletzt unglücklich agierte beim Verwerten von Torchancen (Dortmund, Hamburg) – gelangen ihm heute aus fünf Torschüssen drei Tore. Vor allem beim Treffer zwei und drei agierte Müller äußerst geschickt und schaute Frankfurts Torwart Wiedwald geschickt aus. Darüber hinaus gab er noch drei Torschussvorlagen und trug somit maßgeblich zum Erfolg des FC Bayern bei. Mit nunmehr sechs Toren in der Bundesliga rückt Müller auf den zwischenzeitlich geteilten ersten Platz der Torjägerliste. In der Scorerliste konnte er sich absetzen und steht nun mit 11 Punkten ganz oben.
Eintracht Frankfurt – FC Bayern 0:4 (0:1) | |
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Eintracht Frankfurt | Wiedwald – Chandler, Anderson, Russ, Oczipka – Hasebe (90. Ignjovski), Medojevic – Aigner (82. Piazon), Stendera (67. Kittel), Seferovic – Meier |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Bernat – Lahm (72. Rode), Alonso – Götze, Müller, Ribéry (76. Shaqiri) – Lewandowski (68. Robben) |
Bank | Zingerle, Benatia, Hojbjerg, Gaudino |
Tore | 0:1 Müller (22.), 0:2 Müller (64.), 0:3 Müller (67.), 0:4 Shaqiri (86.) |
Karten | Gelb:Chandler, Aigner / Ribéry |
Schiedsrichter | Florian Meyer (Burgdorf) |
Zuschauer | 51.500 (ausverkauft) |