We Kick Corona

Maurice Trenner 30.08.2020

Am 20. März verkündeten sie die Gründung einer wohltätigen Initiativ, We Kick Corona war geboren. Mit einem simplen Konzept schafften sie es im Nu, die Fußballwelt zu erobern und Dutzende von Spielern und Trainern – und schließlich insgesamt 3800 Spender – zu überzeugen, den Schwächsten in Deutschland und auf der gesamten Welt mit einer Spende zu helfen. 

Das Ziel von We Kick Corona ist es, jene großen und kleinen wohltätigen Initiativen und Organisationen zu unterstützen, die aufgrund des plötzlichen Shutdowns weiter Teile des gesellschaftlichen Lebens im Frühjahr finanziell schnell in große Probleme geraten waren. Leon Goretzka und Joshua Kimmich sind auf der We-Kick-Corona-Website mit den Worten zu lesen: „Als Profifußballer leben wir ein gesundes und privilegiertes Leben. Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, in diesen schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen.“ 

Bislang hat die Initiative 480 Projekten in ganz Deutschland geholfen. Zu dieser Hilfe zählt essentielle Unterstützung in direktem Zusammenhang mit der Pandemie, einschließlich Nahrungsmittellieferungen an allein lebende Menschen, Unterstützung von Krankenhäusern, Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung in lokalen Hotspots, Unterstützung von Blutspendeeinrichtungen und vieles mehr. Hilfe erhalten jedoch nicht nur wohltätige Organisationen und Initiativen im Gesundheitsbereich, sondern auch andere lokale und nationale Einrichtungen, die aufgrund des Coronavirus in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Die We-Kick-Corona-Webseite listet insgesamt 480 Projekte mit so unterschiedlichen Zwecken wie der Unterstützung von Alzheimerkranken, Drogenabhängigen oder gefährdeten Frauen und jungen Menschen in sozial benachteiligten Gegenden auf. Auf dem Höhepunkt der Krise waren viele der eigentlich dafür zuständigen Hilfsorganisationen nicht mehr in der Lage, in gewohnter Weise zu arbeiten und Spenden zu sammeln, so dass sie Woche für Woche Geld verloren. We Kick Corona hat diesen Organisationen einen Rettungsanker geboten; viele von ihnen wären ohne die finanzielle Hilfe unmittelbar von einer Schließung bedroht gewesen.

Im August wurde publik, dass das Museum der Auschwitz-Gedenkstätte 75.000 Euro von We Kick Corona erhält. Die Spende soll dazu beitragen, die seit März entgangenen Einnahmen durch fehlende Besucher auszugleichen und zudem eine Sonderausstellung einzurichten, die zukünftige Besucher über nach Auschwitz deportierte Sportler und Sportlerinnen informieren soll. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Art der Aufklärungsarbeit bis in die Gegenwart und darüber hinaus fortgesetzt wird und dass Orte und Gelegenheiten wie diese für künftige Generationen erhalten bleiben. Was wäre es für eine Tragödie, wenn einige der wichtigsten Einrichtungen, die sich unermüdlich für Bildung, Toleranz und die Hilfe bedürftiger Menschen einsetzen, aufgrund einiger Monate entgangener Einnahmen für immer schließen müssten. Deshalb war und ist We Kick Corona so wichtig – es ist nicht nur eine Initiative für den Augenblick, sondern etwas, das hilft, gute und wichtige Ideen und Einrichtungen dauerhaft zu sichern.

Auf der Homepage von We Kick Corona befindet sich ein Formular, dass jeder, der sich für die Hilfe der Aktion bewerben möchte, schnell und einfach ausfüllen kann. Ebenso leicht ist es zu helfen. Schon mit einer einfachen Banküberweisung kann sich jeder beteiligen. We Kick Corona hat bisher Geld von 3800 Spendern eingesammelt. Dazu gehören Unternehmen, aber auch ganz gewöhnliche Menschen wie du und ich. Unter den Spendern befinden sich zahlreiche Prominente und Sportler aus anderen Sportarten, aber der Löwenanteil der Spenden kommt von den Kollegen Profifußballern der beiden Gründer. Die großzügigen Spieler kommen aus der ganzen Welt, aber es gibt eine beträchtliche Unterstützung von Bundesliga-Stars wie Mats Hummels, Lars Stindl, Jonathan Tah und vor allem aus der FC Bayern-Familie: Hansi Flick, Sven Ulreich und Lina Magull sowie die neu dazugestoßenen Leroy Sané und Alexander Nübel zählen etwa dazu.

Joshua Kimmich und Leon Goretzka sind nicht die Einzigen, die mit einem Hilfsprojekt tätig geworden sind. Quer durch alle Ligen Europas haben viele Fußballer die Initiative ergriffen, eigene Hilfsprojekte zu starten. So öffneten beispielsweise die Premier-League-Legenden Gary Neville und Ryan Giggs ihr Hotel für die kostenlose Unterbringung von Pflegepersonal; Joe Cole startete eine Initiative, die Schutzvisiere mittels 3D-Druck für Einsatzkräfte an der Front im Kampf gegen das Virus herstellt; und Jordan Henderson richtete die Initiative PlayersTogether für Fussballer in ganz England ein, um Hilfsorganisationenen im Gesundheitswesen zu unterstützen. Marcus Rashford forderte bekanntermaßen (und erfolgreich) die britische Regierung auf, Hunderttausende von Kindern weiterhin kostenlos mit ihrer üblichen Schulmahlzeit zu verpflegen, ohne das sie sonst den ganzen Sommer über hätten auskommen müssen.

La Liga’s Santander-Festival brachte Fußballspieler vieler spanischer Spitzenklubs sowie Sänger und andere Sportstars zusammen, um spanischen Gefängnisinsassen ein wenig Unterhaltung und Abwechslung in ihrem coronabedingt reduzierten Gefängnisalltag zu bieten, wofür die Initiative 625.000 Euro einsammeln konnte. Lionel Messi und Christiano Ronaldo spendeten jeweils eine Million Euro an Krankenhäuser in Barcelona und Lissabon. PSGs Neymar spendete eine beträchtliche Summe Geld an UNICEF, und Kylian Mbappé spendete an Wohltätigkeitsorganisationen für Obdachlose in ganz Frankreich. Es gibt unzählige weitere Geschichten von Fußballspielern auf der ganzen Welt – sowohl von Superstar-Millionären als auch von Spielern in den unteren Ligen – die mit Obdachlosen- und Lebensmittelhilfseinrichtungen zusammenarbeiten, mit ihrem Einfluss Regierungen zur Hilfe bewegen, und mit Videoanrufen einsame oder vereinsamte Fans erheitern.

Doch auch in Deutschland gibt es nicht nur We Kick Corona. So brachte etwa Gladbachs bekannte Pappfan-Aktion ca. 40.000 Euro für wohltätige Zwecke ein, Spieler des VfL Wolfsburg arbeiteten ehrenamtlich in einem Supermarkt und halfen dabei Regale zu füllen, und Dortmund verwandelte sein Stadion in ein Coronavirus-Behandlungszentrum. Robert Lewandowski spendete eine Million Euro für den Kampf gegen das Coronavirus, Jerome Boateng unterstützte die Münchner Tafel und Thomas Müller lieferte Nahrungsmittel an Menschen aus, die sich zu Hause isolieren mussten.

Solches Engagement ist für die Bayern keine Neuheit. Der FC Bayern blickt auf eine lange und reichhaltige Geschichte karitativer Hilfe und Unterstützung örtlicher Gemeinden und Organisationen zurück und Joshua Kimmich und Leon Goretzka sind nur die letzten in einer langen Reihe von Spielern der Bayern, die ihren Beitrag zur Hilfe in der Welt leisten. Manuel Neuer beispielweise hat vor vielen Jahren die Manuel Neuer Kids Foundation für Kinder in sozial benachteiligten Gebieten gegründet. Thomas Müller führt jedes Jahr eine Benefizauktion für Young Wings durch und nimmt regelmässig an Golf- und Schafskopfturnieren für wohltätige Zwecke teil. Als Club hat Bayern auch andere Clubs, die vom finanziellen Ruin bedroht waren, in erheblichem Umfang finanziell unterstützt, egal ob groß oder klein. Die Wohltätigkeitsstiftung des Clubs FC Bayern Hilfe e.V. arbeitet u.a. mit Behinderten, krebskranken Kindern und Menschen in finanziellen Schwierigkeiten zusammen. Wie Uli Hoeness sagt: „Wer erfolgreich ist, muss immer den Schwachen helfen“. 

Das Coronavirus scheint die besten Seiten in vielen Menschen zu Tage gefördert zu haben. Von den Krankenschwestern, die auf engen Kontakt zu ihren Familien verzichten müssen und jeden Tag ihr eigenes Leben gefährden, bis hin zu den Kindern, die den älteren Mitmenschen in ihrer Nachbarschaft Hilfe beim Einkauf anbieten. Viele von uns haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir so gut und sicher wie möglich durch die Krise kommen, und ist es nicht herzerwärmend zu sehen, dass unsere Fußballhelden auf der ganzen Welt nicht anders sind? So viele Fußballer überall wollten etwas zurückgeben, und es ist großartig, dass Leon Goretzka und Joshua Kimmich zusammen mit ihnen allen in die Geschichte eingehen werden. Dank ihrer fußballerischen Fähigkeiten und Leistungen müssen unsere Spieler niemals Hunger darben oder sich um ihr finanzielles Auskommen Sorgen machen, aber ihre Großzügigkeit abseits des Fußballfeldes macht mich noch sehr viel stolzer, mich einen Bayern-Fan nennen zu dürfen.

Dieser Artikel wurde von Natasha für unsere englische Website geschrieben und dort zuerst veröffentlicht. Anschließend wurde der Text von Alex ins Deutsche übersetzt.