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Es ging dann doch schneller als erwartet – überrascht sein wird dennoch wohl trotzdem niemand. Robert Lewandowski schnürt ab der Saison 2014/2015 seine Stiefel für den FC Bayern München. Der polnische Nationalspieler kommt für fünf Jahre ablösefrei aus Dortmund. Damit wechselt der wohl kompletteste und beste Stürmer der vergangenen zwei Bundesliga-Jahre zum Rekordmeister und soll dort das System von Pep Guardiola veredeln. Was der Stürmertyp Lewandowski anders macht als Mario Mandzukic und was das für den FC Bayern bedeutet. Ein Vergleich:
Lewandowski als passende Mischung
Der Bayern-Coach ist in dieser Saison noch auf der Suche nach der perfekten Lösung in der Sturmspitze. Mario Mandzukic hat es ihm mit großen Einsatz und enormer Torgefahr schwer gemacht auf ihn zu verzichten. Dennoch ist Mandzukic in gewisser Weise ein Kompromiss zur reinen Lehre der Guardiola’schen Fußball-Philosophie. Es war wenig überraschend, dass der Katalane bereits mit Thomas Müller und Mario Götze auf der 9 experimentiert hat, um spielerisch stärkere Varianten zu testen. Lewandowski ist als Spielertyp insofern die logische Konsequenz, weil er eine Mischung aus den Vorzügen eines Strafraumstürmers wie Mandzukic und einer spielenden und passintensiven 9 wie Mario Götze verkörpert. Lewandowski kann beides. Er kann als Zielspieler im Zentrum agieren – vor allem bei flachen Hereingaben und er beherrscht das Kombinationsspiel aus engstem Raum und beweist in vielen Situationen Spielmacherqualitäten. Mit dem Rücken zum Tor ist er ohnehin aktuell der wohl beste Stürmer der Welt.
Klar ist: Lewandowski macht viele Dinge anders als Mandzukic. Er ist etwas weniger aggressiv im Pressing dafür bindet er sich in Dortmund viel aktiver ins Kombinationsspiel ein und lässt sich häufiger in die Halbräume oder ins offensive Mittelfeld fallen. Seine bevorzugte Seite ist dabei die Linke, während Mandzukic häufiger auf rechts ausweicht. Mario Mandzukic berührt im ballbesitzorientierten Spiel der Münchener alle 2,5 Minuten den Ball und spielt alle 3,7 Minuten einen Pass. Obwohl Borussia Dortmund insgesamt weniger Ballkontakte und deutlich weniger Pässe aufweist, berührt Lewandowski in der Bundesliga alle 1,9 Minuten den Ball und spielt alle 3,3 Minuten einen Pass. Der Dortmunder ist darüber hinaus alle 13 Minuten an einem Torschuss beteiligt. Mandzukic nur alle 20 Minuten.
Mandzukic insgesamt effizienter
Vergleicht man die Effizienz der beiden Stürmer vor dem Tor liegt der Kroate vorn. Mandzukic trifft in dieser Saison alle 110 Minuten (10 Treffer). Lewandowski „nur“ alle 133 Minuten (11 Treffer). Außerdem braucht Mandzukic im Schnitt nur 3,6 Torschüsse für einen Treffer – Lewandowski hingegen 5,8 Torschüsse. Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass Mandzukic zwar kein Strafraumstürmer alter Schule ist, aber dennoch die physischen Voraussetzungen hat sich gegen viele kantige Innenverteidiger Torabschlüsse nah am Tor im Strafraum zu erarbeiten. Lewandowski ist dagegen in deutlich mehr Aktionen fernab des Strafraums beteiligt und bereitete zudem 4 Treffer vor.
Exemplarisch ist hier der Arbeitsnachweis der beiden Mittelstürmer in den Spielen ihrer Teams gegen Hertha BSC in dieser Saison, die vom Spielverlauf im Prinzip ein ähnliches Muster hatten. Mandzukic wurde beim mühsamen 3:2-Sieg der Münchener früh für den verletzten Arjen Robben eingewechselt und traf 2x mal per Kopf. Lewandowski spielte bei der mühsamen 1:2-Niederlage der Dortmunder 90 Minuten extrem aufwändig und wurde trotz vieler Aktionen am Ende nicht mit einem Treffer belohnt. Das folgende Schaubild unterstreicht recht deutlich die Unterschiede der Spielertypen Mandzukic und Lewandowski, gerade im Hinblick auf die Anzahl der Pässe und die Aktionen in und außerhalb des Strafraums.
Möglicherweise wird auch Lewandowski sein Spiel in München anpassen müssen. Mehr Wege ohne Ball, um Räume zu schaffen, tiefer stehende Gegner und insgesamt weniger Bindung zum Spiel und weniger Konter sind Elemente an die sich ein Mittelstürmer beim FC Bayern gewöhnen muss. Dennoch wird Bayerns Spiel mit Lewandowski auf allen Offensivpositionen variabler und fluider. Die Vision einer positionsungebundenen Angriffsformation mit vier oder fünf Offensivspielern, die ihre Positionen je nach Bedarf der jeweiligen Situation anpassen und durchtauschen wird immer stärker greifbar. In jedem Fall gewinnt Bayern mit Lewandowski eine zusätzliche Kombinationsoption im offensiven Zentrum.
Mandzukic als Plan B?
Die beiden Kopfballtreffer von Mario Mandzukic im oben angesprochenen Spiel gegen Berlin sind im Übrigen ein weiteres wichtiges Element beim Vergleich zwischen den beiden Stürmern. Mandzukic hat den Bayern mit seiner Kopfballstärke eine bis dato ungekannte Qualität gegeben, die kaum zu ersetzen ist. 12 Mal traf der 27-Jährige seit seinem Wechsel nach München in Bundesliga und Champions League per Kopf. In der Bundesliga gewinnt er 52 Prozent seiner Luftduelle. Lewandowski traf im selben Zeitraum insgesamt deutlich häufiger, aber eben nur 4 Mal aus der Luft. In der Bundesliga gewinnt er 38 Prozent seiner Kopfballduelle. Vielleicht ist das auch einer der Gründe warum sich Karl-Heinz Rummenigge dieser Tage mit Nachdruck für einen Verbleib Mandzukics beim FC Bayern ausgesprochen hat. Borussia Dortmund fehlte in den letzten Wochen häufig ein Plan B. Möglicherweise will Bayern genau diesen mit dem Stürmertypen und Strafraum-Zielspieler Mario Mandzukic in der Hinterhand behalten. Fraglich bleibt, ob sich der ehrgeizige Kroate mit dieser Rolle zufrieden geben wird.