Toxisches Katar ist auch für den FC Bayern Gift
Vor der Endrunde musste man ja befürchten, Katars Sportswashing würde hier erfolgreich seinen absoluten Höhepunkt finden. Nach Jahren an gezielt gekaufter Image-Kampagne erwarteten nicht Wenige Hochglanzbilder voller Stadien und jubelnder Fans. Dazu vielleicht noch gezielte unverbindliche Bilder, die den angeblichen neuen Liberalismus der katarischen Gesellschaft widerspiegeln sollten. Was die Emirate mit ihren Fly-Emirates-Werbefilmchen suggerieren können, würde Katar hier einen ganzen Monat vor den Augen der ganzen Weltbevölkerung zelebrieren.
Kurzum, allseits Dinge, die kaschieren würden, dass es sich hierbei tatsächlich um eine erzkonservative absolutistische Monarchie handelt, die allem Reichtum zum Trotz es sich dennoch nicht nehmen lässt, ihre Arbeitskräfte so verschleißend zu be-, nein misshandeln, dass Tausende von ihnen ihr Leben lassen mussten.
Katars Schreckensbild geht um die Welt
Da ist es schon erstaunlich, was für ein durch und durch abstoßendes Bild Katar in diesen gerade erst vier Tagen abgibt. Die Organisation ist eine Katastrophe, Fans kommen mitunter nicht mal ins Stadion. Diese sind jedoch auch so schon spektakulär leer, kein Stadion ist voll. Die Bilder des leeren Stadions im Eröffnungsspiel sind schon jetzt ein Symbolbild für das Zerplatzen der katarischen Weltmeisterschafts-Fata-Morgana. Und zu allem Überfluss machen die wenigen, die sich dann doch ins Stadion verirrt haben, eine so nicht-existente Stimmung, dass man sich regelrecht die afrikanischen Vuvuzelas zurückwünscht. Die waren zwar nervtötend, doch ein genuiner, von Herzen kommender Ausdruck südafrikanischer Freude. Wäre es nicht so pervers im Angesicht der Todesopfer, würde man bei den katarischen Stadien von einer “Totenstille” sprechen.
Zu allem Überfluss hat sich Katar zum Erstaunen nicht weniger auch noch dazu entschlossen, Pride-Symbole ganz direkt anzugreifen. Im Vorfeld des Turniers waren sich die meisten Beobachter eigentlich einig, dass wenigstens für diesen einen Monat Katar doch Wert darauf legen würde, diesbezüglich europäisch-westlich zu wirken. Immerhin hatte sogar Vladimir Putin vier Jahre zuvor es geschafft, sein Regime regelrecht human erscheinen zu lassen. Doch die unrühmliche Affäre um das One-Love-Armband, das Konfiszieren jedweder Regenbogen-Artefakte von Fans bis hin zum absurden Abnehmen der Flagge des brasilianischen Staates Pernambuco, hat Katars Homophobie der ganzen Weltöffentlichkeit klar gemacht.
Jedwede Befürchtung, Katar könne sich im Auge des Triumphs 15-jähriger Korruption als exotisches Nummer-Eins-Ziel des sogenannten “Orients” stilisieren, tritt nicht ein. Niemand ist auch nur im Ansatz in der Lage, die Politik vom Staat Katar zu trennen.
Gift für jedes Unternehmen
Die Einschaltquoten sprechen eine deutliche Sprache. Katar ist toxisch. Gift für jedes westliche Unternehmen. Die sind nämlich auf „brand-safety“ aus, wollen mit positiven Dingen in Verbindung gebracht werden, nicht mit Homophobie und Sklaverei. Bei der Rede von Unternehmen, sind hier nicht nur die REWEs der Welt gemeint, sondern auch der FC Bayern.
Das ursprüngliche Vorhaben des Vereins war ja offenkundig die WM abzuwarten. Sicherlich hatte der Verein erwartet, dass sich die Dinge im WM-Austragungsland schon legen würden. Dass nach Ende der Veranstaltung wie schon nach Südafrika und fatalerweise auch Russland der Tenor lauten würde: Die Unkenrufe seien zu laut gewesen und überhaupt, das Land sei doch offenkundig zivil.
Doch die Dinge laufen anders. Die WM ist schon jetzt eine einzige Katastrophe. Waren Katars Verbrechen konkret bis dato nur der Fußball-Blase ein Begriff, ist nun der gesamte aufgeklärte Teil der Welt im Bilde.
Dass Uli Hoeneß in der Nacht sein zuvor noch flammendes Katar-Plädoyer kassiert, ist kein Zufall, sondern viel mehr ein Zeichen, dass der FC Bayern sich bewegt. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt. Viel zu spät, gewiss, aber jetzt wird man wahrscheinlich sogar den Doha-Trip im Januar auf dem Prüfstand stellen. In jedem Fall wird der FC Bayern das Qatar-Airways-Sponsoring im Angesicht dieser Weltmeisterschaft meiden, wie Nico Schlotterbeck den Zweikampf.