Thomas Müller 710: Eine ganz besondere Beziehung
Thomas Müller wäre heute mit Sicherheit nicht dort, wo er ist, wenn der Niederländer Louis van Gaal nicht vom 1. Juli 2009 bis zum 9. April 2011 Trainer des FC Bayern München gewesen wäre.
Gegen den SC Freiburg erzielte Müller am Sonntag ein Tor, mit dem er sich selbst zu seinem Jubiläum beschenkt hat. „Ich habe einen Lauf gemacht, den hat mein früher Förderer, der uns wirklich viel beigebracht hat, den van-Basten-Lauf genannt“, sagte der 34-Jährige anschließend. Eine Anspielung auf van Gaal.
„Wenn du den Laufweg antäuschst, dass du auf der Ballseite in die Tiefe gehst und dich dann aber mit einem Gegen-Laufweg wieder in den Rücken des Verteidigers wegziehst. An sich war das genau der. Am Ende lernst du etwas vor 15 Jahren und das kannst du heute verwenden – so soll es sein. Danke Louis, danke Louis.“ Bedanken kann sich Müller bei seinem ehemaligen Coach wohl noch für viel mehr.
„Er war in der zweiten Mannschaft, als ich zu Bayern München kam. Ich musste Thomas Müller und Holger Badstuber einfach auswählen. Und danach haben sie eine fantastische Karriere hingelegt“, sagte van Gaal einmal. Auch Thomas Müller beschreibt die Beziehung der beiden als sehr besonders: „Louis van Gaal und ich haben eine Beziehung, die über das hinausgeht, was zwischen einem Spieler und einem Trainer normal ist.“
Mit van Gaal begann eine große Ära des FC Bayern: In seiner ersten Saison wechselte der niederländische Stürmer Arjen Robben zu Bayern. Robben, zusammen mit Ribéry (seit 2007 bei den Bayern), würde in den nächsten zehn Jahren die Spielweise von Bayern prägen.
Neben Müller wurde während van Gaals Amtszeit auch David Alaba (im Februar 2010) in die erste Mannschaft befördert. Das war der Beginn einer großen Bayern-Ära, die auch nach van Gaals Abgang ihre Fortsetzung fand. In seiner ersten Saison war van Gaal sehr erfolgreich, holte das Double und musste sich erst im Finale der Champions League Inter Mailand mit 0:2 geschlagen geben.
In der folgenden Saison musste van Gaal allerdings bereits im April 2011 den FC Bayern verlassen. Nach einem 1:1 in Nürnberg hatte die Vereinsführung Angst, die Qualifikation für die Champions League zu verpassen, denn diese sollte auf keinen Fall verspielt werden: 2012 würde das Finale „Dahoam“ stattfinden. Die Saison beendete man schließlich auf Platz drei, hinter Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen – einem Platz, der damals gerade noch für die Champions-League-Qualifikation ausreichte.
Niemand weiß natürlich, wie Thomas Müllers Karriere ohne van Gaal verlaufen wäre. Van Gaal förderte ihn intensiv, und das berühmteste Zitat von van Gaal während seiner Bayern-Ära lautete: „Müller spielt immer.“ Welches größere Lob kann es für einen Spieler geben? Viele weitere Bayern-Trainer wurden von diesem Zitat noch geprägt.
Müller hatte sein Debüt tatsächlich schon vor der Ankunft des Niederländers im Jahr 2008 unter Jürgen Klinsmann gegeben, spielte in der Folge dieser Saison aber fast nur noch für die zweite Mannschaft der Bayern. Auch dort war er sehr erfolgreich: Er erzielte in 32 Spielen 15 Tore. Gegen Ende der Spielzeit kam er zu drei weiteren Einwechslungen im Bundesligateam.
Erst van Gaal setzte dann tiefes Vertrauen in ihn. Müller sagte einmal: „Wenn wir über meine größten Einflüsse sprechen, muss ich sagen, dass van Gaal einer von ihnen ist.“
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Kein derzeitiger Spieler verkörpert für mich so sehr die Bayern-DNA und das „Mia san mia“ wie Thomas Müller und er gehört damit zu den größten Bayern-Spielern aller Zeiten. Und damit wäre es möglicherweise im Juli 2014 und im Juli 2015 fast vorbei gewesen. Van Gaal – mittlerweile Trainer bei Manchester United – warb in beiden Jahren sehr intensiv um den frischgebackenen Weltmeister von 2014, doch Müller blieb trotz angeblich deutlich höherer Gehaltszahlungen und einer riesigen Ablösesumme den Bayern treu.
Karl-Heinz Rummenigge sagte damals: „Wir wären verrückt, wenn wir Müller gehen lassen würden.“ Wie recht er doch hatte – viele weitere erfolgreiche Jahre des „Raumdeuters“ sollten folgen.
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