Sporting schockt nur kurz: FC Bayerns Standards drehen Partie
“Rotation zurück”, hieß die Devise bei der Bayern-Aufstellung. Nach der Pause einiger Akteure gegen den VfB Stuttgart wurde für den letzten Champions-League-Abend der Hinrunde wieder zurückgewechselt zur erwarteten Stammelf der vergangenen Wochen mit Pavlović im Mittelfeld und Stanisić links hinten für den sich wieder im Kader befindenden Alphonso Davies. Karl ersetzte den Kurzurlaub habenden Díaz.
Während die Verletztenliste bei den Bayern sich langsam lichtet, erwischte es die Gäste aus Lissabon ihrerseits stark vor der Partie. Mit Trincão, Pedro Gonçalves und Quenda mussten sie auf gleich drei Leistungsträger verzichten.
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FC Bayern München – Sporting CP: Der Spielverlauf
Das Spiel begann vielversprechend für den FCB mit einem gekonnt gezirkelten Drehschuss Lennart Karls ins Glück, doch der Videoassistent bestätigte eine mit bloßem Auge nicht zu erkennende Abseitsposition. Dies sollte kein Auftakt zu größerem sein, denn sonst blieb der Rekordmeister recht fahrig. Kane und Olise hatten noch Chancen aus der Distanz, die größte hatte wiederum Karl nach tollem Dribbling mit schlussendlich dem falschen (siehe unten) Fuß. Sporting wagte sich nur selten nach vorne, war aber sofort gefährlich, wenn es dann doch der Fall war.
Wenn das Feuerwerk auf dem Rasen schon ausbleibt, kann es wenigstens von den Rängen kommen, dachte sich offensichtlich die Südkurve und zündete eine derart große Pyro-Show, dass zwanzig Minuten später die Sicht auf das Feld noch immer vernebelt war. Mit einem Teilausschluss der Fans sollte zu rechnen sein.
In der 54. Minute gelang Sporting auf einmal in Führung. Upamecano verlor hoch den Ball und ließ so Simões laufen, dessen flache Hereingabe Kimmich ins eigene Tor lenkte. In der ersten Halbzeit konnte Neuer mit starkem Reflex ein Eigentor Tahs noch verhindern, jetzt war er beim zweiten Mal jedoch machtlos.
Mit der Führung im Rücken gewannen die Portugiesen noch einmal an Sicherheit, während die Bayern ein wenig ratlos wirkten. Trotzdem hielt der Rückstand nur elf Minuten, denn bei Standards waren andere Ideen gefragt. Kane blockte Gnabrys Gegenspieler, sodass dieser voll durchziehen konnte.
Vier Minuten später war das Spiel komplett gedreht. Über Kimmich und Olise landete der Ball bei Laimer, der auf Karl lupfte. Deutschlands Noch-U21-Nationalspieler nahm den Ball perfekt mit Links an und schloss direkt mit dem schwächeren Rechten ab. Der einzige eventuell haltbare Ball des Abends für den ansonst überragenden Rui Silva im Kasten der Lissabonner.
In der 77. machten die Bayern dann den Deckel drauf. Nach einer kurzen Ecke flankte Kimmich auf den zweiten Pfosten zu Gnabry, der von der Grundlinie zurück zu Tah legte, welcher mit dem rechten Außenrist zu seinem ersten Champions-League-Tor für die Bayern vollendete.
Kurz vor Schluss feierte noch Alphonso Davies sein Comeback, den Bayern ist das direkte Weiterkommen nur noch rechnerisch zu nehmen. Am Sonntag empfängt man Mainz 05 in der Allianz Arena.
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FC Bayern – Sporting CP: Drei Dinge, die auffielen
Set Piece FC: Part II
Genau wie eine Woche zuvor gegen Union Berlin war der Schlüssel zum Sieg auch heute die wiedererstarkte Standardstärke. Im Pokal suchte man noch den ersten Pfosten mit Aleksandar Pavlović als Torwart-Blocker, heute war es Serge Gnabry auf dem zweiten Pfosten, der zweimal gefunden wurde.
Beim 1:0 gab es wieder ein entscheidendes Blockmanöver, diesmal von Mittelstürmer Kane, der schon qua natura als Lockvogel immer Gegenspieler auf sich zieht. Beim 3:1 entwirrt das Kurzspielen des Standards Sportings Abwehrverbund, zudem wurde Gnabry diesmal dezidiert als Assistgeber und nicht Vollstrecker gesucht.
Beide Tore waren wie am Reißbrett entworfen. Vielleicht haben die vielen Standardgegentore ein Vergeltungsfeuer bei den Bayern entfacht.
Lennart Karl hat einen rechten Fuß
Mit welchem Spieler vergleicht man ein junges Talent nun am besten? Dies ist die Frage, wann immer ein neuer Jugendspieler bei den Profis durchstartet. Bei Lennart Karl wurde diese Fragestellung meist mit “Lionel Messi” aufgelöst, schließlich teilen sich die beiden in etwa den Körperbau und -größe.
Will man mehr in München bleiben, war Arjen Robben auch eine viel genutzte Alternative, hier teilt man sich die Tororientiertheit. Mit beiden Spielern gemein hat er den bevorzugten Fuß, mehr Robben als Messi war jedoch bislang die praktisch exklusive Verwendung des linken Fußes. Den rechten, diesen Eindruck konnte man bisher gewinnen, hat Karl nur für das (begleitete) Autofahren.
Wahrscheinlich war dieser Eindruck voreilig, denn heute nahm er den Rechten gleich zweifach. Kurz vor der Halbzeit mit einem guten, in der 69. Minute mit einem sehr guten Versuch. Auffällig war hier, dass er auch mit dem schwächeren Fuß richtig viel Dampf erzeugen kann – diese Schärfe haben Olises Linksschüsse meist nicht einmal.
Lennart Karl hat sich damit mit 17 Jahren und 290 Tagen zum jüngsten Torschützen der Champions-League-Geschichte, der in drei aufeinander folgenden Spielen genetzt hat, geschossen.
Serge Gnabry meldet sich zurück
Serge Gnabry hat nach starkem Saisonbeginn schwierige Wochen hinter sich. Mit seiner Verletzung verlor er die Fitness und auch im Blog stellten wir fest, dass ihn auch ein wenig die Form verließ. Heute meldete er sich eindrucksvoll zurück. In der ersten Hälfte war er der aktivste Offensivspieler, nahm es mehrfach mit mehreren Verteidigern gleichzeitig auf, in der zweiten dann münzte er das ganze auch in Scorerpunkte um.
Serge Gnabry ist mit nun 30 Jahren kein Spieler, der noch sonderlich viel überraschen wird. Er ist, was er ist und das ist ein äußerst verletzungssensibler Spieler.
Ist er in Top-Verfassung kann er jeder Mannschaft der Welt das Fürchten lehren, aber wie kaum ein Zweiter braucht er auch wirklich diese körperliche Spitzenfassung. Spürt er Wehwehchen oder kommt er gerade frisch aus einer überstandenden Verletzung zurück, ist er fast nicht zu gebrauchen, so deutlich sind die Leistungsunterschiede bei ihm.
Es ist also nur logisch, dass er nach den Verletzungsproblemen rund um den letzten WM-Qualifikationsspielen wieder ein paar Wochen brauchte, um den Gnabry des Saisonbeginns zeigen zu können.
Schon alleine durch seine körperliche Verfassung wird Gnabry nie der Spieler sein, der 50 Spiele in der Saison weltklasse zeigen wird, aber wenn er dann wirklich fit und eingespielt ist, kann ihn nichts mehr aufhalten – bis auf die nächste Verletzung natürlich.
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