Spieler der Monate Oktober und November: Leroy Sané
Die wundersame Wandlung des Leroy Sané ist inzwischen zu einem Lieblingsthema unter Kommentatoren und Sportjournalist:innen geworden, die im Einsatz sind, wenn der FC Bayern spielt, egal ob in der Bundesliga oder der Champions League. Und obwohl es inzwischen etwas abgegriffen wirkt, ist es dennoch verständlich: Es ist ein schöneres Thema als Katar, Impfverweigerer oder die wiederkehrenden Geisterspiele. Immer wieder wird an den verhängnisvollen Tag im August erinnert, an dem der FC Bayern das erste Mal in der Allianz Arena wieder vor Publikum spielen durfte – und Sané von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. Der Rest ist sozusagen (erst einmal) Geschichte: In den darauffolgenden Spielen zeigte Sanés Formkurve steil nach oben. Drei Tore und vier Vorlagen in nur fünf Spielen konnte er im September für sich verbuchen.
Matchwinner in wichtigen Spielen
Sowohl im Oktober (das Pokal-Debakel gegen Gladbach wird hier wissentlich und willentlich nicht mit berücksichtigt, da es ein Totalausfall der gesamten Mannschaft war) als auch im November konnte Sané an seine gute Leistung anknüpfen. In Erinnerung geblieben ist hierbei besonders seine Leistung beim Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon am 20. Oktober. Die Partie war lange umkämpft und torlos, bis Sané in der 70. Minute einen sehenswerten Freistoßtreffer erzielte. Mit der 1:0-Führung war der Bann gebrochen; am Ende gewannen die Bayern 4:0, und Sané belohnte sich mit einem weiteren Tor und glänzte zudem als Vorlagengeber für Robert Lewandowski. Auch beim Rückspiel gegen Benfica Lissabon glänzte der Flügelflitzer mit einem Tor und einem Assist.
Wie wichtig Sané inzwischen für die Mannschaft geworden ist, zeigte sich auch bei dem mühsamen Arbeitssieg gegen Arminia Bielefeld. Er war es, der den FC Bayern in der 71. Minute mit einem Traumtor erlöste und damit den 1:0-Endstand besiegelte. Insgesamt kam Sané in den vergangenen beiden Monaten auf vier Tore und vier Vorlagen.
Verbesserte Defensivarbeit
Doch Sané besticht nicht nur durch seine Offensivkünste. Wurde dem Spieler noch vor wenigen Monaten vorgeworfen, dass er besonders in der Rückwärtsbewegung große Mängel aufzuweisen hat, ergibt sich in den letzten Wochen ein gänzlich anderes Bild. Sané spielt mannschaftsdienlich, ist laufstark und leistet gute Defensivarbeit, bei Ballverlust setzt er sofort nach und glänzte sogar das ein oder andere Mal als Balleroberer.
Sinnbildlich steht dafür eine Szene aus dem Champions-League-Spiel gegen Barcelona: In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit lief Ousmane Dembele auf das Münchner Tor und die beiden Abwehrspieler Dayot Upamecano und Niklas Süle zu. Hinter ihm setzte Leroy Sané zum Sprint an, holte Dembele schließlich in der eigenen Hälfte ein, eroberte den Ball zurück und vereitelte somit eine vielversprechende Torchance für Barcelona. Eine solche Aktion wäre vor kurzem vielleicht noch undenkbar gewesen. Inzwischen aber müssen auch die schärfsten Kritiker eingestehen, dass Sané sich ihre Worte zu Herzen genommen und sein Spiel verändert hat.
Vertrauen verleiht Flügel
Woran liegt es aber eigentlich, dass Leroy Sané in einer so kurzen Zeit eine 180-Grad-Drehung hingelegt hat – und seinen Kritikern, die ihn so gut wie abgeschrieben hatten, Woche für Woche zeigt, dass er tatsächlich genau der Spieler ist, den man bei seiner Verpflichtung sehnsüchtig erwartet hat? Dass er alle Anlagen hat, um ein Topspieler zu werden, war ohnehin klar. Aber warum kann er seine Fähigkeiten erst jetzt richtig zur Geltung bringen?
Zunächst einmal wird oft gerne vergessen, dass Sané aufgrund seiner Verletzungen lange ausfiel. Nicht jeder Spieler schafft es, sofort wieder auf sein altes Niveau zurückzukommen. Inzwischen scheint er sich in seinem Körper aber wieder vollends wohl zu fühlen. Hinzu kommt die Rückendeckung des Trainers und seine veränderte Position: Unter Julian Nagelsmann ist Sané kein reiner Flügelspieler mehr, sondern ist jetzt auch öfter zentraler halblinks im Einsatz. Diese Position liegt ihm offensichtlich besser, und er findet eine bessere Einbindung ins Spiel.
Sané ist also körperlich wieder fit, genießt das Vertrauen seines Trainers und hat seine Rolle sowohl auf dem Platz als auch im Team gefunden – mehr braucht es manchmal nicht, dass ein verunsicherter Spieler emotional und mental gefestigt wird. Der Rest kommt dann von alleine.
Luft nach oben
Leroy Sané entwickelte sich in den vergangenen Monaten zu einem der wichtigsten Spieler des FC Bayern. Während Julian Nagelsmann teilweise auf Serge Gnabry und Kingsley Coman auch aufgrund von Verletzungen verzichten musste, war auf seine Nummer 10 Verlass. Und die gute Nachricht ist: Auch bei Sané gibt es noch Luft nach oben.
Man denke beispielsweise an Szenen aus dem Spiel gegen Barcelona, als er leichtfertig zwei Großchancen vergab. Und trotzdem – in der vergangenen Saison und auch zu Beginn dieser Saison merkte man ihm förmlich an, wie er versuchte, sich ins Team zu kämpfen, doch jede missglückte Aktion, jeder nicht angekommene Pass, jede liegen gelassene Torchance schien ihn weiter zu verunsichern. Bemüht, aber erfolglos. Das sieht nun ganz anders aus. Sané macht auch nach Fehlern einfach weiter, immer weiter. Es macht Spaß, diese Entwicklung zu verfolgen, sie macht Lust auf mehr und weckt Neugier darauf zu sehen, wohin die Reise im nächsten Jahr führt.