Sommer-Round-Up: Wer wird Europameister?
Im Sommer-Round-Up halten wir euch wöchentlich über die Nationalspieler des FC Bayern auf dem Laufenden.
Sanches mit dürftiger Leistung
Renato Sanches zeigte erstmals im Turnier, dass er tatsächlich erst 18 Jahre alt ist. Seine Leistung gegen Wales lässt sich mit einfachen Ballverlusten, unglücklichen Zuspielen und mitunter schwachen Positionierungen zusammenfassen. Es war nicht das erste Mal, dass er Fehler machte, allerdings konnte er sich in den anderen Spielen nochmal steigern. Das gelang dem Portugiesen in dieser Partie nicht. Folgerichtig wurde er kurz vor dem Ende auch ausgewechselt. Bayerns Neuzugang war trotzdem umtriebig und versuchte seiner Mannschaft zu helfen. 45 Ballkontakte hatte Sanches in 73 Minuten Spielzeit. Nur ein Abschluss gelang ihm und auch die Passquote von 74,3% war weit unter dem, was er in den anderen Spielen zeigte. Dennoch lässt sich behaupten, dass der Mittelfeldspieler eine großartige EM spielt und Portugal ohne ihn vielleicht nicht mal ins Halbfinale gekommen wäre. Egal wie das Finale für ihn endet, er kann stolz auf seine Leistung sein und mit breiter Brust die neue Herausforderung beim FC Bayern angehen.
Coman ohne Einsatz, Deutschland raus
Es war ein kurioses Spiel. Als Frankreich am Donnerstagabend den Platz als Sieger verließ, wurde man das Gefühl nicht los, dass dieses 2:0 nicht dem Spielverlauf entsprach. Dabei darf man natürlich nicht den Respekt vor der Mannschaft von Didier Deschamps verlieren, aber Deutschland war das feldüberlegene Team. Die Begegnung erinnerte ein wenig an das Halbfinal-Rückspiel des FC Bayern in der Champions League gegen Atlético Madrid. Zwar hatte Löws Team bei weitem nicht so viele klare Chancen herausgespielt wie die Münchner damals, aber doch waren da einige Parallelen. Zum Beispiel die Selbstverständlichkeit mit der sie den Gastgeber in der ersten Halbzeit kontrollierten. Allerdings auch ein gewisser Antoine Griezmann, der nicht nur zum französischen Helden, sondern auch zum Deutschland-Schreck avancierte. Beide Tore waren Geschenke. Zunächst verursachte Bastian Schweinsteiger, der bis dorthin kein schlechtes Spiel machte, kurz vor der Pause einen unnötigen Handelfmeter. Schlussendlich war es eine fast schon aberwitzige Fehlerkette die zur Entscheidung führte. Höwedes spielte einen kurzen Pass auf den unter Druck gesetzten Kimmich, statt den langen Ball zu wählen. Der 21-Jährige unterschätzte die Situation und lieferte den Franzosen das Spielgerät auf dem Silbertablet. Auch der sonst so sichere Manuel Neuer tat mit seiner Abwehr vor die Füße von Griezmann, der von Schweinsteiger nicht ausreichend gedeckt wurde, sein übriges. Es war das erste Gegentor aus dem Spiel heraus für die deutsche Mannschaft. Und was für eins.
Deutschland hatte die Spielkontrolle, Frankreich die klareren Chancen. Alleine das Auftreten der Löw-Elf hätte ein Weiterkommen aber verdient gehabt. Es sollte jedoch nicht sein und so fährt der Weltmeister erhobenen Hauptes nach Hause. Auch die Akteure des FC Bayern können stolz auf ihre Leistung sein. Neuer zeichnete sich im Turnierverlauf mehrfach aus und zeigte nicht nur gegen Italien weshalb er der beste der Welt ist. Mats Hummels und Jérôme Boateng gaben allen Bayern-Fans einen Vorgeschmack darauf, was sie in den nächsten Jahren erwarten können. Speziell Hummels‘ Ausfall war im Halbfinale nicht zu kompensieren. Höwedes zeigte gegen den Ball eine tolle Leistung, aber im Aufbauspiel fehlte der Neuzugang des FC Bayern sehr. Bei Boateng, der bei diesem Turnier sein erstes Tor für die Nationalmannschaft erzielte, endete das Turnier überflüssigerweise mit einer Verletzung. Eine klare Diagnose gibt es noch nicht. Im schlimmsten Fall droht ein Muskelbündelriss, der den Abwehrchef für mindestens drei Monate außer Gefecht setzen würde. Anderen Medienberichten zufolge könnte es aber auch sein, dass er nur sechs Wochen ausfällt. Zwar würde er dann fast die komplette Vorbereitung verpassen, wäre jedoch kurz nach Saisonstart wieder fit. Boateng schleppte sich durchs Turnier, zeigte Führungsqualitäten und hat sich nun eine Pause verdient.
Auch Joshua Kimmich wusste bei dieser Europameisterschaft zu überzeugen. Der 21-Jährige krönte seine tolle Rückrunde mit guten Leistungen als Rechtsverteidiger. Gegen die Slowakei war er einer der Spieler des Spiels. Er deutete an, dass er auf dieser Position wichtig werden könnte. Auch gegen Italien konnte der gelernte Mittelfeldspieler eine ansprechende Leistung abrufen. Zwar sah er in zwei Situationen nicht gut aus, das lag aber an mannschaftstaktischen Problemen und betraf in dem Fall eher die Spieler um ihn herum. Im Halbfinale ließ Kimmich dann erstmals Federn. Am zweiten Gegentor trägt er eine Mitschuld und auch sonst wirkte er gegen Payet und Griezmann nicht immer Sattelfest. Mit 21 Jahren eine solche Baustelle zu schließen ist jedoch gar nicht so leicht. Der provisorische Rechtsverteidiger erledigte seine Aufgabe dafür sehr gut. Die Erfahrungen werden ihm auch beim FC Bayern weiterhelfen. Carlo Ancelotti dürfte endgültig gesehen haben, was für einen hervorragenden und spielintelligenten jungen Mann er mit Kimmich in seinen eigenen Reihen haben wird.
Bei Mario Götze konnte der neue Trainer hingegen wenig sehen. Gerüchten zu Folge soll er ihm bereits vor dem Turnier mitgeteilt haben, dass er nicht auf ihn setzen würde. Neuere Medienberichte bringen den Weltmeister sogar mit Tottenham in Verbindung. Zwar trennte der 24-Jährige sich von seinem Berater und kündigte an, sich durchsetzen zu wollen, doch das wird immer unwahrscheinlicher. Götzes Zeit beim FC Bayern war geprägt von Pech, fehlendem Vertrauen von allen Seiten, falschen Einschätzungen und Bewertungen sowie eigenem Unvermögen. Nach gutem bis sehr gutem Start, baute der Torschütze des WM-Finals 2014 ab. Viele Verletzungen verbauten ihm die Möglichkeit, sich auf Dauer durchzusetzen und es allen zu zeigen. Ein Neuanfang unter Ancelotti wäre aus sportlicher Perspektive sicherlich interessant, aber auf der anderen Seite stehen auch ein hohes Gehalt und die letzte Möglichkeit eine Ablöse für ihn zu bekommen. Ob Götze schon diesen Sommer geht, steht noch nicht fest. Ein ablösefreier Transfer im Sommer 2017 ist angeblich eine ebenso realistische Option für ihn.
Der letzte verbleibende Nationalspieler ist Thomas Müller. In Diskussionen fällt immer wieder sein Name, wenn die Gründe für das Ausscheiden gesucht werden. Dabei zeigte Müller vielleicht seine beste Partie bei dieser Europameisterschaft. Er ließ sich immer wieder zwischen die Ketten fallen, schuf Verbindungen und kreierte so einigen Platz für Özil oder Joshua Kimmich. Dem 26-Jährigen war zwar wieder das Abschlussglück versagt, aber müde wirkte er nicht. Es machte sogar richtig Spaß ihm zuzusehen, wenn man sich auf seine Bewegungen fokussierte. Müller war wieder in einem wichtigen Spiel da und ließ sein Team nicht hängen. Dennoch, bei allem berechtigten Lob, ist natürlich die Frage da, warum er plötzlich Elfmeter verschießt und im Abschluss versagt. Zwischen Pech, Unvermögen und zu vielen Saisonspielen in den Knochen wird irgendwo die Wahrheit liegen, die wahrscheinlich nicht mal Thomas Müller kennt. Der Stürmer hat nun jedenfalls seinen wohlverdienten Urlaub und kann sich anschließend mit der Suche nach dem Abschlussglück beschäftigen.
Einen Bayern-Spieler der Woche wird es in diesem Round-Up nicht geben. Nach dem Finale beschäftigen wir uns noch ein letztes Mal ausführlich mit der Europameisterschaft und werden den besten Akteur auszeichnen.