Shaqiri: Jetzt oder nie

Steffen Trenner 06.07.2014

Shaqiri wollte das Schaufenster WM nutzen, um seine zuvor verbal geäußerten Ansprüche zu untermauern. Das ist ihm gelungen. Nach mäßigem Start gegen Ecuador und Frankreich, setzte Shaqiri mit drei Treffern gegen Honduras ein Ausrufezeichen. Auch im Achtelfinale gegen Argentinien, dass die Elf von Ottmar Hitzfeld am Ende unglücklich verlor, überzeugte Shaqiri durchaus. Zusammen mit Neapels Inler und Wolfsburgs Rodriguez war der Offensivmann, der im Verlauf des Turniers vom rechten Flügel auf die 10er Position wechselte, der auffälligste Schweizer. Sechs Chancen bereitete der Schweizer vor. Hinzu kamen vier mehr oder weniger gefährliche Fernschüsse. Shaqiri hatte die zweitmeisten Ballkontakte aller Eidgenossen (82) und mit einigem Abstand die beste Passquote aus der Startelf (85%). Wer Shaqiri in seiner freien Rolle in Hitzfelds System spielen sah, bekam schon eine Idee davon wie der 22-Jährige in Guardiolas zunehmend fluideren Offensivreihe hineinpassen könnte.

Schon gegen Ende der vergangenen Saison blitzten Shaqiris Fähigkeiten immer wieder mal auf. In seinen letzten 6 Saisoneinsätzen in der Bundesliga schoss er vier Tore und bereitete zwei weitere vor. Als Bayern Meister wurde und Guardiola sein Stammpersonal schonte, sollten die Shaqiri-Wochen beginnen. Eine Verletzung im Spiel gegen Augsburg macht dem einen Strich durch die Rechnung.

Ich bin davon überzeugt, dass Shaqiris Chance sich bei Bayern durchzusetzen niemals größer werden als in der Saison 2014/2015. Jetzt oder nie. Eine Saison nach einer WM bietet immer eine Möglichkeit für einen Umbruch oder zumindest gewisse Verschiebungen beim FC Bayern. Der Rekordmeister hat die meisten Spieler aller Vereinsmannschaften im WM-Halbfinale. Viele Spieler darunter auch Arjen Robben, Mario Götze oder Thomas Müller könnten Zeit brauchen in der neuen Saison den Rhythmus aufzunehmen. Hinter der körperlichen Fitness von Ribéry steht nach den besorgniserregenden Nachrichten vor der WM ohnehin ein Fragezeichen. Unabhängig davon wird der 31-Jährige ohnehin eher mehr Pausen brauchen als weniger. Die Chance für Shaqiri ist schon deshalb real.

Der Schweizer wird sein Spiel gegen den Ball verbessern müssen. Er muss seine Bereitschaft im Kombinationsspiel erhöhen. Er muss im letzten Drittel effektiver und entscheidungsstärker werden. Kleinigkeiten im Prinzip, denn am Ende kommt es auf den Offensivpositionen vor allem auf die Durchschlagskraft vor dem Tor an. Franck Ribéry war in der abgelaufenen Bundesliga-Saison, die als einer seiner schwächeren galt in 18 Spielen von Beginn an 21 Toren beteiligt. Robben in 20 Startelfeinsätzen an 15. Shaqiri kam in 10 Spielen von Anfang an auf 6 Torbeteiligungen. Shaqiri muss ein Spieler werden, der wie Robben und Ribéry in einer Saison 10-15 Tore und 10-15 Assists auflegen kann, wenn er in ihre zugegeben großen Fußstapfen treten will. Guardiola wird im nach-WM-Jahr noch mehr rotieren müssen als zuvor. Die rund 20 Startelf-Einsätze in der Bundesliga, auf die Robben und Ribéry im Vorjahr kamen sind für Shaqiri dabei locker drin. Dann bekäme er die Chance zu zeigen, dass er einer ist, der den beschriebenen Maßstab in den kommenden Jahren erfüllen kann und sukzessive auch auf internationalem Parkett Verantwortung übertragen bekommt.

Der Wettbewerb, um die Nachfolge auf den offensiven Flügelpositionen beginnt mit dem kommenden Jahr. Wenn nicht schon in diesem Sommer, dann spätestens in der kommenden Saison wird der FC Bayern auf den offensiven Flügelpositionen investieren. Shaqiri steht am Scheideweg. Fraglos wäre es der einfachere Weg jetzt zu einem Verein zu gehen, der bereit ist tief für ihn in die Tasche zu greifen und ihm de facto Einsatzzeiten garantiert. Sich in München durchzubeißen wäre die kurzfristig härtere, mittelfristig jedoch sicher attraktivere Variante. Die Antwort kann nur Shaqiri selber geben. Die Chance sich in München durchzusetzen – das sollte er dabei bedenken – war und wird wohl niemals größer als jetzt.

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  1. Ich muss sagen: In Sachen Shaqiri bin ich pessimistisch. Es ist abzusehen, dass er sich zu einem Spieler der soliden internationalen Klasse entwickelt, aber wohl nicht zu mehr. Um tatsächlich zu einem der Nachfolger von Robbery zu werden hat er nicht das Potential, ich denke das kann man nach 2 Jahren im Verein mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen. Daher wäre es wohl klüger, einen Verkauf anzustreben. Ribery und Robben haben beim FCB eine Ära geprägt und tun dies auch gegenwärtig noch – um die Lücke zu füllen, die sie hinterlassen werden, kommt nur echte Weltklasse in Frage. Alles andere als eine “große Lösung” würde zu einem erheblichen Qualitätsabfall führen.
    Wie wärs zb. mit Alexis Sanchez? Der ist jetzt 25 und hat nur noch 2 Jahre Vertrag in Barca – spätestens nächstes Jahr könnte er also zu einem fairen Preis wechseln. Er wäre dann genauso alt wie Robben 2009, Pep kennt ihn bereits, und seine Qualität hat er international mehrmals unter Beweis gestellt. Bei Bayern könnte er dann seine besten Jahre verbringen. Ich frage mich, warum er nicht längst im Gespräch ist.
    Auch ein James Rodriguez wäre (für den Sommer 2015) definitiv eine Überlegung wert. Sicher würde der teuer werden, aber heutzutage kriegt man für 25 Millionen nunmal keine Topspieler mehr. Und das Stadion ist abbezahlt, der Jahresumsatz ist der dritthöchste der Welt, das Festgeldkonto prall gefüllt. Wieso also nicht mal in der höchsten Preisklasse mitbieten?

    Allgemein ist mir der FC Bayern in diesem Sommer auf dem Transfermarkt viel zu passiv – da werden langsam Erinnerungen an 2010 wach, als man es versäumte, für das Jahr nach der WM adäquate Verstärkungen zu holen und anschließend böse abstürzte. Hat man in der Vereinsspitze die “Heynckes-Doktrin” etwa schon vergessen? Jedes Jahr zwei Topspieler plus punktuelle Verstärkungen, nur so kann man international konkurrenzfähig bleiben. Kroos und Mandzukic sind wohl bald verkauft, das erhöht sowohl das Budget als auch den Druck, die Mannschaft zu verstärken. In der IV muss nachgelegt werden, zumindest falls man nächstes Jahr wirklich mit Dreierkette spielen will. Garay hat man sich bereits durch die Lappen gehen lassen, wer soll nun also kommen? Godin? Oder Benatia?
    Auch im Mittelfeld müsste man nach dem Kroos-Abgang eigentlich nochmal nachlegen, vll einen ähnlich Leistungsstarken, aber im Vergleich zu Kroos etwas vertikaler agierenden Spieler holen. Natürlich hat man auch so immer noch viel Klasse im Mittelfeld, aber wenn sich Spieler verletzen sollten, könnte man bei der momentanen Personalsituation schnell dumm dastehen. Und das Risiko für Verletzungen und mangelnde Fitness wird durch die WM ja nicht gerade kleiner.

  2. Da ist der nächste Neuzugang: Backup für Alaba. Juan Bernat aus Valencia.

  3. Ich glaube auch nicht, dass Shaquiri sich bei uns durchsetzen wird. Ich traue ihm eine Rolle als Ergänzungsspieler zu, aber das reicht ihm ja nicht. Sobald jemand über 20 Mio auf den Tisch legt, würde ich ihn direkt abgeben. Gerade die Außenbahn offensiv ist so einfach zu besetzen, wie kaum eine andere Position. Sanchez halte ich persönlich für überschätzt. Finde den gar nicht sooo stark.. Sollte man jemanden für links suchen, dann ist Reus eigentlich die logische Konsequenz. Etwas viel besseres gibt es auf der Welt nicht, zumindest niemanden, der verfügbar wäre. Und die Ablöse ist mit 35 Mio. fix. Hängt eigentlich nur vom Spieler ab.

    Ich bin mal gespannt wer für Kroos kommt. Da wird sicherlich richtig stark nachgelegt werden. Die größten Transfers finden eh immer kurz vor Toreschluss statt. So ist es doch jedes Jahr, insbesondere bei den absoluten Top Spielern.

    Antwortsymbol3 AntwortenKommentarantworten schließen
    1. Bloß nicht Reus! Der FCB sollte nicht zu BVBayern verkommen. Da ist Sanchez die bessere Option, es kann doch nicht sein dass man schon wieder Dortmunder kauft…zumindest ist es ausgesprochen schwer, diese Leute immer von einem Tag auf den anderen sympathisch zu finden.
      Götze war damals vom Spielertyp her sinnvoll, der Lewandowski-Transfer war auch verständlich, da er ablösefrei war und ansonsten zu einem CL-Konkurrenten gewechselt wäre. Aber noch einer muss es nicht sein.

      1. Solchen Aussagen konnte ich halt noch nie etwas abgewinnen. Ich möchte in diesem Zusammenhang an den Neuer Transfer erinnern. Wenn sich da die Trottel mit ihren “Koan Neuer” Forderungen durchgesetzt hätten, stünde jetzt vermutlich Rene Adler bei uns im Tor und der mit großem Abstand weltbeste Keeper würde jetzt woanders spielen.

        Rein sportlich gibt es für mich jedenfalls keinen besseren Mann als Reus. Von Bale mal abgesehen, der allerdings völlig utopisch ist. Sanchez hat bei Barca zudem überwiegend rechts gespielt hat, wo wir mit Robben und Müller eh schon überragend besetzt sind..

        Unabhängig davon: Lewandowski ist genau so Borusse, wie ein Thiago Bayer ist. Oder auch ein Kroos.

    2. Neuer kam auch nicht aus Dortmund :D Und Reus war schon in seiner Jugendzeit beim BVB. Ich bin sicher, dass man da anderswo bessere findet. Sanchez wäre vielleicht auch gerade deshalb eine gute Wahl, weil er beide Seiten beherrscht und flexibel einsetzbar ist.

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