Schweinsteiger-Verletzung: Zeit sich Sorgen zu machen?
Operationen am Fuß oder am Sprunggelenk sind häufig kompliziert und mit einer gewissen Portion Unberechenbarkeit verbunden. Als Mario Gomez im Vorjahr bei einer Operation Anfang August freie Gelenkteile im Sprunggelenk entfernt wurden, war von einer vierwöchigen Pause die Rede. Zurück auf den Platz kehrte der Nationalstürmer erst Ende November. Ist es Zeit sich Sorgen zu machen?
Sollte Bastian Schweinsteiger tatsächlich länger ausfallen oder Schwierigkeiten haben den Rhythmus aufzunehmen hat der FC Bayern ein ziemliches Problem. Im Prinzip ist bei den Münchenern jede Position doppelt besetzt. Jede, bis auf Seine. Eins zu eins ist Schweinsteiger in diesem Kader momentan nicht zu ersetzen. Als Jupp Heynckes seinem Co-Kapitän in der vergangenen Saison immer mal wieder Verschnaufpausen gönnte und ihn in der Bundesliga insgesamt sechs Mal unten ließ, setzte er auf eine Kombination aus den defensiven Sechsern Javi Martínez, Luiz Gustavo, Anatolij Tymoschchuk oder Emre Can. Am besten klappte das beim 6:1-Erfolg gegen Bremen am 23. Spieltag, als Javí Martínez die spielgestaltende Rolle neben Luiz Gustavo einnahm. Der Nachweis, dass Martínez diese Rolle dauerhaft und auf höchstem Niveau ausüben kann, fehlt, weshalb hier einige Fragezeichen bleiben. Erschwerend kommt hinzu, dass Martínez und Gustavo auf Grund ihrer Einsätze im Confed Cup selbst erst spät ins Mannschaftstraining einsteigen. Viel Zeit eine neue Sechser-Kombination einzustudieren gäbe es nicht. Ob Emre Can, der momentan der letzte verbliebene etatmäßige Sechser im Bayern-Trainingslager ist eine Lösung sein kann, bleibt ebenso fraglich.
Eine mögliche Alternative zu Schweinsteiger ist von der fußballerischen Anlage Toni Kroos. Für mich ist die spielgestaltende 6 in naher Zukunft die logische Position für den 23-Jährigen, wenn er noch robuster und klüger im Zweikampf wird. Kroos hat diese Rolle in der Saison 2011/2012 unter Heynckes mehrfach ausgeführt, als Schweinsteiger verletzt war. Der Erfolg war mäßig, weil Kroos sich in einer für Bayern schwierigen Phase mit Niederlagen gegen pressingstarke Teams wie Dortmund und Mainz zu oft versteckte. Der Nachweis, dass Kroos diese Lücke schließen könnte, fehlt also noch. Trotzdem wäre er aus meiner Sicht die erste Option. Seine Passsicherheit, seine Gewandtheit mit Ball am Fuß, sein Blick für den offenen Raum und seine Torgefährlichkeit als nachrückender Spieler sind optimale Voraussetzungen für eine Rolle im Zentrum. Man hört immer wieder, dass Guardiola ein großer Fan von Kroos ist. Auch deshalb könnte es auf ihn zulaufen, sollte Schweinsteiger tatsächlich länger ausfallen.
Noch sind es 33 Tage bis zum Saisonstart. Wenn Schweinsteiger keine weiteren Rückschläge erlebt, bleibt noch genug Zeit sich bis dahin in eine gute Form zu bringen. Trotzdem muss der FC Bayern und Pep Guardiola die Zeichen, die Schweinsteigers Körper nun seit einiger Zeit sendet, richtig deuten. Der Co-Kapitän sollte auch in Zukunft Zeit zur Regeneration bekommen, damit er in den entscheidenden Spielen sein Weltklasse-Niveau erreichen kann. Dafür braucht es kurz- oder mittelfristig einen Plan B auf der Doppel-6. Vielleicht liegt die Lösung dafür schon jetzt im Kader der Münchener verborgen.