Kleine Revanche: FC Bayern München schlägt SC Freiburg mit 1:0
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
In Ermangelung der gesperrten beziehungsweise verletzten Upamecano und Choupo-Moting rotierte Neu-Trainer Thomas Tuchel erstmals ein wenig. Pavard rückte in die Innenverteidigung, wodurch Cancelo die Seiten tauschte und links Platz für Davies machen konnte. Vorne stürmte Serge Gnabry, Mané rotierte für Coman in die Mannschaft. Dazu ersetzte etwas überraschend Jamal Musiala den in der Rückrunde so durchwachsenen Leon Goretzka.
1. Halbzeit
Beide Mannschaften machten dort weiter, wo sie am Dienstag aufgehört hatten. Tief, ganz tief empfingen der SC Freiburg die Favoriten aus München in der eigenen Hälfte. Die Bayern derweil strauchelten erneut dabei, sich Torchancen herauszuspielen. Einzig Serge Gnabry kam in der neunten Spielminute auf der Fünfmeterlinie zu einem Kopfball und vergab. Es sind Momente wie diese, die zeigen, was den Bayern mit Gnabry auf der Neun fehlt.
Erschreckenderweise kam fast nichts Gefährliches von Bayern-Seite dazu. Mané legte noch aus spitzem Winkel den Ball neben das Tor, das war es aber auch. Die beste Torchance hatten indes die Freiburger, mit einem ihrer ganz seltenen Ausflüge nach vorne, als Doan eine Hereingabe Gregoritschs an den Pfosten setzte.
Von Wert blieb von dieser Halbzeit eigentlich nur die allerletzte Aktion vor dem Abpfiff, als Leroy Sané Maß nahm und mit voller Wucht de Ligts Schädel abbolzte.
2. Halbzeit
So wenig, wie sich am Personal änderte, so viel änderte sich an der Spielintensität. Der beste Mann auf dem Feld, Matthijs de Ligt, fungierte hier als Dosenöffner. Nachdem man sich am Strafraum festgesetzt hatte, entschloss sich der nach vorne eingeschaltete Abwehrboss einfach selbst draufzuholzen. Womöglich noch leicht abgefälscht, landete der Ball perfekt im Knick (51.).
Der FC Bayern brannte nun. Es folgten eine potenzielle Handelfmeter-Situation, ein Torpedo-Kopfball Manés, sowie ein Slalomdribbling Sanés, an dessen Ende nur der Abschluss fehlte. Das alte Problem der Chancenverwertung war endlich wieder da.
Bayerns Chancenflut, ebbte mit der Zeit ab, bei beiden Teams kamen neue Kräfte. Beim Rekordmeister zunächst Goretzka für Musiala, später noch Gravenberch für Müller und Mazraoui und Stanišić für Cancelo und Sané.
Am Ende vergaben noch erneut Sané und Gnabry Spitzenchancen, doch weder entschied Bayern vorne die Partie vorzeitig, noch fingen sie sich hinten eins ein. Mit 1:0 schlugen sie den Pokal-Halbfinalisten und reisen nun nach Manchester zur Champions League.
Dinge, die auffielen
1. Trostlose 1. Hälfte
Drei Spiele hat der FC Bayern nun unter Thomas Tuchel absolviert, eigentlich nicht genug Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Doch da man den Trainer in der Crunch-Time der Saison wechselte und nun zur womöglich besten Mannschaft der Welt reist, müssen Ausnahmen gemacht werden.
Während der langweiligen, trostlosen ersten Hälfte fast bar jeder Höhepunkte, konnte man schon die provokante Frage stellen, ob es überhaupt so etwas wie einen Trainereffekt gegeben hat. Im Pokal war man schließlich raus und gegen Dortmund fielen die meisten Tore nach hanebüchenen individuellen Fehlern der Gäste.
Die Abwehr war auch unter Nagelsmann nicht mehr das große Sorgenkind, Sprünge sind hier unter Tuchel allerdings auch nicht zu vernehmen. Auch eine weitgehend das Spiel verweigernde Mannschaft, wie der SC Freiburg, kam auf ihre zwei Topchancen.
Ein völliger Graus hingegen war die Offensive des FC Bayerns im ersten Spielabschnitt. Von einstudierten Abläufen, Mechanismen oder auch nur einem Fünkchen kreativer Idee, war gar nichts zu sehen. Womöglich war der FC Bayern im Jahr 2023 nie ungefährlicher als in den heutigen ersten 45 Spielminuten.
2. Gute 2. Hälfte
Die zweite Halbzeit indes war eine ganz andere Geschichte. Sicherlich hatte man Glück, dass Abwehrchef de Ligt nun zum zweiten Mal innerhalb eines knappen Monats das erlösende erste Tor per Gewaltschuss erzwingt, doch im Nachklang bestätigte man das Tor mit einer Reihe überragender Torchancen. Mané, Gnabry, zweifach Sané brachten immer wieder Flekken oder das Gehäuse fast zum Einstürzen. Am Ende hamsterte man sich 3,33 expected Goals zusammen – fast alle davon durch Chancen im zweiten Spielabschnitt.
Natürlich muss man hier wiederum über die Chancenverwertung sprechen, was einem erneut den fehlenden Knipser im Kader vor Augen führt. Wie sehr die Floskel “wer vorne keins macht, fängt sich hinten noch eins” stimmen kann, bewiesen eben diese zwei Teams erst unter der Woche.
Doch lieber macht man zu wenig Tore aus vielen, als gar keine aus kaum einer einzigen guten Chance. Diese zweite Halbzeit war die erste wirklich gelungene Tuchel-Hälfte gegen einen nicht durch Spielglück gebrochenen Gegner.
3. Tiefe Außenverteidiger und Flanken
Der FC Bayern besitzt mit Alphonso Davies und João Cancelo mit die offensivstärksten Außenverteidiger der Welt. Erstmals ließ Thomas Tuchel die beiden auch gemeinsam auftreten. An einer seiner prägnantesten Veränderungen hielt er dabei fest. Weiterhin beteiligten sich seine Außenverteidiger nur mit angezogener Handbremse am Offensivspiel ihrer Mannschaft. Anstatt vorne die Breite oder Tiefe zu suchen, agierten sie meist absichernd.
Trotzdem hielten sie hinten nicht dicht, wurden immer wieder im Niemandsland zwischen Offensive und Defensive entblößt. Den Halbraum hinter der Kette hatte der SC Freiburg früh als Schwachstelle identifiziert und immer wieder bespielt.
Gerade Alphonso Davies Teilnahme am Angriffsspiel konnte insbesondere in der ersten Halbzeit auf Halbfeldflanken heruntergebrochen werden. Die Frage ist nur, wer deren Ziel gewesen sein soll? Ohne Zielspieler auf der Neun, fehlt es an Kopfballstärke, umso mehr, da man auf Goretzka freiwillig verzichtete.
Serge Gnabry indes, wurde einmal mit einer Flanke sogar punktgenau erreicht, doch ist er eben alles andere als der klassische Sturmtank. Sein vergebener Kopfball war eigentlich so ein klassischer Hundertprozenter, den praktisch jeder echte Mittelstürmer mit verbundenen Augen verwandelt.