Rot-Weißes Round-Up: Thomas Herbst
Im Sommer 1981, Herbst (Jahrgang ’62) war noch keine 19 Jahre alt, sollte der Mittelstürmer zum ersten Aushängeschild von Hertha Zehlendorf werden, einer der es nach der Jugendzeit in West-Berlin auch beim großen FCB schaffen könnte. Auf dem Papier führt er so eine längere Liste an guten bis sehr guten Bundesligaspielern an, die es ihm nachtun sollten. Unter anderem Pierre Littbarski, Carsten Ramelow, Christian Ziege sowie Niko und Robert Kovac wurden in Zehlendorf ausgebildet. Wie bereits oben gesagt: Für Herbst sollte es zu einer vernünftigen Bundesligakarriere reichen – jedoch nicht beim FC Bayern. Eine Saison hatte er Zeit, zu überzeugen und schaffte das offenbar nicht mal in Pal Csernais Training, sodass am Ende lediglich zwei Einwechslungen und 34 Minuten Spielzeit zu Buche standen. Selbstverständlich zu wenig, weshalb die logische Konsequenz ein Wechsel war.
Nun, auch beim Wechsel galt wie immer (und das ist eigentlich der wahre Grund, warum Spieler jung zum FC Bayern wechseln): Wer bei den Roten unter Vertrag gewesen war und es nicht gepackt hatte, war immer noch überdurchschnittlich hoch veranlagt und würde einem Bundesligaverein aus dem Mittelfeld mit großer Sicherheit weiterhelfen können. Diesen ewig gleichen Ablauf konnte man auch bei Herbst beobachten. Bei seinem neuen Arbeitgeber Eintracht Braunschweig war er zu Beginn Startelf-Kandidat, wurde dann aber zunehmend verdrängt und wechselte nach einer Saison und drei Toren weiter zu Borussia Mönchengladbach, wo er seine schwierigste Saison erlebte: Nur ein einziges Spiel lang war er auf dem Platz, kämpfte aber weiter und wurde belohnt: Die zwei darauffolgenden Jahre waren seine erfolgreichsten, er kam regelmäßig zum Einsatz und konnte drei Tore für die Borussia erzielen. Sicherlich wird sein größtes Problem schnell offensichtlich: Für einen Mittelstürmer hatte Herbst eine katastrophale Torquote. 1988 wechselte er nach 5 Jahren Gladbach und einem kurzen Intermezzo in Darmstadt, über Homburg zurück nach Zehlendorf, wo er allerdings erneut nur ein Jahr aktiv war.
Nach einigen Jahren Pause stieg er 1995 erneut ins Profigeschäft ein (wiederum bei der Hertha) und wurde zum Spielertrainer. In seiner ersten Saison an der Seitenlinie führte er die Mannschaft in die Oberliga, begann dann aber seine Odyssee durch die Berliner Vorort-Klubs: Dreimal Türkiyemspor Berlin, den Berliner AK sowie TEBE Berlin waren die Stationen. Seit 2013 ist er als Cheftrainer beim FC Viktoria 1889 Berlin tätig und erfolgreich. Wir wünschen alles Gute zum (übermorgigen) 52. Geburtstag.
Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.
Presseschau
Die „Welt“ über die Kritik an Lewandowski
Er hat es nicht leicht im Moment, so viel steht fest. Robert Lewandowskis Quoten sind, wie auch die „Welt“ in ihrem Artikel schreibt, ungenügend. „Auf verlorenem Posten“, eine Formulierung die momentan leider zu seiner Situation passt. Der polnische Stürmer bräuchte momentan vor allem mehr Einbindung ins Kombinationsspiel und somit mehr Zuspiele. Lediglich 22 Pässe, wie gegen ZSKA Moskau, sind schlichtweg zu wenig. Aber die „Welt“ und auch Experte Dietmar Hamann bei „Goal.com“ machen es sich zu einfach. Nach nur 10 Pflichtspieleinsätzen die Schlussfolgerung zu ziehen, Lewandowski sei der falsche Spielertyp und eine Fehlverplichtung, ist verfrüht und polemisch. Sicher, der Stürmer muss sich umstellen und Guardiola sein Spiel vielleicht an einigen Ecken und Enden auch, aber er wird diese Entwicklung in die richtige Richtung bis zur Winterpause machen. Auch die Rückkehr von Thiago könnte ihm zu Gute kommen: Während Alonso eher die Bälle auf die Flügel verteilt und Lahm überraschende, präzise Zuspiele in die Spitze grundsätzlich sparsam verteilt, versucht Thiago in der Regel den schnellsten Weg zum Tor zu finden – und der führt häufig über Robert Lewandowski.
Tobias Escher über Bayerns Fußball-Total
Ebenfalls in der „Welt“ findet sich eine hervorragende Taktik-Analyse von Experte Tobias Escher (Spielverlagerung.de). Sowohl bei Fernsehübertragungen als auch in einem Großteil der Berichte über die Spiele des FC Bayern wird krampfhaft versucht, die Formation der Münchner zu entschlüsseln, was mitunter dazu führt, dass die Sky-Reporter, anstatt das Spiel zu kommentieren, jeden Laufweg von Lahm als „Systemwechsel“ und „Reaktion Guardiolas“ analysieren. Escher verweist auf Guardiolas Meinung zu Systemen auf dem Papier („Telefonnummern“) und erklärt Peps eigentliche Zielsetzung: Den totalen Fußball zu spielen, frei von Spielsystemen auf Taktiktafeln. Anhand des Spiels gegen Moskau lässt sich gut zeigen, wie das Cruyffsche Sinnbild des optimalen Fußballs aussehen sollte, wobei der Artikel hier nicht noch einmal wiedergegeben werden soll – lest selbst.
Markwort=Rodach und was der FC Bayern mit dem Fall zu tun hat
Durch die sozialen Medien geisterte in den letzten Tagen des öfteren der Name Moritz Rodach, nachdem bekannt wurde, dass der langjährige Chefredakteur des „Focus“, Helmut Markwort, der gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern ist, unter diesem Synonym Texte über den Verein veröffentlicht hat. „Zeit online“ fasst die Situation gut zusammen. Nun stellt sich natürlich die Frage: Was hat der Verein damit zu tun bzw. reagiert er darauf? Im Grunde hat ein Aufsichtsratsmietglied (natürlich ist noch nichts zu 100 % bestätigt) Interna aus einer Reise nach St. Petersburg veröffentlicht, die zu diesem Zweck nicht bestimmt waren. Die Berechtigungen, die Markwort eingeräumt wurden, wie etwa die Teilnahme an Sponsorenbanketten oder der von ihm beschriebenen Bootsfahrt zum Abendessen, hat er somit schamlos ausgenutzt. Der Fall schlägt momentan noch keine hohen Wellen, bei vermehrtem öffentlichen Druck ist allerdings davon auszugehen, dass Markwort als Aufsichtsratsmitglied nicht mehr tragbar sein dürfte.
Interview zu Hochaus-Aktion
Eine wahrhaft beeindruckend coole Geschichte war das, als sich einige Südkurven-Fans, unter anderem von den „Red Munichs“ auf ein Hochhaus neben dem Stadion platziert hatten, um von dort aus das Geisterspiel gegen ZSKA zu verfolgen. Bei „Spox“ folgte nun ein erstes Interview mit einem Beteiligten, das einmal mehr zeigte, wie spontan die Aktion wirklich war. Das gewisse Risiken vorhanden waren – geschenkt. „Wie Fernsehen ohne Ton“ sei das Spiel gewesen, Anfeuerungsrufe leider nicht möglich, da die Fenster nicht zu öffnen waren. Die ganze Aktion hat auf jeden Fall etwas geschafft, was es lange nicht gegeben hatte: Sowohl die Verantwortlichen als auch die Spieler lobten explizit die Südkurven-Fans, die diesen Einsatz gebracht hatten. Eine Art Schulterschluss-Effekt, den es bis vor einigen Jahren nicht gegeben hatte. Auch die Geste des Vereins, die Kosten zu übernehmen, ist beeindruckend und war lange Zeit nicht vorstellbar. Es hat sich was getan im Verhältnis FC Bayern/treue Anhänger.
Haben wir Max Meyer verpasst?
Wie die „Sport Bild“ berichtet, hat Schalkes Talent Max Meyer bereits im Alter von 12 Jahren einmal an der Säbener Straße trainiert und wurde damals nicht weiter beobachtet – bei seiner späteren Entwicklung lässt sich das durchaus als Fehler anmerken. Man muss allerdings auch beachten, wie Meyer damals zu dem Vorspiel kam: Durch eine Straßenturnier-Aktion wurden die besten aus mehreren Regionen ausgewählt um ein Probetraining zu bestreiten – durchaus üblich in der Talentbranche, aber nicht wirklich für umgehende Verpflichtungen geeignet. Der FCB fährt hier ohnehin eine sehr vorsichtige Marschroute und tendiert dazu, Talente nicht aus ihrem Umfeld herauszureißen. Was Meyer angeht: Der junge Mann könnte in naher Zukunft durchaus wieder interessant werden. Sollte Shaqiri nach dieser (bislang enttäuschenden) Saison gehen, ist definitiv in die Zukunft zu investieren. Auch wenn Schalkes Heldt ihn zuletzt als „unverkäuflich“ titulierte – bei einem entsprechenden Preis wird Meyer gehen dürfen. Die einzige Frage ist, ob es ihm gut tun wird, früh nach München zu kommen. Zwei weitere Saisons auf Schalke würden ihn möglicherweise zu einem kompletteren Fußballer machen.
Update Hannover: Andreasen fällt aus
Hannover 96 muss im Gastspiel am Samstag auf Leon Andreasen verzichten. Der Ausfall wiegt durchaus schwer, der Däne sorgte in den ersten Spielen für viel Sicherheit im defensiven Mittelfeld der Niedersachsen. Währenddessen stehen die zuletzt angeschlagenen Leonardo Bittencourt und Miiko Albornoz zur Verfügung. Gegenüber „sid“ äußerte sich Trainer Korkut, dass er einen mutigen Auftritt sehen wollte, sodass sich der FC Bayern während des Spiels „Gedanken machen müsste“.
Neues Winterquartier für den FCB?
Die „TZ“ berichtet über Planungen für ein neues Winterquartier beim FC Bayern. Laut der Münchner Tageszeitung werde der FCB nicht mehr, wie in den letzten vier Jahren, nach Doha gehen, sondern zukünftig Dubai ansteuern. Bestätigt sei aber noch nichts.
Andi Ottl im Transfermarkt-Interview
Andi Ottl, sympathischer Typ und langjähriger Mittelfeldspieler beim FC Bayern, spricht im Interview mit Transfermarkt.de über seine Zeit in Augsburg, die Erwartungshaltung einem Ex-Bayernspieler gegenüber und über seine Zukunft. Dabei wird schnell klar: In Ottl steckt mehr als ein Fußballprofi. Mit 29 Jahren blickt er reflektierend in die Zukunft und denkt dabei auch über China nach. Wer ihn treffen will, sollte sich momentan in der Früh im Olympiapark aufhalten.