Wie Müllers Effektivität auf der 8 leidet

Steffen Trenner 29.09.2013

Es war eine bewegte Woche für Thomas Müller. Nachdem er beim überzeugenden Sieg gegen Schalke vor einer Woche nur von der Bank kam, erlegte er am Mittwoch im Pokal Hannover 96 fast im Alleingang und traf am Samstag auch gegen den VfL Wolfsburg. Sein Siegtreffer sorgte zwar für drei Punkte in der Liga, seine Leistung auf der 8 jedoch für Diskussionsbedarf. Müller agierte gegen Wolfsburg bis zur Auswechslung von Arjen Robben in der 62. Minute zum vierten Mal in dieser Saison auf der von Guardiola neu geschaffenen zentralen Halbposition. Die Anpassungsprobleme des 24-Jährigen auf dieser Position waren auch gegen die Wölfe nicht zu übersehen. Sein Tor fiel erst als Robben ging und Guardiola Müller nach Rechts beorderte.

Groß geworden ist der Nationalspieler auf zwei Positionen. Auf dem rechten Flügel und auf der 10, auf der Müller im Vorjahr nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Kroos häufig agierte. Dort konnte er als nachstoßender Stürmer und Freigeist im offensiven Zentrum seine Stärken voll ausspielen. Die Anforderungen auf der 8 sind unter Guardiola aber andere, als auf der 10 unter Heynckes, die Müller meist als hängende Spitze interpretierte. Die beiden Halbspieler sind stark ins Kombinationsspiel eingebunden. Sie sollen zwar durchaus mit den Flügelstürmern die Position tauschen aber ansonsten vor allem die Ballkontrolle organisieren und das Kombinationsspiel initiieren und leiten.

Müller war nie ein geduldiger Spieler, der mit einem geschickten vorletzten oder drittletzten Pass Torchancen einleitet. Müller war immer ein direkter Spieler, der im und um den Strafraum zu Hause ist und aus ganz unterschiedlichen Situationen eigenständig Torgefahr entwickeln kann. Weil es die 10 bei Guardiola nicht mehr gibt, bliebe für Müller also der rechte Flügel, auf dem jedoch auch Arjen Robben Ansprüche anmeldet. Die 8 ist deshalb so etwas wie ein Kompromiss, der Müllers Spiel aber nur bedingt gut tut.

Wie sehr Müllers Effektivität in dieser Saison leidet, wenn er neben Arjen Robben auf der 8 agieren muss, zeigen folgende Zahlen:

– Das Pokalduell gegen Regionalligist BSV Rehden außen vor gelassen stand Müller in dieser Saison wettbewerbsübergreifend 349 Minuten gemeinsam mit und 296 Minuten ohne Arjen Robben auf dem Feld.

– In 349 Minuten mit Arjen Robben erzielte Müller kein Tor und bereitete keinen Treffer vor. Richtig überzeugen konnte Müller dabei nur im Champions League-Spiel gegen Moskau, als er allerdings auch sehr häufig die Position mit Robben tauschte.

– In den 296 Minuten ohne Robben, in denen Müller meist auf dem rechten Flügel agieren konnte, traf Müller 3 Mal selbst und steuerte zudem vier Assists bei. Eine deutliche Aussage im Hinblick auf Müllers Torgefahr auf dieser Position.

Die 3 Treffer in dieser Woche waren ein Statement von Müller, das mit ihm weiter zu rechnen ist. Er wird sich seine Spielanteile in den kommenden Wochen aber aller Voraussicht nach noch mehr mit Arjen Robben teilen müssen. Auf der 8 ist er nach den bisherigen Eindrücken keine Optimallösung.

Allerdings ist da ja noch eine weitere Position, die einem Spielertypen wie ihm liegen müsste. Die 9. Ob nun falsch oder nicht. Einen ernsthaften Versuch mit Müller in vorderster Front wäre es alle Mal wert – gerade wenn auf der 8 mit Götze und Thiago zusätzliche Konkurrenz zurückkehrt.

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