Mia san Frauenfußball

Jolle Trenner 05.10.2014

Feststeht: Das Team um Thomas Wörle durchläuft bei zehn Abgängen und neun Neuzugängen eine Umbruchsaison und möchte zeitgleich das Spitzentrio bestehend aus Wolfsburg, Potsdam und Frankfurt angreifen. Zuletzt war man zweimal in Folge Vierter geworden.

Rückschau auf die Spieltage 1 bis 4

Gleich am ersten Spieltag, dem 31.8.14, empfing der FC Bayern München den Rekordmeister 1. FFC Frankfurt in der HGK, der mit sieben Titeln die meisten Deutschen Meisterschaften erringen konnte, nun aber bereits seit 2008 auf den nächsten Titel wartet. In den Reihen der Frankfurterinnen stehen viele deutsche und internationale Nationalspielerinnen; in der Startelf in München waren es Kathrin Hendrich, Simone Laudehr, die überraschenderweise in der Innenverteidigung auflief, Svenja Huth, Dzsenifer Marozsán und Celia Šašić (geb. Okoyino da Mbabi) aus der DFB-Elf. Die Ex-Münchnerin Mandy Islacker traf bereits in der siebten Minute für die Frankfurterinnen, doch noch in der ersten Halbzeit konnte Eunice Beckmann für die Roten zum Endstand ausgleichen. Am Spieltagsende fand sich der FCB auf Tabellenplatz 7 wieder.

In der Woche drauf spielte der FCB auswärts gegen den Vorjahresachten, den SC Freiburg. Eunice Beckmann erzielte in der 38. Spielminute das 1:0, die US-Amerikanerin Katie Stengel legte in der 55. Minute nach. Erst in der Nachspielzeit gelang den Freiburgerinnen der Anschlusstreffer durch Sylvia Arnold. Mit nun vier Punkten arbeiteten sich die Bayern-Frauen auf den fünften Rang vor.

Im zweiten Heimspiel am 21.9. empfing der FCB die TSG 1899 Hoffenheim an der Gründwalder Straße. Noch im Juni hatte die TSG die Münchner in diesem Stadion mit 2:3 geschlagen und so den Hoffenheimer Klassenerhalt in der Aufstiegssaison gesichert. Doppeltorschützin war damals Mana Iwabuchi, die inzwischen das rote Leibchen trägt und im Spiel gegen den Ex-Verein in der Startelf stand. Diesmal erzielten andere die Tore, nämlich die Schweizer Verteidigerin Caroline Abbé (21.), die Schweizer Stürmerin Vanessa Bürki (81.) sowie die Rechtsaußen aus Österreich, Viktoria Schnaderbeck in Minute 84 zum 3:0 Endstand. Mit dem zweiten Sieg der Saison ergatterte das Münchner Team den dritten Tabellenplatz hinter dem VfL Wolfsburg und Turbine Potsdam.

Schon am Mittwoch drauf, den 24.9. reiste der FC Bayern München nach Wolfsburg zum Tabellenführer. Den Wölfinnen war im Jahr 2013 nicht nur gemeinsam mit den FCB-Männern das Kunststück des Tripels aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Sieg gelungen, sie konnten in diesem Jahr sowohl Meisterschaft als auch Champions-League-Titel verteidigen. Damit haben sie Frankfurt und Potsdam in den letzten Jahren von der Spitze des deutschen Frauenfußballs verdrängt und sind somit das Maß aller Dinge. Umso erfreulicher aus Bayernsicht, dass sich eher die Wölfinnen ein 0:0 zuhause ertrotzten, denn die Roten waren dem Sieg näher als der VfL, die so ihren dritten Tabellenplatz festigten und nun schon gegen zwei der Top 3 punkten konnten.

Spieltag 5: Auswärts gegen Leverkusen

Am fünften Spieltag, dem 2.10., wartete mit Leverkusen der Vorjahressiebte im Ulrich-Haberland-Stadion, das sich die Katakomben mit der BayArena der Männer teilt. In den vergangenen zwei Jahren hatte Leverkusen die Bayern zuhause stets besiegt.

Leverkusen formierte sich offensiv in einem 4-3-3 und zog in der Defensive die zwei Außenstürmerinnen zu einer 4-5-1-Formation zurück. Die Bayern agierten vor der finnischen Torhüterin Tinja-Riikka Korpela defensiv mit einer Fünferkette bestehend aus der Norwegerin Nora Holstad im Zentrum, der Italienerin Raffaella Manieri als linker und Caroline Abbé als rechter Halbverteidigerin. Außen reihten sich die Amerikanerin Gina Lewandowski (links) und Viktoria Schnaderbeck (rechts) in die Kette, beackerten aber meist offensiv die Außenbahnen. Auf der zweiten Sechserposition neben Kapitänin Melanie Behringer brachte Trainer Thomas Wörle erstmals die sonst offensivere Melanie Leupolz. Eine ausgezeichnete Entscheidung. Beide wechselten sich auf den Sechser- und Achterpositionen ab, zogen das Spiel geordnet auf und trieben den Ball gezielt nach vorn. Auf der Zehn lief Mana Iwabuchi auf, eine technisch extrem versierte, pressingresistente Spielerin mit engem Wendekreis und dem Auge für das Spielgeschehen — Stichwort Nadelspielerin. Auch gegen drei, vier Gegnerinnen findet sie die Lücke für den befreienden Pass, nicht selten vertikal direkt in die Spitze. Die Doppelspitze bestehend aus Katherine Stengel und der Niederländerin Vivianne Miedema profitierte häufig von den Zuspielen der Japanerin.

Waren die ersten zehn bis zwanzig Minuten noch ausgeglichen mit vielen Aktionen im Mittelfeld, erarbeitete sich der FC Bayern spätestens mit der Minute 25 ein immer größer werdendes Übergewicht. Sicheres Pass- und Positionsspiel, dem Leverkusen immer weniger entgegenzusetzen wusste. Das 1:0 fiel dennoch nach einer Ecke von links durch die von rechts hereinrauschende Leupolz in der 37. Minute. In der zweiten Halbzeit machten die Gastgeberinnen nun ordentlich Betrieb, setzen sich aber stets nur bis zur Strafraumgrenze durch und blieben dort hängen. Nach einer guten halben Stunde spielte der FC Bayern ein gutes Mittelfeldpressing, gewann spätestens jetzt die Kontrolle vollends zurück und erarbeitete sich eine Vielzahl an Chancen. Kurz darauf war die Partie durch die Tore von Stengel und der eingewechselten Eunice Beckmann entschieden. Zwei wirklich schön herausgespielte Tore. In der 66. Minute leitet Iwabuchi den Ball auf Beckmann weiter, die passt auf Stengel, die wiederum etwa vom Elfmeterpunkt halbrechtshoch ins Tor abzieht. Nur drei Minuten später erzielt Beckmann das 3:0 nach Doppelpass mit Iwabuchi und legt in der 81. Minute nach Pass von Vanessa #bumbumbürki von der rechten Strafraumgrenze per Seitfallzieher im Fünfer nach.

Die Bayern brechen mit diesem souveränen Sieg die Auswärtsmisereserie in Leverkusen und verteidigen Tabellenplatz 3. Bayern konnte viele Situationen spielerisch lösen, während sich die Gegnerinnen auf das geordnete Dagegenhalten beschränkten. Konter Leverkusens wurden meist schon im Mittelfeld erstickt, die langen Bälle waren zu ungenau, um über ein bis zwei Torchancen hinaus für Gefahr zu sorgen.

Spieltag 6: Zuhause gegen den MSV Duisburg

Am sechsten Spieltag, luden die Bayernfrauen am 5.10. den Tabellenletzten MSV Duisburg zum Heimspiel in die HGK ein, der von der Ex-Nationalspielerin Inka Grings betreut wird. Bayern blieb bei seiner Formation im 5-2-1-2/3-2-3-2 aus dem vorherigen Spiel, wechselte allerdings das Personal. Die Fünferkette vor Korpela aus Lewandowski-Manieri-Holstad-Abbé-Schnaderbeck blieb bestehen. Auf der Doppelsechs hatte Melanie Behringer diesmal die US-Leihe Amber Brooks an ihrer Seite, Leupolz spielte heute auf der Zehn und Vanessa Bürki und Eunice Beckmann rotierten für die Stürmerinnen Stengel und Miedema in die erste Elf. Duisburg agierte im 4-2-3-1.

Hervorzuheben ist, wie flexibel die Bayern durch die Mitte agierten. Brooks und Behringer stimmten sich gut ab, wer von beiden mit nach vorne geht und wer absichert. Leupolz, Bürki und Beckmann ergänzten sich gut auf dem Zehnerraum und tauschten flüssig die Positionen, während Lewandowski auf links und Schnaderbeck auf rechts die Linien langmarschierten, die gegnerischen Außenverteidigerinnen nach hinten drückten und immer wieder hohe Flanken und Flachpässe in die Zentrale an die Frau brachten. Lewandowski konnte selbst einige Male gefährlich zum Abschluss kommen.

Auch die Defensive machte ihre Aufgabe ausgezeichnet, die wenigen Male, bei denen die Duisburgerinnen mit einem langen Ball oder durchs Mittelfeld nach vorne kamen, liefen sie ihnen unbeeindruckt die Bälle ab, nicht selten schon in der gegnerischen Hälfte. Schon im Spiel gegen Leverkusen hatte die halbrechte Verteidigerin mit dem Ball am Fuß Raum gutgemacht und den Ball nach vorn getragen. Gegen Duisburg wagte sich Holstad genau in den richtigen Momenten aus der Kette, um das Spiel anzutreiben. So spielte Bayern geordnet hinten raus, packte aber, wenn nötig auch die Grätsche aus, wie Manieri in der 26. Spielminute. So bekam der MSV schon in der ersten Halbzeit kaum Luft zum Atmen, nicht zuletzt, weil Bayern häufig schon den Abschlag über das ganze Feld presste und die Bälle tief in der gegnerischen Hälfte gewinnen konnte. So ging der FCB in Minute 25 durch ein Tor von Beckmann aus kurzer Distanz in Führung. Nur sechs Minuten später bekommt #bumbumbürki den Ball von links, nimmt ihn mit der Brust an und vollstreckt sehenswert ins lange Eck. Noch in der 39. Minute legt Melanie Leupolz das 3:0 nach Vorlage von Schnaderbeck nach.

Zur zweiten Halbzeit blieb Leupolz in der Kabine, neu auf der Zehn war Mana Iwabuchi. Die ersten 10-15 Minuten der zweiten Halbzeit ging den Bayern die Souveränität etwas ab. Nicht dass Duisburg zu Chancen gekommen wäre, aber einige leichtfertige Fehlpässe und Unkonzentriertheiten schlichen sich ins bayerische Spiel. Trotzdem erarbeitete sich der FCB weitere Gelegenheiten. In Minute 64 ersetzte Vivianne Miedema Eunice Beckmann und in der 72. Minute Katherine Stengel die Schweizerin Bürki. Das sollte Folgen haben: In Minute 68 und 75 schlug die bislang torlos gebliebene Miedema gleich doppelt zu. Iwabuchi hatte am Strafraum rechts raus auf Schnaderbeck gepasst, die spielt in die Mitte und Miedema verwandelt humorlos. Kurz drauf taucht die Niederländerin allein im Sechzehner auf und schließt erneut sicher zum 5:0 ab. Auch Stengel lieferte in Minute 85 noch ein Jokertor ab und nutzte eine ihrer vielen Möglichkeiten im Strafraum zum 6:0 Endstand, bevor Amber Brooks mit einem Lattentreffer fast noch das siebte Tor eingeschenkt hätte.

Somit stehen die Roten am sechsten von 22 Spieltagen mit 14 Punkten auf Tabellenplatz 3 mit nur zwei Punkten Abstand auf den Tabellenführer Wolfsburg und einen auf die Nummer 2 aus Potsdam. Thomas Wörle ist es gelungen, den guten Mix aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten zu einem Team zu formen, das nicht nur souveräne Siege gegen unterlegene Gegner einfährt, sondern schon gegen zwei der drei Ligastärksten bestehen konnte. Mit der Dreier-/Fünferkette in der letzten Linie setzt Wörle konstant auf diese moderne Formation. Während bei den Männern die Dreierkette häufig durch das Zurückfallen des Sechsers zwischen die Innenverteidiger gebildet wird, ist sie bei den Frauen Standard im System. Alle Mannschaftsteile sind gut miteinander verbunden, es gibt keine starke oder schwache Seite, auch wenn sich Außenverteidigerin Lewandowski auf links noch mehr ins Offensivgeschehen einbindet als Schnaderbeck dies auf rechts tut. Trotzdem entsteht dadurch kein Asymmetrie, da beide meist die Breite halten. Schließlich verfügt der FC Bayern über eine hochflexible Zentrale und hat gleich vier Stürmerinnen in Torlaune, die sich die zwei Positionen im Sturm aufteilen. Man könnte meinen, den Bayern stünden erfolgreiche Zeiten bevor, gerade, wenn man bedenkt, dass hochkarätige Spielerinnen wie Nationalspielerin Lena Lotzen derzeit noch verletzt fehlen. Allerdings wird das wahre Kunststück sein, die Hochform der Mannschaft konstant aufrechtzuerhalten. Wenn das gelingt, kann der FC Bayern sogar ganz oben mitspielen. Wir schauen uns das an.