Mario Gomez – Der verjagte Stürmer?

Jan Trenner 08.07.2013

Ohne Frage ist Gomez ein Stürmer mit Wahnsinnsquote, wenn es um Treffer geht. »Der Beste seit Gerd Müller« um genau zu sein und eigentlich haben wir keine Not ihm den Laufpass zu geben. Claudio Pizarro hat um ein weiteres Jahr verlängert. Als Backup. Mario Mandzukic hat sich seinen Platz als Stürmer #1 in der letzten Spielzeit erkämpft und konnte Gomez Verletzungen nutzen um zur ersten Wahl zu werden. Zwischen den beiden Marios würde der Konkurrenzkampf stattfinden. Alternativ hat Guardiola wohl Neuzugang Mario Götze (uff, immer »Mario«) oder Thomas Müller auf dem Zettel. Falsche Neun für Überzahl und Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff, aber der FC Bayern stand in den letzten Jahren für den klassischen Mittelstürmer. Ein Wechsel von Robert Lewandowski (in dieser Transferperiode) ist inzwischen unrealistisch geworden. Wieso also Gomez abgeben, noch dazu zu einem Spottpreis, statt auch mit ihm in die nächste Saison zu gehen und zwei (bis drei) Topkräfte aufbieten zu können?

Die aktuellen Rahmendaten des Transfers machen wenig Sinn. Für den Spieler wie auch den FC Bayern:

  • Gomez kam zur Saison 2009/10 nach Zahlung einer geschätzten Ablösesumme von 30 Millionen Euro nach München. Erst im April 2012 hat er seinen Vertrag bis 2016 verlängert und stieg in die Gehaltskategorie von bis zu 10 Millionen Euro beim Rekordmeister auf. Nach langer Verletzungspause 2012/13 kam er zurück & änderte an seiner Torquote wenig.
  • Aktuell beruft sich die Sportpresse auf Berichte aus Italien (Gazzetta dello Sport) und berichtet von 15-18 Millionen Euro Ablösesumme und 5 Millionen Jahresgehalt bei einem Wechsel zum AC Florenz. Strittige Punkte sind wohl Bonuszahlungen. Wofür auch immer.

Wieso nimmt 1) der FC Bayern eine so niedrige Ablösesumme überhaupt wahr und beschäftigt sich damit (ernsthaft), 2) ist Gomez so unzufrieden, dass er sein Gehalt halbiert und auch sportlich in Italien eher nicht auf Titeljagd sein wird?

Bei allem Verständnis, dass ein Stürmer wie Mario Gomez sich berechtigterweise als Nummer 1 durchsetzen will, ist dieses Verhalten aller Münchner Beteiligten merkwürdig. Ist im Kader wirklich kein Platz mehr? Geldnot kann es nicht sein oder wird man nach einer weiteren Saison auf der Ersatzbank mit Gomez keine höheren Erlöse erzielen? Aus sportlichen Gründen gibt es wenige Anhaltspunkte wieso der Verein seinen Spieler wegschicken sollte. Sein Defensivverhalten ist verbesserungswürdig bis kaum ausgeprägt, aber selbst einem Mario Gomez ist die Weiterentwicklung in diesen Punkten zuzutrauen.

Trotzdem wird er wohl zum »verjagten Stürmer«.

Was ist also neben der sportlichen Weiterentwicklung des FC Bayern noch vorgefallen? An ausschließlich sportliche Beweggründe kann ich inzwischen nicht mehr glauben. Aussagen, dass das »Paket stimmen muss« damit ein Wechsel stattfindet, machen in diesen niedrigen Preisregionen wenig Sinn. Was ist noch vorgefallen? Vielleicht – wir werden es wohl nie erfahren – ist an einigen Gerüchten doch etwas dran. Sarah B. und Mario G., davon hat man schon im November ein paar Gerüchte gehört, aber müssen die Beweggründe für den Transfer dort gesucht werden? Die Beteiligten haben dementiert und auf dem Platz konnte man wenig erkennen. Ein unangenehmer Beigeschmack bleibt trotzdem und was wirtschaftlich so fragwürdig ist wie die kolportierte Ablösesumme regt dazu an, an anderen Stellen nach Gründen zu suchen. Lässt sich der FC Bayern einige Millionen Euro entgehen um für Ruhe zu sorgen und geht Gomez deswegen?

Einige Kommentare dazu gab es inzwischen und doch bleibt es bei »Es ist die bekannteste Geschichte, die nirgends stand. Und jeder erzählt’s, als hätte er’s gesehen.«