Koan Maulwurf

Steffen Trenner 17.06.2013

Während Dortmund die Lewandowski-Diskussion am Hacken hat und jeden Tag mit eigenen Aussagen befeuert, ist beim und vom FC Bayern so gut wie nichts zu hören. Mancher Journalist prognostiziert einen Wechsel noch in diesem Sommer, manch anderer glaubt Bayerns Interesse an Lewandowski ist nur halbherzig. Echtes Insider-Wissen über die genauen Pläne der Münchener hat Keiner. Selbst die Aussagen von Karl-Heinz Rummenigge vom Montag, dass der FC Bayern zur Not bis 2014 auf Lewandowski warten würde, stammen nicht von Rummenigge oder dem FC Bayern, sondern wurden von den Beratern des polnischen Nationalspielers verbreitet. All das spricht für zwei Dinge. Zum einen blicken die Bayern-Verantwortlichen mit den Erfolgen der abgelaufenen Saison im Rücken zurecht mit einer gehörigen Portion Gelassenheit auf die Personalplanung. Zum anderen scheint die Zeit der Durchstecher und Maulwürfe im und um den FC Bayern vorbei zu sein.

Das enge Band von Spielern, Funktionären oder deren Umfeld vor allem zu BILD und Sport BILD, das jahrzehntelang immer wieder unschöne Schlagzeilen produzierte und vertrauliche Dinge an die Öffentlichkeit brachte, scheint momentan durchschnitten. Schon bei der Verpflichtung von Pep Guardiola war nichts nach Außen gedrungen. Auch die Verhandlungen mit Mario Götze wurde intern und ohne großes Aufsehen abgewickelt, ehe eine Quelle jenseits des FC Bayern den Transfer öffentlich machte. Schon zuvor bei Transfers von Jan Kirchhoff oder Mario Mandzukic behielt der FC Bayern jederzeit die kommunikativen Fäden in der Hand. Die Transfers wurden verkündet und nicht zuvor öffentlich diskutiert. So behält ein Verein unter dem medialen Brennglas die Handlungshoheit und wird nicht zum Getriebenen. Gäbe es die Cause Hoeneß und die Diskussion um seinen Steuerbetrug nicht, man könnte fast meinen es wäre richtig ruhig geworden beim einstigen FC Hollywood.

Zudem prägt eine neue Spielergeneration diesen Verein. Eine Spielergeneration, die sicherlich auch medial besser beraten wird – manchmal zum Missfallen vieler Journalisten. Zum anderen aber auch eine Spielergeneration bei der das Sportliche im Mittelpunkt steht. Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm als Protagonisten dieser Spielergeneration definieren sich nach meinem Eindruck stärker über fußballerische Inhalte und Erfolg, als ihre Positionierung in BILD, BamS und Glotze. Dafür braucht es dann auch keine engen Bande in die jeweiligen Redaktionen. Matthias Sammer und Heynckes haben diese Haltung immer vorgelebt. Fokussierung auf die tägliche Arbeit, Eitelkeiten und Nebenkriegsschauplätze beiseite. „Eitelkeiten sind die Krankheit des deutschen Fußballs“, hat Matthias Sammer einmal gesagt. Diese Fokussierung aufs Wesentliche im gesamten Verein ist sicher ein Teil des Erfolgsrezepts der vergangenen Saison.

Während sich in den vergangenen Monaten zum Beispiel bei Real Madrid Trainer, Vereinsführung und Führungsspieler öffentlich bekriegten, schreibt der FC Bayern sportliche Schlagzeilen. Geschichtchen und Indiskretionen gibt es so gut wie gar nicht mehr. All das steht diesem Verein ziemlich gut zu Gesicht. Mal sehen wie lange es so bleibt.