João Palhinha: Der neue Javi Martínez? 

Sophia Trenner 14.08.2024

Es läuft die 48 Minute. Nach einem Kopfball von Nestory Irankunda springt der Ball zu João Palhinha, der sich aus der Distanz ein Herz fasst und sofort abschließt. Ein sehenswerter Volley-Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen die WSG Tirol ist das Resultat. Beim obligatorischen Interview nach der Partie strahlt der Neuzugang. Es sei besonders für ihn gewesen, sein erstes Tor für den FC Bayern zu erzielen, „nach allem, was für mich passiert ist“. 

Doch weit vor Anpfiff der gestrigen Partie wurde João Palhinha eine schwere Last auferlegt. Schon jetzt muss er sich dem Vergleich stellen mit niemand geringerem als Javier „Javi“ Martínez, seines Zeichens Liebling der Bayern-Fans und über Jahre hinweg kompromissloser Abräumer im Mittelfeld. Weit hergeholte Plattitüde oder steckt hinter den Lorbeeren ein wahrer Kern? 

João Palhinha: Alle Wege führen nach München 

Eine märchenhafte Karriere hatte João Palhinha bisher sicherlich nicht. Talent besaß der groß gewachsene Junge zwar schon immer, jedoch erfolgte sein Schritt in ein Nachwuchsleistungszentrum ungewöhnlich spät. 2012, als Palhinha 17 Jahre alt war, wechselte er in die berühmte Akademie von Sporting Lissabon. Unmittelbar nach seinem Debüt wurde er Stammspieler in der zweiten Mannschaft, bald darauf folgten als Leihspieler die ersten Schritte in der höchsten Spielklasse Portugals. Doch seine Entwicklung stagnierte, in der A-Mannschaft von Sporting gab es keinen Platz für den Defensivmann.

Mit gepackten Koffern ging es für den nun 23-jährigen zu seiner nächsten Leihstation nach Braga, wo ihm der endgültige Durchbruch gelang. Im Norden Portugals entwickelte Palhinha seinen körperlichen Spielstil gegen den Ball, so wie man ihn heute kennt. Mit viel Erfahrung und einem Ligapokal im Gepäck kehrte er zurück zu den Küsten Lissabons, wo er fortan eine wichtige Rolle im Mittelfeld übernahm. Unter anderem gewann er im grün-weißen Trikot seine erste Meisterschaft, sowie zwei weitere Ligapokale und einen Supercup.

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Als Spätberufener debütierte João Maria Lobo Alves Palhinha Gonçalves, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, im März 2021 für die portugiesische Nationalmannschaft. Nach seiner ersten Teilnahme an einem internationalen Turnier (Europameisterschaft 2021) weckte der zweikampfstarke Abräumer die Begehrlichkeiten anderer Vereine. Im Jahr 2022 folgte der Wechsel in die Premier League zum englischen Traditionsverein FC Fulham.

Dort zementierte der 29-Jährige über zwei Spielzeiten hinweg seinen Ruf als begnadeter Sechser und brachte durch herausragende Tacklings seine Gegenspieler Woche für Woche an den Rand der Verzweiflung. Qualitäten, die dem Münchner Mittelfeld seit dem Abgang von Javi Martínez im Jahr 2021 fehlten. Das sah auch Cheftrainer Thomas Tuchel so, der öffentlich seinen Wunsch nach einem vorwiegend defensiv denkendem Spieler – einer „Holding Six“ – hinterlegte. 

Palhinha kam, sah und flog unvollendeter Dinge zurück nach England. Auf fast schon dramatische Art und Weise scheiterte sein Transfer von der Themse an die Isar im September 2023 buchstäblich in letzter Sekunde. Doch der Portugiese klagte nicht über die verpasste Chance. Schließlich sehe man sich, O-Ton Jan-Christian Dreesen, immer zweimal im Leben. 

Der Transfer zum FC Bayern: (K)ein Déjà-vu?

Die Tür einer in feurig rot lackierten Privatmaschine öffnet sich. Gekleidet in einem weißen T-Shirt und schwarzem Sakko, steigt João Palhinha als erstes aus dem Flieger und strahlt dabei mit der Münchner Sonne um die Wette. Sein jüngerer Bruder Gonçalo, der gleichzeitig als Berater fungiert, folgt ihm. Die Kamera fokussiert sich auf Joãos Gesicht, um die ersten Eindrücke einzufangen. „Finally.“, huscht ihm über die Lippen. Endlich. Zu sehen ist die hier beschriebene Szene auf dem YouTube Kanal des FC Bayern in einem knapp vier Minuten langen Video.

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Am vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere angekommen, begleiten João Palhinha noch vor seiner ersten Partie für die Münchner schon die ersten Vergleiche mit einem Spieler, der nach seiner aktiven Karriere wohl einen Platz im FC Bayern Legenden Kader auf Lebzeiten sicher hat: Javi Martínez. Woher kommen diese Vergleiche? Und vor allem, haben sie eine Daseinsberechtigung?

Nach neun erfolgreichen Jahren im Trikot der Münchner sind die Umstände der Verpflichtung von Martínez sicherlich nicht das erste, woran man als Fan denkt. Doch der einstige teuerste Neuzugang der Bundesliga (40 Millionen Euro zahlte der FC Bayern im Jahr 2012 für seine Dienste) hatte, ähnlich wie Palhinha, eine Odyssee hinter sich. Lange stritt man sich mit Athletic Bilbao, die sich trotz Aktivierung der vertraglich festgeschriebenen Ablösesumme weigerten, den Mittelfeldspieler gehen zu lassen. Im Anbetracht dieser Tatsache half es sicherlich nicht, dass der FC Bayern Martínez nachts zu einem heimlichen Medizincheck einfliegen ließ.

Ganz im Gegenteil, die Spanier rund um Vereinspräsident Jon Uriarte waren außer sich vor Wut. Letztendlich ließen sich die Wogen zumindest teilweise glätten und Martínez wechselte nach München, nachdem er sich beim spanischen Fußballverband RFEF selbst aus dem Vertrag kaufte. Über Medizinchecks unter schwierigen Umständen kann Palhinha auch ein Lied singen. Im vergangenen Sommer absolvierte er alle notwendigen Tests, posierte sogar mit dem Trikot für die vereinseigenen Kameras. Doch Fulham fand unter Zeitdruck keinen geeigneten Ersatz und erteilte somit keine Transferfreigabe. Knapp ein Jahr musste der Defensivmann warten, rechnete laut eigenen Aussagen nicht mehr mit einem Transfer in die bayrische Hauptstadt.  

Am offensichtlichsten sind hingegen die körperlichen Voraussetzungen und spielerische Veranlagungen. Beide verfügen über eine ähnliche Statur. Groß gewachsen (Martínez 189cm, Palhinha 190cm) und kopfballstark, wissen beide Spieler sich durchaus robust in Zweikämpfen durchzusetzen. Zwei Akteure, die vorwiegend defensiv denken und gar als Spezialisten auf ihrer Position bezeichnet werden können. 

Zudem wechselten sowohl Martínez als auch Palhinha nach einer titellosen Saison zum FC Bayern. Erneut eint sie die Tatsache, dass ihnen stets große Erwartungen nach München folgten. Häufig wird die Rolle einer Sechs unterschätzt, bemerkt man deren Notwendigkeit doch erst, wenn es auf dem Feld nicht mehr so läuft. An der eng umkämpften internationalen Spitze kristallisieren sich immer wieder Spielerprofile heraus, die man augenscheinlich zum Erfolg benötigt.

Sie alle eint oftmals eine bemerkenswerte Technik, die Fähigkeit für magische Momente und eine gewisse Unberechenbarkeit. Unberechenbar ist João Palhinha definitiv nicht. Beim FC Bayern wusste man bei seiner Verpflichtung ganz genau, welchen Spielertyp man bekommt. Einen Aufräumer vor der Abwehrkette. Einen für die dreckige Arbeit, der sich in jeden Zweikampf wirft und durch die Arbeit im Schatten das ermöglicht, weshalb so viele Fans Woche für Woche ins Stadion gehen: tollen Offensivfußball. 

João Palhinha: Zahlen als Teil eines Porträts 

„Ich habe Sergio Busquets und Xavi Hernandez immer gemocht.“, sagte Palhinha im Gespräch mit TNT Sport. Eine Aussage, die auf den ersten Blick paradox erscheint, schließlich ähnelt die Spielweise der spanischen Legenden nur marginal der des Portugiesen. Denn Palhinha nimmt, im Gegensatz zu seinen einstigen Vorbildern, nicht die Rolle des allmächtigen Regisseurs ein.

Stattdessen ist er bekannt für sein defensives Stellungsspiel und ausgezeichnetes Zweikampfverhalten. Unermüdlich jagt er, dank scheinbar grenzenloser Ausdauer, dem Ball hinterher, um diesen im richtigen Moment dem Gegner durch eine präzise Grätsche abzunehmen. Allerdings weiß der 29-Jährige durchaus seine Fähigkeiten einzuordnen und ergänzt selbst: „Aber ich bin nicht der Typ, der die Eigenschaften von ihnen hat.“

Ein Blick auf die Zahlen bestätigt den vorherrschenden Eindruck. An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass die dargestellten Zahlen als gute Indikatoren dienen, um die Leistung eines Spielers besser einordnen zu können. Keinesfalls dürfen sie als alleinige Grundlage einer Argumentation verwendet werden, schließlich verraten uns die Zahlen nicht viel über die Umstände des Spielgeschehens. Kombiniert man diese aber mit Heatmaps, Scouting Berichten und dem klassischen „Eye Test“ eines jeden Fußballfans, ergibt sich ein deutbares Gesamtbild. 

Michael Reschke arbeitete von 2014 bis 2017 als Technischer Direktor beim FC Bayern und sprach mit Spox über die Tatsache, dass bei einem Spieler, der sich in der Premier League durchgesetzt hat, kaum Bedenken vorhanden sind, ob dieser auch in der Bundesliga funktionieren wird. Auch Mittelfeldvereine, wie Fulham einer ist, verfügen über Spieler, die aufgrund ihrer Fähigkeiten interessant für internationale Top-Vereine sind.

Die Abbildung legt den Fokus auf die vergangenen Premier League Spielzeiten von Palhinha. Mit dem FC Fulham agierte der Portugiese über zwei Saisons hinweg durchaus konstant. Ausschläge nach oben oder unten sind nicht zu finden, bestenfalls könne man von marginalen Schwankungen sprechen, so nah beieinander liegen seine Zahlen. 

Auf den ersten Blick fällt auf, dass Palhinhas Passquote unter dem zu erwartenden Durchschnitt eines Bayern-Akteurs liegt. Schon häufiger wurden ihm Defizite im Spielaufbau nachgesagt. Zum Teil kann man dieses Argument entkräften, wenn man die Spielweise von Fulham betrachtet: In der vergangenen Saison konnte das Team aus dem Westen Londons durchschnittlich nur 50% Ballbesitz vorweisen. Häufig liefen sie dem Ball hinterher und strahlten wenig Spielfreude nach vorne aus, erzielten nur 55 Tore. Der FC Bayern hingegen kam laut FußballTransfers auf 61% und belegt damit den zweiten Platz, einen Prozentpunkt hinter Bayer 04 Leverkusen.

Palhinha wird an und mit der Herausforderung eines neuen Systems wachsen, was ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Während der Europameisterschaft 2024 agierte die portugiesische Nationalmannschaft – und somit auch João Palhinha – auf spielerisch extrem hohem Niveau. Mit durchschnittlichen 66% Ballbesitz grüßten die Portugiesen von der statistischen Spitze. SofaScore erfasste in diesem Zeitraum durchschnittliche 62.5 Ballaktionen pro Spiel, eine Passquote von 88%, 4.3 überspielende Steilpässe, 3.8 Balleroberungen und eine durchschnittliche Zweikampfquote von 65%.

Zwar unterschied sich die Rolle Palhinhas nicht großartig von der, die er während der Saison mit Fulham ausübte, denn Palhinhas Hauptaufgabe bestand weiterhin darin vor der eigenen Abwehr aufzuräumen und den Kreativspielern Absicherung zu bieten. Dennoch schaltete er sich merklich ins Spiel nach vorne ein, weshalb man bezüglich dem Passspiel zu folgendem Fazit kommen kann: ausbaufähig, aber nicht desolat. 

Palhinhas 148 Tackles seiner Debütsaison in der Premier League sind laut Squawka mindestens 19 mehr, als jeder andere Spieler in den sieben höchsten europäischen Ligen beging. Dies setzte er 2023/24 fort, als er durchschnittlich alle 17.8 Minuten einen erfolgreichen Zweikampf führte und sich erneut den ersten Platz im Ranking sicherte. Auch die restlichen defensiven Werte sind bemerkenswert und verdeutlichen seine körperliche Dominanz auf dem Spielfeld.

Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass der Portugiese nicht nur durch seine physischen Vorteile oder gar von Glück profitiert. Stattdessen verfügt er über gute Antizipation und ein stark ausgeprägtes Spielverständnis. Beispielsweise erkennt der Defensivmann gut mögliche Passwege des Gegners und bringt sich in Stellung, noch bevor der Gegner den soeben geschlossenen Raum bespielen kann. 

Aufgrund seiner intensiven, teils aggressiven Zweikampfführung, sammelt der Portugiese jedoch viele gelbe Karten und wird voraussichtlich die ein oder andere Gelbsperre für den FC Bayern aussitzen müssen. Auf seiner Vorstellungs-Pressekonferenz verdeutlichte Palhinha seine positiven Intentionen und bekräftigte, dass er mit seinem Einsteigen niemanden verletzen wolle. Fraglich, ob die Schiedsrichter dies berücksichtigen werden. 

Roberto Martinez, Nationaltrainer Portugals, hegt jedoch keine Zweifel über die Qualitäten seines Schützlings. Nach dem Krimi gegen Slowenien [Anm. d. Red. 3:0 Sieg im Elfmeterschießen, 1.7.2024] war er voll des Lobes und sagte: „Er ist nicht nur gut genug für Bayern, er würde Bayern sogar verstärken. Er macht Spieler um sich herum besser.“.

Das in der zweiten Abbildung dargestellte Diagramm hebt die statistischen Stärken und Schwächen eines Spielers im Vergleich zu ähnlichen Spielern hervor. Ein Spieler, der beispielsweise im Perzentil-Ranking 90% bei kreierten Chancen erreicht, kreiert also mehr Chancen als 90% der Spieler auf seiner Position in ähnlichen Ligen. Die ersten drei Werte, welche sich auf das Passspiel beschränken, zeigen eindeutig, dass Palhinhas Stärken nicht im Spielaufbau liegen.

Durchschnittliche Werte sind nicht gerade beeindruckend für einen Spieler, der im Mittelfeld die Geschehnisse beeinflussen soll. Eine bessere Einbindung ins Münchner Spielgeschehen, beispielsweise an der Seite von Allrounder Joshua Kimmich, könnte jedoch den Output von Palhinha erhöhen. Zur Erinnerung: Javi Martínez agierte zu seiner Zeit an der Seite von Bastian Schweinsteiger. Beide waren in der Saison 2012/13 essentiell für den Gewinn der Champions League.  

Betrachtet man hingegen den zweiten Teil der Grafik, dann verfestigt sich der Eindruck eines kraftvollen Spielers. Die Tatsache, dass Palhinha im Perzentil-Ranking bei 99% liegt im Bezug auf Zweikämpfe, verrät uns nichts darüber, wo genau auf dem Platz die Zweikämpfe geführt wurden und ob sie zur Bereinigung brenzliger Situationen beitrugen. Stattdessen kann man eine allgemeine Schlussfolgerung ziehen: Der 29-Jährige ist heiß aufs verteidigen. Wenn man ihn spielen sieht, dann wirkt es fast so, als wären ihm klärende Aktionen wichtiger als ein eigener Torerfolg. 

Javi vs. João: Die beiden Sechser im Vergleich

Ex-Bayern-Profi Holger Badstuber äußerte sich im Interview mit Sky über die Bedeutung eines Spielertyps, wie ihn einst Javi Martínez verkörperte: „Es ist elementar wichtig, vor der Abwehr einen statischen Spieler zu haben, der dir viel abnimmt und die Löcher stopft.“. Weiter führt Badstuber aus, dass er Palhinha diese Rolle im Bayern Trikot ebenso zutraue und sprach von der traditionell ausgeübten Sechserposition als Schlüssel für eine stabile Defensive. 

Um einen besseren Vergleich der Zahlen zu ermöglichen, wurden diese statistisch auf die Einheit pro 90 Minuten angepasst. Gleich zu Beginn wird deutlich, was im Laufe des Artikels mehrmals erwähnt wurde: João Palhinha ist kein Spielgestalter. Für sein Spiel, benötigt er nicht unbedingt den Ball am Fuß. Schließlich ist er bekannt für seinen Ruf als niemals ermüdender Arbeiter, nicht als Ballverteiler. Diese Rolle überlasst er seinen Mitspielern, die in diesem Bereich oftmals deutlich versierter sind. Dies unterscheidet ihn deutlich von Javi Martínez, der bewusst das Spiel vor sich gestalten wollte und fast schon als Ballmagnet agierte. 

Überraschend hingegen ist, dass Palhinha, der laut UEFA einen Top Speed von 33.1km/h erreicht, immer mal wieder das Dribbling sucht. Die Erfolgsquote ist jedoch, im Vergleich zu seinem Vorgänger, eher überschaubar. Doch wenn der Portugiese etwas kann, dann ist es das verteidigen. Seine durchschnittlichen 14.2 Zweikämpfe pro 90 Minuten sind sehr nah an dem Bestwert von Martínez in der Saison 2013/14. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Spanier in der Blütezeit seiner Karriere. Auch die Zweikampfquote kann sich bei beiden Akteuren sehen lassen. 

Trotz einem eigentlich nicht nennenswerten Größenunterschied von einem Zentimeter, sucht Palhinha deutlich weniger Luftzweikämpfe als Martínez es tat. Es wäre jedoch falsch zu behaupten, dass der Portugiese sich mit beiden Füßen auf dem Boden wohler fühle, denn 4 seiner 7 Premier League Tore für Fulham erzielte der Portugiese mit dem Kopf. Möglicherweise herrscht ab jetzt wieder etwas mehr Standardgefahr in der heimischen Allianz Arena. 

Über die Jahre hinweg, auch begünstigt durch viele Trainerwechsel, änderte sich die Rolle von Martínez im Spiel der Münchner. Anhand der Foul-Statistik könnte man die These aufstellen, dass er mit steigendem Alter reifte und besonnener agierte. Attribute, die Palhinha nicht unbedingt zugeschrieben werden. Auch deshalb ist es besonders interessant, dass die durchschnittlichen Fouls pro 90 Minuten gar nicht so weit auseinander liegen. 

João Palhinha: Mit Stärke in die Zukunft

„Dass er ein sehr guter Spieler ist, weiß man. Dass er dazu eine starke Persönlichkeit ist, Durchsetzungsvermögen und schon heute eine bemerkenswerte Verbundenheit für den FC Bayern besitzt, hat er in den zurückliegenden Tagen eindrucksvoll bewiesen.“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Doch dieses Zitat stammt nicht aus dem Jahr 2024 und der Adressat dieses Lobes heißt nicht João Palhinha, auch wenn jedes Wort wie maßgeschneidert auf ihn zutrifft. Stattdessen sprach Rummenigge vor versammelter Presse über den damaligen Königstransfer des FC Bayern, Javi Martínez. 

„Endlich ist die Wartezeit vorbei. Ich bin sehr glücklich und freue mich darauf, bei einem Klub mit einer derartigen Historie zu spielen.“, gab Martínez zum besten. Und erneut sind es Worte, die genauso gut aus dem Mund von Palhinha hätten stammen können. 

Doch genug der Vergleiche, schließlich möchte er seine Geschichte schreiben als João Palhinha, auch wenn die Huldigungen ihn laut eigener Aussage sehr stolz machen. Dennoch wären ein paar Schritte in dessen Fußstapfen nicht verkehrt. 

Palhinha soll dem Münchner Spiel nämlich die nötige Stabilität verleihen und wird wohl gesetzt sein als Fixpunkt des Teams, jedenfalls wenn es nach Sportvorstand Max Eberl geht. Dieser hält große Stücke auf den Neuzugang und schwärmt von dessen Fähigkeiten: „Bayern hat immer einen Typ Stabilisator, einen Zweikämpfer in dem zentralen Bereich gehabt. Einer, der da steht, der die Kontrolle über das Spiel hat. Das bringt João mit.“. Weiter ergänzt Eberl, dass man bei Palhinha von einem absoluten Wunschtransfer sprechen kann, bezeichnet ihn im gleichen Atemzug als wichtiges Puzzlestück. Eberls Worte sind lobend, zwischen den Zeilen schwingt jedoch eine große Erwartungshaltung mit.

Palhinha soll den Kader nicht nur ergänzen, er soll die Münchner verstärken und bestenfalls das Sechser-Problem der vergangenen Jahre lösen. Der FC Bayern hätte sicherlich nicht rund 50 Millionen Euro ausgegeben, wenn man ihm diese Rolle nicht zutrauen würde. Als Balleroberer par excellence wird der Portugiese vor allem dafür zuständig sein, die Räume hinter Jamal Musiala, Leroy Sané und co. zu schließen und einzugreifen, sobald der Gegner nach vorne stößt. Diese Stärke präsentierte der 29-Jährige erst kürzlich im Dienste der Nationalmannschaft, als er auf großer Bühne im Rücken von Vitinha und Bruno Fernandes mit Bravour agierte. 

Nein, João Palhinha ist nicht der neue Javi Martínez. Ähnlichkeiten sind vorhanden, doch der Portugiese soll in München seinen eigenen Weg gehen. Ein Weg, der zum Erfolg führen kann. Auf welche Art und Weise wird die Zeit zeigen. Zweifelsohne ist der Wechsel in die bayrische Hauptstadt eine große Herausforderung für den mittlerweile 29-jährigen. Doch wenn eine Botschaft aus diesem Artikel hängen bleibt, dann das Palhinha vor nichts zurückschreckt. 

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