Jamal Musiala: Ein Tanz auf Europas größter Bühne
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Der Jungstar des FC Bayern glänzte im ersten Spiel in der heimischen Allianz Arena und trug seinen Teil zum gelungenen Auftakt der deutschen Nationalelf bei. Eine Nachbetrachtung zum „Man of the Match“ der Partie Deutschland gegen Schottland.
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Uno, Dos, Tres
Leidenschaftlich. Dynamisch. Elektrisierend. Der Flamenco ist nicht nur ein Tanz. Es handelt sich um eine einzigartige Kunst, die vor allem in Spanien Anklang findet. Aus energiegeladenen Schritten und raschen Körperdrehungen, Gitarrenakkorden und Gesang entsteht ein phänomenaler Gesamteindruck. Jede Aufführung ist ein Unikat, denn der Flamenco lebt von spontanen Offenbarungen der Tänzer. Völlig losgelöst gehen sie in der Musik auf. Standortbeschränkt ist der Flamenco nicht, seine Darbietung kann auf der ganzen Welt genossen werden.
Jamal Musiala verzückte am Freitagabend mit seinen schnellen Bewegungen und wendigen Dribblings die Massen, egal ob im Stadion oder vor dem heimischen Fernseher. Egal wie viele Schotten sich dem 21-jährigen in den Weg stellten, immer wieder schaffte Musiala diese zu Umkurven. Auch wenn Fußball bekanntlich ein Teamsport ist, besitzt Musiala die Fähigkeit ein Spiel und dessen Geschwindigkeit ganz allein zu dirigieren. Mit fairen Mitteln war er nicht vom Ball zu trennen. Eine Lektion, die der Gegner in den ersten rund zwanzig Minuten des Spiels schmerzhaft lernen musste. Anschließend wurde ruppiger zugegriffen und Musiala an der Strafraumgrenze unsanft zu Boden gebracht. Musiala lies sich jedoch nicht beirren, die Freude am Spiel konnte ihm am gestrigen Abend niemand rauben.
Einer stiehlt allen die Show
Bei der Frage ob die vergangenen 74 Minuten gegen Schottland die besten seines Lebens gewesen seien, konnte Musiala sich nach Abpfiff ein breites Lächeln nicht verkneifen. „Ja, das kann man wohl so sagen.“, schoss es aus ihm heraus.
Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann zeigte sich mehr als zufrieden über die Darbietung seines Schützlings und lobte dessen mentale Stärke, schließlich nagten die vergebenen Chancen der Weltmeisterschaft (2022 in Katar) am Selbstvertrauen des Jungstars.
Ganz nach dem Motto „Neuer Wettbewerb, Neues Glück“ schien jeglicher Selbstzweifel vergessen. Nicht nur wegen seines Traumtores unter die Latte zum zwischenzeitlichen 2:0, sondern auch weil Musiala sich stets anspielbar präsentierte, den Schotten Knoten in die Beine zauberte und immer wieder Lücken in die für gewöhnlich so stabile Abwehr riss. Ein Eindruck, den auch der Trainer teilt. Prompt attestierte er Musiala ein „außergewöhnlich gutes Spiel“.
„Die Dinge, die er macht, die gibst du ihm nicht vor, sondern die kann er einfach.“ Julian Nagelsmann
Dem Druck gewachsen
Mit seinen 21 Jahren und 109 Tagen wurde Jamal Musiala zum zweitjüngsten Torschützen der deutschen EM-Geschichte. Für besagten Treffer in der neunzehnten Minute steht bei dem Datenerheber SofaScore ein errechneter xG Wert von 0.18 geschrieben. Es scheint unwahrscheinlich, dass dieser Ball in Regelmäßigkeit sein Ziel im Netz finden würde. Letztendlich ist es aber auch egal. Jamal Musiala verwandelte sicher mit rechts. Fünf erfolgreiche Dribblings klingen nicht nach viel und doch sind es mehr als die aller Spieler, die zusammen mit ihm auf dem Platz standen. Bis zu seiner Auswechslung unterlief Musiala kein einziger Fehlpass. Jedes der 32 Zuspiele fand seinen Mann. Völlig zurecht wurde er daher von den Zuschauern mit tosendem Applaus gefeiert. Die erste Man of the Match Auszeichnung des Turniers kann nur als logische Konsequenz betrachtetet werden.
Jamal Musiala sprühte vor Energie, als er mit dem Ball am Fuß durch die Münchner Nacht tanzte. Unter Gegnerdruck und auf engem Raum lieferte er ein Kunstwerk ab, welches Jedermann bestaunen konnte. Und auch sollte. Der langjährige Manchester United Akteur Rio Ferdinand huldigte Musiala, indem er ihn mit der brasilianischen Legende Kaká verglich. Zu seiner Zeit ein begnadeter Tänzer am Ball. Leidenschaftlich. Dynamisch. Elektrisierend.
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