Heimschlappe der Bayern-Frauen gegen Freiburg
Vor dem Spiel wurde Mandy Islacker zunächst für ihre 19 Treffer in der vergangenen Bundesliga-Saison mit der Torjägerkanone geehrt. Ihre Buden schoss sie damals noch für den FFC Frankfurt. Doch auch für die Bayern hat sie im letzten Spiel schon getroffen.
📸 Mandy Islacker #FCBSCF
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Falls Ihr es verpasst habt:
Tom Wörle stellte gegen Freiburg die identische Startelf aufs Feld, die auswärts in Essen erfolgreich gewesen war. Mit Blick auf die zahlreichen Nationalspielerinnen im Freiburger Team und einer Serie von elf Ligaspielen ohne Niederlage gab Wörle schon vor der Partie eine Warnung aus: Freiburg spielt dieses Jahr mit um die Champions-League-Platzierungen. Es sind also nicht nur Wolfsburg, Potsdam und Frankfurt, die man als direkte Konkurrenz auf dem Schirm haben muss. Diesen Eindruck festigte Freiburg auf Münchner Boden mit einer konzentrierten Leistung.
Schon früh brachte die deutsche Nationalstürmerin Hasret Kayikçi (20.) die Gäste in Front, nachdem diese sich einige Torchancen herausgespielt hatten. Bei einem Angriff der Bayern verlor Fridolina Rolfö im Zehnerraum den Ball, Freiburg schaltete zügig um und Julia Šimić konnte die Kugel direkt auf der Zentralachse des Spielfelds vor das Tor der Bayern treiben. Kayikçi, die rechts durchgestartet war, zeigte einen exzellenten Laufweg ins Zentrum und schien links rüber zu kreuzen, machte aber einen Bogenlauf, schnitt im Moment des Abspiels zwischen Wenninger und Demann hindurch zurück in den rechten Halbraum und vollstreckte vorzüglich ins lange Eck, obwohl Keeperin Korpela den Winkel gut zugemacht hatte. Ein tolles Tor.
🇩🇪Kayikçi's goal! @scfreiburg strikes first. #FCBSCF #AFBL pic.twitter.com/IFXP4G8aqN
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🇩🇪 Julia Simic! 😍 I just love everything this club has done over the last few years. They built a good team to watch! #AFBL @scfreiburg pic.twitter.com/Bsvgsst1dw
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Nachdem Rückstand entfachten auch die Bayern zunehmend Druck, doch ein Torerfolg blieb aus. Freiburg blieb weiterhin gefährlich, beide Teams trafen Aluminium, aber niemand mehr ins Netz.
3 Dinge, die auffielen
1. Freiburg spiegelt die Bayern-Formation
Sowohl Bayern als auch Freiburg stellten sich im 352 mit Dreierkette und Doppelsturm auf. Während Bayern die etwas offensivere Formation mit einer Sechs und zwei Achtern wählte, sicherte Jens Scheuer bei seinem Team hinter der spielmachenden Julia Šimić auf der Zehn mit der Doppelsechs aus Lina Magull und Rebecca Knaak ab.
In der Folge wiesen beide Teams eine gute Raumaufteilung auf, sahen sich aber im Mittelfeld mit direkten Gegenspielerinnen vielen Pattsituationen gegenüber. Freiburg gelang es besonders in der Anfangsphase besser, sich durch kollektive Dynamik Platz in Ballbesitz zu verschaffen und sich in die gefährlichen Zonen zu spielen. Bayern stellte sich zwar auch nicht schlecht an, konsequent gelang ihnen dies aber erst in der zweiten Halbzeit und ohne den entscheidenden Durchbruch. Sowohl Freiburg als auch die Bayern zeigten, dass sie den Ball auch in zugestellten Räumen mit kurzen, flotten Bällen über Passdreiecke laufen lassen und sich befreien konnten – insgesamt ein hochattraktives Fußballspiel.
2. Freiburg macht vor, wie hohes Pressing geht
Die Münchnerinnen sahen sich ab der ersten Minute enormem Druck ausgesetzt. Freiburgs Stürmerinnen liefen die Abwehrkette hoch in der Bayernhälfte an, leiteten den Spielaufbau auf eine Seite und isolierten die Roten dort teilweise sogar in Überzahl. Auch das Mittelfeld der Gäste verschob konsequent, schloss die Lücken und ließ den Bayern wenn überhaupt nur schlechte Passoptionen.
Demann, Korpela & Co. behielten meist einen kühlen Kopf und gaben den Ball fast nie in ganz brenzligen Situationen ab. Ein zügiges Aufbauspiel nach vorne war ihnen so aber verbaut. Konnte sich München doch mal stringent nach vorne kombinieren, dann foulte Freiburg taktisch klug und verteidigte diszipliniert im Verbund. Eine grandiose Teamleistung der Gäste.
Auch die Bayern griffen besonders nach dem Rückstand aggressiv weit vorne an, versäumten es aber, das Netz in der zweiten Linie ebenso konsequent zusammenzuziehen, so dass sich Freiburg befreien konnte. In ruhigeren Situationen des Spielaufbaus, passte der SC den Ball geduldig innerhalb der Fünferkette quer, bis eine Münchnerin aus der Formation gelockt und eine Lücke nach vorne genutzt werden konnte. Bei mehr Druck der Münchnerinnen schoben die Freiburger Außenspielerinnen weiter nach vorn und Lina Magull kippte in die Dreierkette ab.
3. Demann als spielmachende Innenverteidigerin
Bereits zum zweiten Mal führte Kristin Demann die Roten als Kapitänin aufs Feld. Ob dies ein neuer Reiz des Trainers oder nur dem Umstand geschuldet ist, dass Melanie Behringer bislang noch nicht von Beginn an spielte, ist ungewiss. Demann bringt die strategischen und technischen Fähigkeiten sowie die Ruhe und Übersicht mit, um sie zur Idealbesetzung in der Innenverteidigung genauso wie im defensiven Mittelfeld zu machen, wo das Spiel aufgezogen und die Umschaltsituationen zwischen Defensive und Offensive entschieden werden.
Bundestrainerin Jones konnte sie schnell davon überzeugen, ihr bei der EM die Rolle der alleinigen Abschirmjägerin vor der Abwehr anzuvertrauen. Und auch Tom Wörle bringt ihr von Beginn an großes Vertrauen entgegen. In München, wohin sie erst zu dieser Saison aus Hoffenheim gewechselt ist, hat sie die Rolle als Abwehrchefin zentral in der Innenverteidigung übernommen. Waren in der Vergangenheit davor meist zwei Sechser postiert, lässt Wörle nun offensiver spielen und überließ in den ersten beiden Begegnungen das defensive Mittelfeld allein Melanie Leupolz. Gegen Freiburg schob Leupolz häufig mit vor in die gegnerische Formation, wodurch Demann zur Ballverteilungsmaschine in der Bayernhälfte wurde. Das änderte sich erst, als mit Behringer die Kapitänin der letzten Jahre eingewechselt wurde und das Spiel gewohnt gekonnt aus dem Sechserraum aufzog.
Der Konkurrenzkampf, den alle Beteiligten professionell anzunehmen scheinen, ist absolut notwendig, wenn die Bayern ein Spitzenteam bleiben möchten. Freiburg steht schon parat, um die Bayernrolle als Favoritenschreck und Überraschungsmeister zu übernehmen.
Die Länderspielpause hat begonnen
Für die zwei WM-Qualifikationsspiele gegen Slowenien (16.9. in Ingolstadt) und Tschechien (19.9. auswärts) nominierte Bundestrainerin Steffi Jones nicht nur die EM-Spielerinnen Kristin Demann, Leonie Maier, Sara Däbritz und Mandy Islacker vom FC Bayern, auch die lang ausgefallene Simone Laudehr ist diesmal wieder bei der DFB-Elf dabei. Melanie Leupolz konnte sich aktuell noch nicht wieder zurück in den Nationalkader spielen. Vom SC Freiburg schafften gleich sechs Spielerinnen die Nomination. Gegen Tschechien treffen die Deutschen u.a. auf Bayern-Kollegin Lucie Voňková. In der Bundesliga geht es für die Bayern-Frauen erst am 24.9. wieder weiter, wenn sie den Aufsteiger Köln in München empfangen.
FC Bayern München – SC Freiburg | |
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Bayern | Korpela – Faißt, Demann, Wenninger – Lewandowski, Däbritz, Leupolz (59. Škorvánková), Rolfö (59. Behringer), Laudehr – Islacker, Voňková (67. Roord) |
Bank | Zinsberger, Maier, Rolser, Beerensteyn | Freiburg | Benkarth, Puntigam, Fellhauer, Schöne – Simon, Knaak (73. Hegenauer), Šimić (90+1. Minge), Magull, Lahr – Gwinn, Kayikçi (83. Schiewe) |
Bank | Korenčiová, Bühl |
Tore | 0:1 Kayikçi (20.) |
Karten | Gelb: Laudehr (73.), Roord (81.) / Gelbrot: Lahr (87.) |
Schiedsrichterinnen | Ines Appelmann (Alzey), Fabienne Michel (Gau-Odernheim), Katharina Menke (Frankenthal) |
Zuschauer | 610 |