Der FC Bayern vor der Auslosung: Das ist neu in der Champions League

Georg Trenner 28.08.2024

Sie sind “die Meister, die Besten, les grandes équipes, the champions” heißt es am Donnerstagabend wieder. Nur dass sich ab sofort der Klang der epischen Hymne ändern wird

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Das ist nicht alles. Auch der Modus wird sich ändern. Die UEFA hat die acht Vorrundengruppen abgeschafft. Zu oft waren Top-Teams wie der FC Bayern bereits nach vier oder fünf Gruppenspielen sicher fürs Achtelfinale qualifiziert. Die Spannung litt darunter.

Künftig soll eine gemeinsame Tabelle aller 36 Teams für mehr Spannung bis zum letzten Spieltag sorgen. Die anschließende K.O.-Runde hat eine zusätzliche Zwischenrunde, bevor es ab dem Achtelfinale fast wie gewohnt Richtung Finalegeht. 

Das Finale findet am 31. Mai 2025 in München statt. Es ist das fünfte Endspiel der Champions League beziehungsweise des Europapokals der Landesmeister in München. Auf einen Heimtriumph wartet der FC Bayern bisher vergeblich. 

Miasanrot ordnet die relevantesten Veränderungen aus Sicht des FC Bayern ein. 

Die Lostöpfe sind tot, die Lostöpfe bleiben wichtig

Die bisherigen Vierergruppen bestanden aus je einem Team pro Lostopf. Wer im ersten Lostopf war – beim FC Bayern in der Regel der Fall – bekam es mit Gegner aus den anderen Lostöpfen zu tun, auf dem Papier meist schwächere Gegner. Mit Blick auf die Stärke der Gegner profitierten Vereine davon, selbst höher gesetzt zu sein.

Das ist nicht mehr der Fall. Jedes Team bekommt je zwei Gegner aus jedem Lostopf, auch aus dem eigenen. Der FC Bayern wird also auf Real Madrid oder Manchester City treffen können. 

Verlieren die Lostöpfe damit ihren Nutzen? 

Nein. Zwar ist Vorteil für besser gesetzte gegenüber schlechter gesetzten Teams verschwunden. Im Gegenzug wird die Funktion der Töpfe, für ausgewogene Gegner zu sorgen, gestärkt.  

Die Absicherung, nicht auf drei oder vier der stärksten Teams zu treffen, bleibt. Der FC Bayern ist wie üblich selbst im ersten Topf und kann nur auf zwei weitere Teams aus diesem Topf treffen, darunter Manchester City, Real Madrid, Inter Mailand und der FC Barcelona.

Durch die neue Los-Logik haben alle Teams die nahezu gleichen Chancen auf einfache oder schwere Gegner. Die Einteilung in Lostöpfe unterschiedlicher Teamstärke und die Zulosung von zwei Gegnern je Lostopf führen dazu, dass alle Spielpläne ein Stück weit ausgewogen sein werden.

In Summe also durchaus eine Änderung zugunsten der kleineren Teams. 

Eine gemeinsame Tabelle statt acht Vorrundengruppen

Die acht Vorrundengruppen sind abgeschafft. Alle 36 Teams werden in einer gemeinsamen Tabelle geführt. Nach der Vorrunde qualifizieren sich die Top-24 für die K.O.-Runde. Die acht Top-Platzierten erhalten ein Freilos, die Plätze 9 bis 24 spielen eine Zwischenrunde. 

Für den FC Bayer muss das Ziel ein Platz unter den ersten Acht sein. Noch fehlen die Erfahrungswerte, wie viele Punkte es dafür brauchen wird. Wenn man die Vorrunde simuliert, können 15 bereits reichen, während 17 bis 18 Punkte eine Top-Platzierung fast sicher machen. 

Für einen Platz unter den ersten 24 und damit die Qualifikation für die Zwischenrunde könnten schon 7 bis 9 Punkte reichen. 

Wird man den Tabellenersten der Vorrunde besonders kühren? Und wenn, wie viel Prestige 

wäre mit dem Titel verbunden? Vermutlich nicht viel. Entscheidend wird es wie bisher auch in der K.O.-Runde.

Spielplan, oder: die Acht die lacht 

Die UEFA sieht zwei weitere Vorrundenspiele vor. Statt bisher sechs Spiele gegen drei Gegner stehen nun acht Spiele gegen acht unterschiedliche Teams an. Gegen jeden Gegner nur ein Spiel, entweder zu Hause oder auswärts. Für die Fans bedeutet das: Attraktiver Gegner ist nicht mehr automatisch eine Auswärtsfahrt. 

Da die UEFA keine acht Spieltage vor Weihnachten terminieren konnte, erstreckt sich die Vorrunde bis Ende Januar. Die letzten Spieltage der Vorrunde stehen vom 21. bis 29. Januar 2025 an. In die Rückrunde startet der deutsche Fußball bereits am 11. Januar, der FC Bayern wird die beiden Champions-League-Spiele im Januar also nicht im Kaltstart absolvieren müssen. 

Eine Folge aus dem späten Vorrunden-Abschluss und der neuen Zwischenrunde: Das Achtelfinale hatte sich in den letzten Jahren über fünf Wochen erstreckt, nun nicht mehr. Der neue Spielplan sorgt für eine Straffung des Achtelfinals, in dem Hin- und Rückspiel künftig auch in einer Woche im März ausgetragen werden. 

K.O.-Runde mit Setzliste à la UEFA

Am 31. Januar 2025 wird die komplette K.O.-Runde ausgelost. Wobei Auslosung übertrieben wäre. Denn grundsätzlich entsteht durch die Vorrunde ein Turnierbaum in Form einer Setzliste für die K.O.-Runde, ähnlich wie es etwa bei Tennisturnieren praktiziert wird.

In einer solchen Setzliste kommt das an eins gesetzte Team in die obere Turnierhälfte, das an zwei gesetzte Team in die untere Turnierhälfte. Die beiden Top-Teams können also nur im Finale aufeinandertreffen. Im Halbfinale würde planmäßig Nummer eins auf Nummer vier treffen, im Viertelfinale würde Nummer eins auf Nummer acht und Nummer vier auf Nummer fünf treffen, im Achtelfinale würde Nummer eins auf Nummer 16 treffen und so weiter.

Im Grunde wendet die UEFA diese Logik an. Aber die UEFA wäre nicht die UEFA, hätte sie hier keine abweichende, komplizierte Detailregelung eingeführt. Die UEFA wendet einen Turnierbaum an, lost die Ansetzungen aber paarweise zwischen den Nachbarn. Wenn der FC Bayern Vorrundenerster und Real Madrid Vorrundenzweiter werden, lost die UEFA zwischen diesen beiden Teams, welches in der Setzliste auf Position eins und welches auf Position zwei kommt.

Die offizielle Begründung: Die UEFA will verhindern, dass ein Team bewusst einen schlechteren Platz in der Setzliste anstrebt, um einen vermeintlich leichteren Teil des Turnierbaums zu erwischen. 

Die wahrscheinlich tatsächliche Begründung: Die Funktionäre der UEFA und die Medien lieben die Auslosungstermine. 

Trotz Mini-Auslosung ist die Platzierung in der Vorrunde maßgeblich für die späteren Gegner. Das gab es im bisherigen Losverfahren nicht. Bessere Platzierungen in der Vorrunde werden also belohnt. Der Anreiz für alle Teams, bis zum letzten Vorrundenspieltag mit maximalem Einsatz zu spielen, soll steigen. 

Numoi Finale dahoam? Der Weg nach München ist schwierig

Nicht nur der FC Bayern wartet schon lange auf einen Triumph im heimischen Stadion. Bisher gelang es erst zwei Teams, den Henkelpott zu Hause zu gewinnen. Real Madrid 1957 und Inter Mailand 1965.

Der geänderte Modus hat sportlich keinen signifikanten Unterschied für die Top-Teams wie den FC Bayern. Die Belastung von zwei Spielen mehr wird der Kader verkraften, das Überstehen der Vorrunde ist Pflicht. 

Die Champions League hat sich längst als Wettbewerb der großen Ligen etabliert. Der letzte Sieg eines Teams aus einer kleineren Liga war jener des FC Porto 2004. In den 20 Jahren nach Porto kamen 39 von 40 Finalisten aus vier Ländern: Spanien (12 Finalisten, 10 Titel), England (15, 6), Italien (6, 2) und Deutschland (6, 2). Der 40. Finalist war Paris St. Germain 2020. 

Aus diesen vier großen Ligen sind neben dem FC Bayern 17 weitere Teams im Wettbewerb dabei. Spätestens ab dem Achtelfinale im März warten die gleichen Hürden wie immer: Der Weg des FC Bayern wird über das ein oder andere Team aus Manchester, Madrid oder Mailand führen, bevor es heißen könnte: Numoi Finale dahoam!

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