Der FC Bayern und seine Spielstätten: Wo sind wir zuhause?

Florian Trenner 18.08.2024

Regionalliga Bayern, fünfter Spieltag, Türkgücü München gegen die SpVgg Hankofen-Hailing. Ein Spiel, über das wir normalerweise nicht berichten würden und das, bei allem Respekt für die beiden Mannschaften, normalerweise auch keine Schlagzeile wert wäre.

Dennoch ereignete sich an diesem Samstag etwas, das Fußballhistoriker und Groundhopper gleichermaßen interessierte: Ein Fußballspiel im Dantestadion.

Wie? Dem brasilianischen Lockenkopf haben sie in München ein Stadion gewidmet? Mitnichten. Das Städtische Stadion an der Dantestraße, so der offizielle Name, ist ein 1928 erbautes und zuletzt ausschließlich für den American Football genutzte Sportanalage mit Laufbahn.

Und dieses Stadion hat eine kleine, aber feine Geschichte mit dem FC Bayern. Aus diesem Anlass blickt Miasanrot zurück auf alle bisherigen Heimstätten des Rekordmeister.

FC Bayern München: In Giesing zuhause

Die Erfolgsgeschichte des FC Bayern beginnt im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße. Einem Stadion also, das der Stadt München und nicht dem blau-weißen Drittligisten gehört. Diese Feststellung ist wichtig, da besonders in München die Emotionen bei der Stadionfrage der Löwen gerne hochkochen.

Richtig ist, der TSV 1860 war einst Eigentümer der Arena musste diese aber aus finanziellen Gründen bereits 1937 an die Stadt zurückkaufen. Der FC Bayern und der TSV 1860 waren fortan Mieter in Giesing und blieben das bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs auch.

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FC Bayern im Dantestadion: Eine Zwischenstation und ein kurzes Comeback

Da im zerstörten Stadion in Giesing kein Fußball möglich war, wechselten die beiden Vereine ins Dantestadion und trugen dort zwischen 1943 und 1944 ihre Fußballspiele aus. Die Sportanlage im Stadtteil Gern war also für kurze Zeit Heimat des FC Bayern und auch in den 2000er-Jahren kurzzeitig die Spielstätte der FC Bayern Frauen.

Das letzte Spiel einer Bayern-Mannschaft erlebten die Fans übrigens im Juli 2007 als die Hitzfeld-Elf zu einem Benefizspiel gegen die FT Gern, Heimatverein von Philipp Lahm, antrat. Weltmeister Luca Toni erzielte beim 18:0-Erfolg seinen ersten Treffer für den FCB. Seit diesem Tag herrschte in Gern weitestgehend fußballerische Stille. Bis zu dem vergangenen Samstag, als 430 Zuschauer Zeuge eines 2:2-Remis wurden.

Doch warum muss ein Stadion, das über Jahre hinweg ungenutzt war, wieder für den Fußball freigegeben werden? Eine Antwort findet sich Anfang der Siebziger.

Eine neue Ära: Große Erfolge im Olympiastadion

1972 zog der FC Bayern in das neugebaute Olympiastadion um. 33 Jahre war das ikonische Rund mit Zeltdach die Heimstätte des FC Bayern und des TSV 1860. Und mit dem Bau der Allianz Arena im Münchner Norden wurde eine Abmachung getroffen: Keine Shows und Events in Fröttmaning, keine Fußballspiele im Olympiapark.

Somit wollten die Entscheider der Stadt beide Stadien ausreichend auslasten. Ein Stadion für zwei Vereine im Norden und als Backup das Stadion in Giesing? Eine fatale Fehleinschätzung.

Da sich der TSV 1860 einmal mehr finanziell übernommen hatte und die Miet- und Cateringkosten in der Allianz Arena für den Verein nicht zu stemmen waren, musste bereits kurz nach dem Umzug eine Lösung her: Der FC Bayern kaufte den Löwen 2006 die Anteile am Stadion ab, der TSV hatte somit nun einen Teil seiner Schulden getilgt, aber kein Stadion.

Also hieß es für die Löwen zurück nach Giesing und das Stadion-Wechselspiel der anderen dort ansässigen Mannschaften begann: Weil nun der TSV, dessen zweite Mannschaft, die FC Bayern Amateure und Frauen in Giesing spielten, wurde der Platz eng und das Spielfeld in Mitleidenschaft gezogen. Die Frauen wichen nach Heimstetten und Aschheim aus.

Städtische Fehlplanungen: Ein Stadion muss her

Dieser Plan ging solange „gut“, so lange kein dritter Münchner Verein in eine höhere Liga aufstieg. Im Gegenteil, man konnte sogar die Münchner Mannschaft in Stadien im Landkreis unterbringen – Städteplanung at its best.

Als Ende 2016 der SV Pullach, nur wenige Kilometer von der südlichen Stadtgrenze Münchens gelegen, um den Aufstieg in die Regionalliga spielte, stellte man einen Antrag an die Landeshauptstadt mit der Bitte um Nutzung des Grünwalder Stadions. Der Antrag wurde abgelehnt.

Pullach, zwei Mal Vize-Meister und einmal Meister in der Bayernliga, konnte somit nicht aufsteigen und spielt heute in der Landesliga um den Klassenerhalt.

Die Probleme der Stadt München waren aber nur aufgeschoben. Türkgücü München, bis 2006 Mieter des Dantestadions, stand an Ende der Saison 2018/19 plötzlich an der Spitze der Bayernliga Süd und stieg als Regionalliga-Aufsteiger 2020/2021 sogar in die dritte Liga auf.

Nun war guter Rat teuer. Das Dantestadion war heruntergewirtschaftet, das Olympiastadion per Definition nicht verfügbar, das Grünwalder Stadion überbucht und die Allianz Arena in privater Hand.

Der FC Bayern Campus: zu klein für größere Bühnen

Und was ist eigentlich mit dem Campus des FC Bayern, der 2017 fertiggestellt wurde? Das kleine Schmuckstückchen im Norden Münchens hat Platz für 2.500 Zuschauer aber doch so einige, hausgemachte Baustellen: Es sind lediglich drei Tribünen verfügbar, da hinter einem Tor der Verwaltungstrakt gebaut wurde.

Das Stadion hat keine ausgewiesenen Gästeblöcke und schon gar keine Möglichkeit der Blocktrennung und ist somit für Risikospiele und Spiele mit hohem Fanaufkommen nicht nutzbar.

Auch für die Frauen des FC Bayern wird das vermehrt zum Problem. Die Spiele gegen den VfL Wolfsburg sind bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Frustpotenzial für abgewiesene Fans und ein kaufmännisches Desaster. Doch wie kommt zu so einer fehlerhaften Planung?

Es gibt Gerüchte, dass der Rekordmeister das Stadion am Campus schon damals drittligatauglich und somit auch größer bauen wollte. Die Stadt hatte jedoch ihren Bedenken und verweigerte die entsprechenden Genehmigungen. Der Grund läge auf der Hand: der drohende Verlust von Mieteinnahmen.

Türkgücü München wird, Stand jetzt, noch drei weitere Heimspiele im Dantestadion bestreiten. Risikospiele sind nicht vorgesehen. Es ist also unwahrscheinlich, dass der FC Bayern nochmals zu einem Pflichtspiel in Gern auflaufen wird. Doch so ganz sicher kann man sich bei dem Stadion-Thema in München nie sein.



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