Mit Kampfsieg im Meisterkampf: FC Bayern München – Werder Bremen 2:1
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Thomas Tuchel blieb seiner Ankündigung vom Vortag treu und ließ erst zum zweiten Mal in der Rückrunde Ryan Gravenberch von Beginn an spielen. Überraschenderweise blieb dies jedoch der einzige Wechsel. Mazraoui, Cancelo, Musiala und Mané blieben alle im Team.
Ohne Nationalspieler Niclas Füllkrug, aber mit den Ex-Bayern Marco Friedl und Mitchell Weiser begann Werder Bremen in einer Fünferketten-Formation.
1. Halbzeit
Der FC Bayern knüpfte nahtlos an die schlechten ersten Halbzeiten der vergangenen Wochen an. Bestenfalls eine kleine Verbesserung gegenüber der Hertha-Partie war hier zu sehen. Die einzige Chance auf Konto des amtierenden Meisters war Kopfball Pavards nach Freistoßhereingabe von -natürlich- Kimmich. Doch Pavlenka hielt stark (20.).
Werder Bremen hingegen kam zu Chancen aus dem Spiel heraus. Die beste von Christian Groß, als Gravenberch ihn gewähren ließ und Pavard ins Leere grätschte (35.). Bayerns schwache Leistung nahm in den letzten Minuten sogar noch ab, mit 0:0 ging es in die Kabine.
2. Halbzeit
Ohne Wechsel ging es aus der Kabine. Echten Drive konnte der Rekordmeister in dieser zwar ebenfalls nicht finden, doch temporeicher, zielstrebiger, schlicht besser wurde es schon. Mané vergab eine ordentliche Chance aus nächster Nähe (56.) ehe es sechs Minuten klingelte: Mané gab eine ziemlich schlechte, hüfthohe Halbfeldflanke herein, doch statt zu klären, kam es in Werders Strafraum zu Chaos. Musiala stupste die Kugel am Ende zu Gnabry, der sich keine Blöße gab (62.).
Es kamen nun Müller und Sané für Gravenberch und Coman. Zehn Minuten später erhöhte Joker Sané sehenswert. Mazraoui schnitt vertikal mit einem tollen Schnittstellenpass Werders Defensivlinie entzwei, Sané nahm direkt Maß und robbente den Ball aus spitzem Winkel mit viel Effet ins lange Eck.
Die Entscheidung war dies allerdings noch nicht. Niklas Schmidt traf noch mit einem Sonntagsschuss ins Eck. Leider hatte der in der Kritik stehende Yann Sommer auch bei diesem Gegentor seine Aktien im Spiel. Nur halbherzig stolperte er in eine Parade, anstatt entschlossen übergreifend abzuspringen (86.).
Es folgte eine bemerkenswerte Einwechslung, als Bouna Sarr sein Saisondebüt geben durfte. In den letzten Minuten wurde es nochmal spannend und wild, doch die nunmehr knappe Führung hielt: Bayern hielt das 2:1 und die Tabellenführung. Nächste Woche geht es gegen die Untoten aus Gelsenkirchen.
Dinge, die auffielen
1. Aufstellung mit Aus- und Fragezeichen
In Ermangelung des gesperrten und formschwachen Leon Goretzkas, durfte sich der nach seiner Einwechslung gegen Hertha überzeugende Ryan Gravenberch erstmals unter Tuchel von Beginn an zeigen. Eine überfällige Chance, konnte bislang doch kein Mittelfeldpartner Kimmichs so wirklich überzeugen in der Rückrunde.
Problematisch wird es allerdings auf den anderen Positionen, allen voran bei der Personalie Sadio Mané. Weshalb Mané erneut starten durfte, ist schlichtweg nicht logisch begründbar. Seine Leistungen seit seiner überstandenen Verletzung (und eigentlich auch davor) schwankten zwischen “schlecht” und “schrecklich”. Auch gegen Bremen konnte er den berüchtigten Bock nicht umstoßen. Erneut lief er vogelwild ins Abseits, zeigte schlampige Ballannahmen und wirkte im Spiel isoliert.
Mehr noch, an dieser Stelle müssen auch die außersportlichen Schlagzeilen erwähnt werden: Seit seiner eigens verschuldeten Suspendierung, hat er offenbar eine Art Stammplatz inne. Sein Opfer Sané wurde abermals nur eingewechselt, zeigte abermals jedoch auch, wie viel besser er in Form ist.
Nur im Rückspiel gegen City durfte Mané nicht starten und selbst da wurde er noch vor Thomas Müller eingewechselt. Zynisch formuliert scheint die Causa Mané zu zeigen, dass man manchmal einfach nur seinen Konkurrenten vermöbeln muss. Mittlerweile muss nämlich wirklich in Frage gestellt werden, inwieweit der Trainer das Leistungsprinzip einhält. Die Begründung der angeblich so starken Trainingsleistungen, sind auf dem Platz jedenfalls nicht wieder zu finden…
2. Gewohnt schlechte 1. Halbzeit
… Denn dort folgt eine enttäuschende erste Halbzeit auf die nächste. Gibt es unter Thomas Tuchel insgesamt bislang wenig Positives zu berichten, stechen die Ausreißer nach unten trotzdem heraus. Egal ob gegen Hoffenheim, Freiburg, Mainz, Hertha oder nun Werder Bremen: Die ersten 45 Minuten werden unter Tuchel regelmäßig verschlafen, da kann man die Uhr (nicht) danach stellen.
Selbst wenn man trifft oder man in der zweiten Spielhälfte sogar noch kollabiert (Mainz), der erste Spielabschnitt ist trotzdem ein tempo- und chancenarmes Gewürge. Die Mannschaft signalisierte auch an diesem Nachmittag zu keinem Zeitpunkt, wie sie denn konstruktiv zum Torerfolg kommen wollte. Die schwachen ersten 45 Minuten führen gar dazu, dass die eigentlich bestenfalls ordentlichen zweiten, viel besser erscheinen, als sie es eigentlich sind.
3. Gravenberch mit Licht und Schatten
64 Minuten lang durfte Ryan Gravenberch Werbung für sich betreiben. Am Ende war es jedoch nicht nur Werbung in eigener Sache, sondern auch eine gebrochene Lanze für Nagelsmanns und Tuchels dauerhafter Ignorierung des jungen Holländers.
Gravenberch zeigte einige interessante Dribblingversuche und insbesonders gute Pässe. Doch allzu oft war er gegen den Ball auch zu inaktiv. Mutmaßlich ist es dieses durchwachsene Spiel gegen den Ball, welches ihn von mehr Spielzeiten in dieser Saison bislang abhielt. Insgesamt war seine Leistung besser als die aktuelle Performance des formschwachen Goretzkas, doch dürfte dies ja kein zufriedenstellender Maßstab sein.
Mit seinen Stärken bei (Vertikal-)Pässen und Mut im Dribbling bei gleichzeitigen Schwächen gegen den Ball, erinnert Gravenberch eigentlich viel mehr an einen klassischen Zehner der 90er und 00er Jahre, als an einen modernen Achter.