FC Bayern München Frauen - Herforder SV, 14.11.2014, HGK

FC Bayern München – Herforder SV 7:0 (5:0)

Jolle Trenner 15.11.2014

Falls Ihr es verpasst habt

Der FC Bayern lief im Vergleich zum Jenaspiel mit einer Änderung in der Startformation auf’s Feld. Für Katherine Stengel, die gegen den USV beginnen durfte, stellte Thomas Wörle Vanessa Bürki als zweite Stürmerin neben Vivianne Miedema auf. Formativ blieb alles wie gewohnt: Um Nora Holstad bildeten Raffaella Manieri und Caroline Abbé die Dreierkette verlängert durch die Flügelverteidigerinnen Gina Lewandowski links und Vikki Schnaderbeck rechts. Um die kreative Mana Iwabuchi als Spielmacherin aufstellen zu können, zog Wörle erneut Melanie Leupolz zurück auf die zweite Sechserposition neben Melanie Behringer, von wo Leupolz allerdings häufig nach rechts rauskippte. Im Sturm teilten sich wie gesagt Miedema und Bürki die Räume auf.

Bei Herford blieb Lydia Hastings zunächst auf der Bank; für sie spielte Lena Schulte von Beginn an. Defensiv zogen sich die Gäste in ein 5-3-2 zurück. Bei den wenigen offensiven Vorstößen war neben einem kurz aufblitzenden 4-3-3 meist eine 3-4-3/3-4-2-1-Formation zu erkennen.

Die Bayern machten aber vom Anpfiff weg das Spiel, kontrollierten die Räume und zwangen den Gästen ihr Spiel auf, die teilweise sehr naiv verteidigten und so schnell ein Tor nach dem anderen kassierten. In der elften Minute fuhr der FCB einen Angriff über rechts, den Pass in die Zentrale konnte Goll noch klären, allerdings direkt in den Fuß der im Rückraum heranrauschenden Lewandowski: 1:0. Nach einer kurzen Ecke von Behringer in der 23. Minute schaute Herford nur zu, wie Bürki den geklärten Ball jenseits des Strafraums in aller Seelenruhe gekonnt an den rechten Innenpfosten wuchtet: 2:0. Nur sieben Minuten später will Torhüterin Giuliani den langen Ball klären, läuft raus, Bürki lässt sie aussteigen und schiebt zum 3:0 ein.

Wer denkt, das wäre es vor der Halbzeitpause gewesen, irrt. Zwei weitere Male musste der Schuidlmo neue Ziffern auf die Anzeigetafel hängen: In Minute 42 hämmerte Caroline Abbé am kurzen Pfosten den Eckstoß von Behringer humorlos mit dem Kopf in die Maschen, bevor sich gefühlt die gesamte Bayernmannschaft die Kugel im gegnerischen Strafraum hin- und herschieben durfte. Schließlich erbarmte sich erneut Bürki und hob den Ball vom rechten Strafraumeck sehenswert ins Tor. In Halbzeit 2 vollendete Leupolz nach schöner Kombination über Beckmann und Doppelpass mit Bürki zum 6:0. Stengel, für Bürki gekommen, leitete in der 80. Minute auf der linken Seite einen Angriff selbst ein, den sie nach gekonnter Drehung mit dem linken Fuß ins lange rechte Eck zum 7:0-Endstand abschloss. Zwischenzeitlich hatten Iwabuchi und Miedema sogar weitere hochprozentige Möglichkeiten, die eigentlich zu weiteren Toren hätten führen müssen — gerade, um das Torverhältnis zum Konkurrenten Wolfsburg zu verbessern.

Alle Tore in der Videozusammenschau gibt es hier beim DFB.

Herford kam im gesamten Spiel nur zu zwei bis drei Torschüssen, dennoch standen sie auch nach gewaltigem Rückstand noch sehr hoch und bauten Pressingphasen in ihr Spiel ein. Ihnen mangelte es schlicht an spielerischer Qualität, um gegen den Tabellenführer anzukommen. Lediglich Lydia Hastings, die in der zweiten Halbzeit ins Spiel kam, rieb sich nochmal engagiert auf und machte ein wenig Betrieb.

3 Dinge, die auffielen

Diese Punkte fielen bei der Deutlichkeit der Kräfteverhältnisse nicht weiter ins Gewicht und sind sicherlich Jammern auf hohem Niveau, dennoch gibt es ja immer Aspekte, die man noch verbessern kann.

Ohne Zentrum lässt es sich nicht kombinieren

Gerade in der Anfangsphase stimmte bei den Bayern die Staffelung im Zentrum nicht. Neben den zwei Stürmerinnen und einer Flügelspielerin rückte häufig auch Iwabuchi bis in die vorderste Reihe auf, man verteilte sich hübsch zwischen die fünf Verteidigerinnen der letzten Herforder Linie und ließ so das Zentrum verwaisen. Wenn dann auch noch Leupolz auf Rechtsaußen kippte, um die aufgerückte Schnaderbeck auszubalancieren, fand sich im offensiven Mittelfeld niemand mehr, mit dem man die Bälle hätte nach vorn kombinieren können. Das korrigierten die Bayern aber in der Mitte der ersten Halbzeit und kamen so besser ins Passspiel. Die Mannschaft hat das Kaschieren dieser Unstimmigkeiten zu großen Teilen Lewandowski zu verdanken, die mit vielen gelaufenen Metern auf links das Spiel ankurbelte.

Das Passspiel — mal unkonzentriert, mal fehl am Platz

Zu Beginn der Partie, aber auch mit dem sicheren Vorsprung im Rücken in der zweiten Halbzeit, verarbeiteten die Roten die Bälle häufig unkonzentriert und nachlässig. Iwabuchi schien mit ihren Gedanken häufig schneller als ihr Fuß oder die Mitspielerin. Die Abläufe griffen nicht recht. Das Ergebnis waren dann häufig Onetouchpässe zum Gegner oder Bälle in den Rücken statt den Lauf. Die Qualität der Mannschaft reichte aus, sich die Bälle schnell wieder zu holen und es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie lieber mit dem gefährlichen Schnittstellenpass scheitert — also die richtige Idee verfolgt — als nur auf Sicherheit hintenrum zu spielen. Dennoch war man hier oft nicht richtig bei der Sache. Des Weiteren setzte man häufig auf lange Pässe in die Spitze und Hoffnungsflanken in die Mitte (s. Punkt 1). Das mag verständlich sein in Phasen, wo Herford hoch verteidigte, bei dem hochkarätig besetzten Mittelfeld ist es dem FC Bayern allerdings gegeben, einen solch schwachen Gegner auch durch Kombinationen von hintenraus auseinanderzunehmen, so wie man es dann vermehrt in Halbzeit 2 auch tat.

Starke Bank

Die Breite des Bayernkaders ist phänomenal. Bürki, die häufig von der Bank kommt und noch kein Spiel über 90 Minuten machte, lief diesmal von Beginn an auf und schoss drei Tore. Beckmann kommt rein, gibt dem Spiel noch mal Saft und bereitet den Assist vor. Stengel ist nach ihrer Einwechslung überall auf dem Platz zu finden und macht ebenfalls ihre Bude. Leonie Maier, lange Zeit verletzt, bekommt ein paar Minuten und ist, wie in anderen Fällen Baunach, sofort laufstark und anspielbar, wenn ihr derzeit auch noch die zweite Aktion, also der Pass nach dem gewonnenen Zweikampf oder die Flanke nach der Ballannahme misslingt. So kann Tom Wörle immer aus dem vollen Schöpfen, Qualität einwechseln und die Verletzten behutsam in die Mannschaft einbauen. Ein Gut, von dem der FC Bayern in der langen Saison noch zehren wird.

FC Bayern München – Herforder SV 7:0 (5:0)
FC Bayern Korpela – Lewandowski, Manieri, Holstad, Abbé, Schnaderbeck – Behringer, Leupolz – Iwabuchi (60. Beckmann) – Miedema (60. Maier), Bürki (73. Stengel)
Bank Schroffenegger, Brooks, Baunach, Stengel, Beckmann, Maier, Feiersinger
Herforder SV Guiliani – Hackmann (66. Lösch), Grove, Göllner, Harbert (66. Hastings), Wermelt – Schaaf, Wu, Schulte – Julevic (Knipp), Nesse
Bank Abt, Knipp, Lösch, Lagaris, Hastings
Tore Lewandowski (11.), Bürki (23., 30., 44.), Abbé (42.), Leupolz (65.), Stengel (80.)
Karten Gelb: Behringer (36.) – Göllner (85.)
Schiedsrichter Karoline Wacker, Melissa Joos, Monika Pieczonka
Zuschauer 310