FC Bayern Finanzen – Executive Summary
In dieser „Executive Summary“ möchte ich die wichtigsten Daten, Fakten, Zahlen und Erkenntnisse des sonntäglichen Artikels noch einmal kurz und stichpunktartig für euch zusammenfassen, befreit von überflüssigem Ballast und konzentriert auf das Wesentliche: Was sind die wichtigsten finanziellen Kennzahlen des FC Bayern im Geschäftsjahr 20/21? Wohin haben sie sich bewegt und wohin werden sie sich bewegen? Wie beeinflusst das die wirtschaftlichen Handlungsspielräume des Vereins? Welche Auswirkungen hat Corona? Wie hoch sind die kontinuierlichen finanziellen Belastungen durch den Spielerkader? Was bedeutet das frühe Ausscheiden aus der Champions League und dem DFB-Pokal für die Zahlen im laufenden Jahr? Und was werden wir vor diesem Hintergrund in der nächsten Zukunft auf dem Transfermarkt erwarten dürfen?
Die wichtigsten Zahlen und Bewegungen auf der Ertragsseite
Der FC Bayern schlüsselt seinen Umsatz in die vier Kategorien Spielbetrieb, Werbung und Sponsoring, mediale Vermarktung und Handel und Sonstiges auf. Bis auf den Handel haben alle vier Kategorien mehr oder weniger stark unter den Auswirkungen der Coronapandemie zu leiden gehabt.
Umsatzposition GJ 20/21 (Mio. €) COVID-19-Effekt Werbung & Sponsoring 214 + Spielbetrieb (inkl. Prämien) 151 ++ Mediale Vermarktung 114 + Handel und Sonstiges 156 0 Umsatz 635 ++
Der Coronaeffekt
Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb profitierten von der Verlegung der Champions League und des DFB-Pokalfinales in das neue Geschäftsjahr (31.06.2020 bis 30.06.2021) von ca. € 70 Mio. Mehreinnahmen in Prämien.
Die Einnahmen aus dem Ticketing und der Vermarktung der Logen litt unter der Abwesenheit von Zuschauern in Höhe von ca. € 100 Mio.
Die Zunahmen bei den Einnahmen aus Werbung und Sponsoring und der Rückgang bei den Einnahmen aus der DFL-Zentralvermarktung glichen sich ungefähr aus (+/- € 10 bis 15 Mio.).
Die wichtigsten Zahlen und Bewegungen auf der Aufwandsseite
Der Aufwand der FC Bayern Fußball AG setzt sich im Wesentlichen aus dem Personalaufwand, den sonstigen Betriebsausgaben und den Abschreibungen auf das materielle und immaterielle Vermögen (i. W. materielle Infrastruktur und Spieler) zusammen. Auch hier hatte COVID-19 teils große Auswirkungen.
Aufwandsposition GJ 20/21 (Mio. €) COVID-19-Effekt Personalaufwand 349 + Sonstige Betriebsausgaben 161 ++ Abschreibungen 76 0 (Sonstiges) 44 0 Aufwand 630 ++
Der Coronaeffekt
Der Personalaufwand fiel aufgrund später gezahlter Prämien an die Spieler um ca. € 17 Mio. höher aus.
Die sonstigen Betriebsausgaben gingen aufgrund des ausgebliebenen Spielbetriebs, geringerer Ausbuchungen von Restbuchwerten abgehender Spieler und genereller Kosteneinsparungen um ca. € 80 Mio. zurück.
Die weiteren Aufwandspositionen des Vereins (Abschreibungen, Materialaufwand etc.) blieben von COVID-19 weitgehend unbeeinflusst.
Auswirkungen COVID-19 auf Gewinn und Liquidität
Gewinn
Der Gewinn des FC Bayern nach Steuern betrug € 1,9 Mio., was der niedrigste Wert seit über 10 Jahren war, aber unverändert positiv und im Branchenvergleich immer noch ein sehr gutes Ergebnis (besser als Real, Barca, Manchester United, Liverpool, BVB, …)
Nichtsdestotrotz lagen der Umsatz auf dem niedrigsten Niveau seit drei Jahren und der Gewinn auf dem deutlich niedrigsten Niveau seit über 10 Jahren.
Mio. € 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19 19/20 20/21 Umsatz 373 433 529 524 627 641 657 750 698 644 Gewinn 11 14 17 24 33 39 30 53 10 2
Liquide Mittel
Auch die liquiden Mittel des FC Bayern, das „Festgeldkonto“, nahmen weiter ab. Allein in den beiden Pandemiejahren schrumpften sie um € 46 Mio. oder 30%.
Mio. € 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19 19/20 20/21 Liquide Mittel (Mio. €) 101 140 200 221 159 131 113
Beide Entwicklungen reflektieren einerseits das generell gestiegene Ausgabenniveau für den Spielerkader in den letzten Jahren (Hernandéz, Sané, Upamecano, Sabitzer, Roca, Sarr, viele Leihspieler) und andererseits die aktuellen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie (keine Ticketeinnahmen, geringere Medienerlöse). Dabei hat der FC Bayern schon begonnen, seine Investitionen in Sachanlagen signifikant zu reduzieren.
Prognose der weiteren finanziellen Entwicklung
Umsatz
Für das laufende Geschäftsjahr 21/22 rechnet der FC Bayern wegen der andauernden Pandemie mit einem weiteren Rückgang des Umsatzes um ca. € 60 bis 90 Mio. auf dann ca. € 580 bis 550 Mio.
Erträge + Einnahmen
Bereits sicher ist dabei ein Rückgang der Einnahmen aus der DFL-Zentralvermarktung wegen des neuen, geringer dotierten TV-Vertrages um ca. € 15 Mio. auf ca. € 90 Mio.
Absehbar ist auch schon, dass die Einnahmen aus dem Ticketing und der Vermarktung der Logen wegen der anhaltend leeren Stadien um ca. € 60 bis 70 Mio. unter dem Niveau einer normalen Saison bleiben, sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr leicht um € 20 bis 30 Mio. erholen werden.
Durch das frühe Ausscheiden in der Champions League und dem DFB-Pokal werden sich die Prämieneinnahmen um ca. € 60 bis 70 Mio. gegenüber dem aktuellen Geschäftsjahr verringern.
Ausgaben + Aufwand
Dem entgegen steht auf der Aufwandsseite ein weiterhin hoher Aufwand für Abschreibungen aufgrund der kürzlichen teuren Transfers von Lucas Hernandez (2019), Leroy Sané (2020) und neuerlich Dayot Upamecano (2021).
Der Personalaufwand wird aufgrund der Verpflichtung dieser Spieler und kostspieliger Vertragsverlängerungen in letzter Zeit eher nahe seinem aktuellen Rekordhoch von knapp € 350 Mio. bleiben als signifikant abnehmen.
Liquide Mittel
Auch die liquiden Mittel werden weiter deutlich abnehmen. Der FC Bayern rechnet infolge des projizierten Umsatzrückganges und unter Berücksichtigung anstehender Transfertätigkeiten mit einem weiteren Rückgang um grob € 50 Mio. auf dann € 60 Mio.
Diese Abwärtsentwicklung der liquiden Mittel ist deshalb relevant, weil sich der FC Bayern zur Finanzierung seiner Geschäftstätigkeit einzig der im laufenden Geschäft generierten liquiden Mittel bedient. Er nimmt aus Prinzip keine Verbindlichkeiten bei externen Kapitalgebern wie beispielsweise Banken auf. Der FC Bayern ist also darauf angewiesen, diesen dramatischen Liquiditätsabfluss alsbald zu stoppen, wenn er seinen Geschäftsbetrieb weiter wie gehabt ohne Schulden aufnehmen oder Einschränkungen vornehmen zu müssen aufrecht erhalten möchte.
Folgende Tabelle stets diese zentralen Kennzahlen noch einmal in der Übersicht dar.
Zentrale Kennzahlen GJ 20/21 (Mio. €) Projektion 21/22 (Mio. €) Personalaufwand 349 ungefähr konstant Abschreibungen 76 ungefähr konstant Sonstige Betriebsausgaben 161 Tendenz steigend, Ausmaß unsicher Einnahmen Spielbetrieb 151 100 bis 110 Einnahmen mediale Verm. 115 90 Einnahmen Sponsoring & Werbung 214 ungefähr konstant Umsatz 635 550 bis 580 Liquide Mittel 113 60 bis 70
Auswirkungen auf Transfertätigkeit und Kaderplanung
Der FC Bayern rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit minus € 60 bis 90 Mio. Umsatz. Gleichzeitig werden große Kostenblöcke wie Personalaufwand und Abschreibungen weiter hoch bleiben, die sonstigen Betriebsausgaben aufgrund der allmählichen Öffnung der Stadien tendenziell wieder steigen.
Die Diskussion über „Wertschätzung„, der auch geldbedingte Verlust von Alaba und Süle, die nicht gezogene Kaufoption etwa von Perisic, die langwierigen Vertragsverhandlungen mit Coman, Gnabry, Müller usw. zeigen, dass sich die Denkkategorien in Sachen Kostenmanagement und Kostenbewusstsein beim Verein in den letzten Jahren deutlich verschoben haben.
Die Aufnahme von Fremdkapital zur Finanzierung von Transfers wird auch in diesem Sommer nicht in Frage kommen, gleichzeitig werden die liquiden Mittel und damit die Finanzierungsmöglichkeiten neuer Investitionen knapper.
Daher wird der FC Bayern versuchen müssen, sowohl seine Treffsicherheit als auch Kosteneffizienz auf dem Transfermarkt in den kommenden Transferperioden spürbar zu erhöhen.
Zahlreiche Last-Minute-Käufe und -Leihen kurz vor Transferschluss (Sabitzer, Richards, Roca, Sarr, Costa, Choupo-Moting, Coutinho, Cuisance, Perisic, Dantas, Odriozola) sind hoffentlich ein Phänomen der Vergangenheit.
Auch Ablösesummen von € 80 Mio. und mehr für einen einzelnen Akteur werden sich vermutlich so bald nicht wiederholen.
Statt auf Haaland, de Ligt, de Jong, Rüdiger, Bellingham, Camavinga oder Nkunku ist das Visier eher auf Spieler wie Gravenberch, Mazraoui oder Ginter gerichtet.
Die Zurückhaltung bei kostspieligen Vertragsverlängerungen wird sich vermutlich fortsetzen.
Zudem soll der Output aus dem vereinseigenen Nachwuchs für die erste Mannschaft in Zukunft endlich bedeutend erhöht werden.
Eine Entspannung der finanziellen Situation für das kommende Geschäftsjahr 22/23 und folgende hängt maßgeblich von der Entwicklung der Einnahmenseite ab, weil relevante Teile der Ausgaben langfristig gebunden sind, wenn keine starken Einschnitte beim Spielerkader vorgenommen werden sollen.