Fankongress – Ist mein Verein, auch mein Verein?
Neben vielen aktuellen Themen, wie z.B. die Sicherheit in den Fußballstadien und die Beziehung zwischen Fans und Polizei, ging es auch um die Mitbestimmung in den Fußballvereinen – dem Workshop/Panel dem wir von miasanrot.de beigewohnt haben.
Nicht erst seit der Abstimmung beim HSV (HSV Plus) ist die Mitbestimmung bei Vereinen immer wieder ein Thema. Wenn es um Grundsatzdiskussionen geht, wird dabei oftmals das ehrwürdige Grundgesetz bemüht: “Vereine müsen demokratisch organisiert sein”. Aber sind sie das überhaupt noch? Schließlich leben wir in Zeiten von GmbHs und Co KGs., Aktiengesellschaften oder anderen Konstruktionen, die am Spielbetrieb teilnehmen. Fast-Vereinspleiten und dutzende überschuldete Klubs nähren allerdings auch den Wunsch vieler Mitglieder, dass eine Vereinspolitik mit Augenmaß betrieben wird. Im Fokus dabei steht der Gedanke des Corporate Governance. Dabei geht es um einen angemessenen Umgang mit Risiken. Formelle, transparente Verfahren sollen eine funktionsfähige Unternehmensleitung ermöglichen und Kreuzverflechtung verhindern. Kurzum: Viele gute Absichten, aber auch viel graue Theorie.
Um diese Gedanken etwas mehr Praxis einzuhauchen, wurden zwei Wissenschaftler von der Uni Leipzig auf den Fankongress geladen, die ihre Untersuchungen vorgestellt haben.
Insgesamt analysierten sie über 80 Vereine anhand von über 100 Benchmark-Kriterien. Auffällig war, dass es entgegen der Wahrnehmung im deutschen Profifußball (1. bis 3. Liga) noch verhältnissmäßig viele eingetragene Vereine gibt. Zum Hintergrundverstädnis – die Fußballabteilung des FC Bayern ist eine AG, die ‘nur noch’ zu 80% dem FC Bayern e. V. gehört – die anderen 20% gehören Adidas und AUDI. Positiv formuliert spricht man von einer “langfristigen Partnerschaft”. Negativ formuliert: Beide Vereine sitzen bei der Fußballabteilung mit am Tisch”.
Als Mitglied des Vereins hat man allerdings nur eine sehr beschränkte Möglichkeit Kontrolle über die AG auszuüben. Eigentlich gelingt dies gegenwärtig nur über die Präsidentenwahl. Die Wissenschaftler aus Leipzig zeigten auf, dass es auch anders gehen kann. Vereine mit – wählbaren – Kontrollgremien, die vom Präsdium fortlaufend unterrichtet werden müssen. Hierbei geht es nicht um Gängelung der ‘Vereinsbosse’, sondern um aktive Mitgestaltung des Vereinslebens. Beispielsweise würde es mich als einfaches Mitglied interessieren, weshalb mein Verein eine Basketballabteilung unterhält, bei der Spieler scheinbar Millionen verdienen, aber nach der Sommerpause aussehen, als ob sie bei “Biggest Looser” mitmachen wollen/müssen und nicht um die deutsche Basketballmeisterschaft spielen. Aber es kann auch ganz praktische Gründe haben, z.B. hat die Vereinsführung vom FC Ingolstadt an der Satzung und an den Mitgliedern vorbei Anteile an AUDI verkauft. Ein Unding.
Daher wäre es generell wünschenswert, wenn sich Vereine trauen würden und ein Stückchen mehr Demokratie und Transparenz zu wagen. Viel zu oft agieren Vereinsführungen ohne Augenmaß mit einer Politik, die von 12 bis Mittag denkt. Eine offenere Vereinsführung würde gleichzeitig den Dialog zwischen Mitgliedern (also Fans) und der Vereinsführung als solches stärken. Dann würden Mitglieder endlich wieder gestaltend in ihren Vereinen mitwirken können und nicht als klatschendes Publikum auf den jährlichen Mitgliederversammlungen wahrgenommen. Eine Win-Win Situation für alle Beteiligten.