DFB-Kader für die EM: Die Streichkandidaten im Check
Morgen in einer Woche startet die Heim-EM mit dem Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland in der Allianz Arena. Doch zuvor muss Bundestrainer Nagelsmann noch ein schmerzhaftes Gespräch führen und einen Spieler aus seinem vorläufigen Angebot streichen. Wenn man Sky glauben mag, betrifft das vor allem fünf Spieler. Miasanrot nimmt sie unter die Lupe.
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Maximilian Beier: Verbleib im DFB-Kader „wahrscheinlicher“ gemacht
Noch vor etwa drei Tagen war Maximilian Beier wohl der heißeste Kandidat für den Verlust des Kaderplatzes. Bereits mit seiner Nominierung haben nur die wenigsten gerechnet. Doch nachdem der Hoffenheimer beim Test gegen die Ukraine die Offensive noch einmal so richtig belebte und auch den Bundestrainer (nach eigenen Worten) überzeugte, scheinen die Chancen des 21-Jährigen für einen Verbleib enorm gestiegen zu sein. Nagelsmann sprach zumindest davon, dass Beier einen Verbleib „wahrscheinlicher“ gemacht habe.
Der Hoffenheimer bringt zudem ein einzigartiges Skillset mit, das niemand sonst im Kader besitzt. Sein Tempo, seine Tiefenläufe und sein Abschluss können sich sehen lassen. Gleichzeitig kann er aufgrund seiner Körpergröße auch Bälle festmachen und besitzt Fähigkeiten im Kopfballspiel, was ihn vielseitig einsetzbar macht.
Diese Vielseitigkeit ist auch sein größter Trumpf. Beier kann sowohl über die Außen als auch im Sturmzentrum auflaufen. Da außer Leroy Sané und Chris Führich die restlichen Offensivspieler eher Halbraumzehner sind, macht ihn sein Skillset zu einem prädestinierten Joker, der nach seiner Einwechslung entweder Schwung bringt oder den finalen Konter bei eigener Führung vollenden soll.
Robin Koch: Hummels verdrängt und dann doch nicht dabei?
Aufgrund von Beiers Aufschwung scheint nun Robin Koch der wahrscheinlichste Streichkandidat zu sein. Viele Fans und Experten waren ohnehin überrascht, dass der 27-Jährige in das 27-köpfige Aufgebot anstelle von Mats Hummels gekommen war.
Doch auch ohne Hummels sieht es derzeit eher schlecht für den Frankfurter aus. Denn derzeit stehen noch ganze fünf Innenverteidiger im Kader der Nationalmannschaft. Neben den gesetzten Antonio Rüdiger und Jonathan Tah scheinen auch Waldemar Anton – der gegen die Ukraine aufgrund der Abwesenheit der Champions-League-Finalisten sogar beginnen durfte – und Nico Schlotterbeck bessere Chancen für den endgültigen Kader zu besitzen.
Der Stuttgarter überzeugte sowohl beim VfB Stuttgart als auch gegen die Ukraine und ist wohl die erste Alternative, falls sich ein Stammspieler verletzt. Und mit Schlotterbeck wird Nagelsmann nicht seinen einzigen Linksfuß streichen, der ohnehin erst vor wenigen Tagen zum Team gestoßen ist. Der Bundestrainer wird den Dortmunder wohl kaum nominiert haben, um ihn ohne Bewährungschance wieder die Heimfahrt antreten zu lassen.
Da Nagelsmann zudem in keinem der letzten Testspiele eine Dreierkette spielen ließ und stets betont, dass man so wenig wie möglich am System und an der Aufstellung verändern wolle. Dies macht einen fünften Innenverteidiger unnötiger als einen vierten Torwart. Koch scheint demnach der wahrscheinlichste Streichkandidat zu sein.
Aleksandar Pavlović: Doch nur die Nummer 27 im DFB-Kader?
Alle Bayern-Fans werden nun erschrocken aufhorchen. Doch auch der Youngster ist laut Sky einer der Wackelkandidaten. Und komplett abwegig scheint dieser Gedanke nicht zu sein. Mit Toni Kroos, Robert Andrich und Pascal Groß stehen Julian Nagelsmann bereits drei hochkarätige Spieler für die Doppelsechs zur Verfügung, auf der zudem auch Kapitän Ilkay Gündogan schon oft gespielt hat.
Das DFB-Team ist im Zentrum also bereits top besetzt. Viel Aussicht auf Spielzeit besitzt Pavlović demnach nicht. Zudem hat der 20-Jährige hat erst 20 Minuten im Nationaldress verbracht und wurde im Test gegen die Ukraine nach Beier und Koch eingewechselt, auch wenn dafür wohl eher taktische oder personelle Gründe verantwortlich waren.
Trotz alldem stehen die Chancen für Pavlović alles andere als schlecht. Auch wenn Groß gegen die Ukraine den Kroos-Ersatz gab, kommen im DFB-Kader eigentlich Pavlovićs Qualitäten denen des deutschen Spielmachers am nächsten. Zudem könnte der 20-Jährige von Nagelsmanns Rollenspieler-Neigung profitieren. Pavlović wäre der optimale Kaderspieler, der auch ohne Spielzeit glücklich wäre, dabei sein zu dürfen.
DFB-Kader: Mögliche Überraschungen
Neben den drei genannten Spielern stehen laut Sky auch noch Chris Führich und David Raum auf der Streichliste des Bundestrainers. Doch vor allem der Verzicht auf Führich wäre eine faustdicke Überraschung. Der temporeiche und dribbelstarke Flügelspieler überzeugte in nahezu allen bisherigen Einsätzen und harmoniert optimal mit Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt.
Auch die Streichung von David Raum käme durchaus überraschend, stellt der Leipziger doch die einzige echte Alternative auf der linken Abwehrseite für den gesetzten Mittelstädt dar. Zwar kann auch Benjamin Henrichs oder ein Innenverteidiger wie Nico Schlotterbeck die Position besetzen, doch für eine optimale Kaderstruktur für Nagelsmanns 4-2-3-1 braucht es normalerweise vier nominelle Außenverteidiger.
Es könnte natürlich auch noch einen Spieler treffen, der nicht auf der Liste des Pay-TV-Senders steht. Doch eine halbwegs wahrscheinliche Option existiert eigentlich nicht mehr. Die Rollen der restlichen Feldspieler scheinen nachvollziehbar und verteilt. Und seinen Standpunkt bezüglich der vier Torhüter hat Julian Nagelsmann mehr als klar gemacht.
Nagelsmann erklärt: Darum benötigt er vier Torhüter
„Wir werden mit vier Torhütern ins Tunier gehen“, so der Bundestrainer. Nagelsmann sieht es vor allem als wichtig fürs Training an, wenn Abschlüsse trainiert werden. „Wir brauchen eine gute Anzahl, um die Belastung zu steuern. Und wir haben ja schon eine enge Taktung der Spiele“, so der 36-Jährige.
Auf der einen Seite scheint Nagelsmanns Begründung nachvollziehbar. Insbesondere für Manuel Neuer und dessen Verletzungsanfälligkeit. So bekommt der 38-Jährige die nötigen Ruhe- und Regenerationspausen, um das Beste aus sich herauszuholen.
Auf der anderen Seite wäre ein weiterer Kaderplatz in der Verteidigung oder in der Offensive für die EM selbst definitiv nützlicher gewesen, je nach Streichung. Ein fünfter Innenverteidiger würde beispielsweise eine (möglicherweise) notwendige Umstellung auf eine Fünferkette weniger risikoreich machen. Und je mehr Angreifer man im Kader hat, desto mehr Optionen können auch von der Bank gebracht werden. Einen Torhüter gibt es so oder so nur einen.
Im Anschluss an das Testspiel gegen Griechenland am morgigen Freitag wird Nagelsmann die Entscheidung dann verkünden, auch wenn die Entscheidung grundsätzlich bereits getroffen sei. „Wenn sich jemand verletzt, was wir nicht hoffen, könnte sich aber noch etwas ändern“, so der Bundestrainer. Und wer weiß, vielleicht ist die Entscheidung am Ende doch überraschend für alle.
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