„Hunderte Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalt“: Missbrauch im deutschen Fußball
Im deutschen Fußball gibt es ein „massives Missbrauchsproblem“. Das ergab eine Recherche von Correctiv und 11Freunde. Demnach waren hunderte Kinder und Jugendliche allein in den vergangenen Jahren Opfer von Gewalt.
KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN!
Ausgewertet wurden dafür zahlreiche aktuelle Strafverfahren, darunter 1.360 Übergriffe. Außerdem hätten sich über 500 Menschen gemeldet, die als Minderjährige Gewalterfahrungen im Fußball machten. Diese reichen von den 1970er Jahren bis ins Jahr 2025. Betroffen sind sowohl der Amatuerfußball als auch die Nachwuchsabteilungen von Profiteams.
Viele der Fälle spielten bei Ermittlungsbehörden offenbar keine Rolle – darunter viele, in denen es um ethische Grenzverletzungen ging und nicht um strafrechtliche. Manchmal kam es trotz Gewalt nicht zur Anzeige.
- Nach Abgang vom FC Bayern: So läuft es für Sané, Tel und Co.
- Rummenigge: „Der FC Bayern braucht mehr Uli Hoeneß“
- Zur Podcast-Folge
Deutscher Fußball hat ein Missbrauchsproblem
In den meisten Fällen gehe es „um sexualisierte Gewalt in einem Machtgefälle, die männlich gelesene Trainer gegenüber ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen ausübten, aber auch Betreuer, Schiedsrichter und Spielerberater werden als Täter genannt“.
Das Spektrum der Taten umfasse geheime Filmaufnahmen, Betäubungen mit Medikamenten und Drogen, Berührungen im Intimbereich, sexuelle Handlungen, Gewalt in Form von Schlägen und Vergewaltigung. Doch nicht nur physische Gewalt ist ein Problem. Rassistische, antisemitische und homofeindliche Äußerungen zählen ebenso zum Tatbestand wie schweres Mobbing, Essensentzug, Erniedrigungen, Bodyshaming oder anderweitige Gewalt, die zu psychischem Leid führte.
Neben den hunderten Erfahrungsberichten haben sich die Recherchierenden auch mit mehr als 40 Betroffenen ausführlich unterhalten. Es wurden Chatverläufe, Sprachnachrichten und mehr als ein Dutzend Urteile ausgewertet.
Wir finden: Fußball muss bezahlbar sein. Deshalb bieten wir unseren Content frei zugänglich für alle an. Außerdem verzichten wir bisher auf Werbung, um in der Themensetzung einen Fokus auf Qualität statt Quantität gewährleisten zu können. Unser Konzept baut auf die finanzielle Unterstützung unserer Leser*innen und Hörer*innen. Damit wir auch morgen wieder kritischen, fairen und sachlichen Journalismus rund um den FC Bayern betreiben können, brauchen wir dich!
„Wie groß das Ausmaß ist, lässt sich bisher nur erahnen“
Dennoch kommt die Recherche zu dem ernüchternden Fazit: „Wie groß das Ausmaß im Fußball, der in Deutschland mit Abstand beliebtesten Sportart bei Kindern und Jugendlichen, tatsächlich ist, lässt sich bisher nur erahnen.“ Eine unabhäbgige Untersuchung, die das volle Ausmaß sexualisierter Gewalt im organisierten Fußball beleuchtet, habe es hierzulande noch nicht gegeben.
Man gehe von einem „enormen Dunkelfeld“ aus. Die Klubs mit ihren hierarchischen Strukturen seien Schutzraum für erwachsene Täter und weniger für die Kinder und Jugendlichen, heißt es in der Recherche.
DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning, beim Verband unter anderem für die Bereiche Kinder- und Jugendschutz sowie Prävention sexualisierter Gewalt verantwortlich, fordert weniger Datenschutz-Hürden, um Vereine besser vor jenen warnen zu können, die bereits übergriffig geworden sind. Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs verlangt eine Dunkelfeldstudie.
Die komplette Recherche von Correctiv und 11Freunde lest ihr hier.
Hier weiterlesen