Der Ungeduldige: Pierre-Emile Højbjerg

Florian Trenner 29.06.2024

Pierre-Emile Højbjerg: der erste Eindruck

Ende Juli 2013. Im Grünwalder Stadion treffen die beiden zweiten Mannschaften des FC Bayern und des 1. FC Nürnberg aufeinander. 5. Spieltag der Regionalliga Bayern. Noch weit vor Saisonbeginn der Bundesliga verirren sich handgezählte 1.177 Zuschauer nach Giesing.

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Und ich. Ich möchte mir einen Eindruck verschaffen von den Bayern Amateuren. Von dem neuen Trainer Erik ten Hag. Und von Pierre-Emile Højbjerg.

Der junge Däne spielt bereits seit einem Jahr in München, als 16-Jähriger wechselt er aus Kopenhagen zum deutschen Rekordmeister und wird gleich in der Regionalliga eingesetzt. 30 Spiele, 8 Tore in seiner ersten Saison im Herrenfußball.

Und auch an diesem Abend weiß Højbjerg zu überzeugen. Ruhig am Ball, dynamisch im Antritt, scheut keinen Zweikampf und trifft sehenswert zum 1:0-Sieg per Freistoß.

Ich bin sprachlos. Selten habe ich einen Teenager gesehen, der so selbstbewusst und fulminant auftritt. Und das, bei allem Respekt, eben nicht bei Nürnberg, Augsburg oder sonst einer Jugendmannschaft. Nein, beim FC Bayern.

Højbjerg debütiert beim FC Bayern

„Højbjerg ist ein überragender Spieler. Der nicht allzu lange in meinen Händen bleiben wird. Da können wir uns festlegen. Der Junge hat einfach soviel Qualität, der ist in der Liga verschenkt.“ Mehmet Scholl, ten Hags-Vorgänger, sollte recht behalten.

Der junge Däne wird unter Jupp Heynckes bereits zu den Profis hochgezogen und debütiert vor dem eingangs erwähnten Spiel im April 2013 in der Bundesliga. Gegen Nürnberg.

Højbjerg ist nicht nur ein großes Talent, er identifiziert sich auch mit seiner Mannschaft. So steht er einen Tag nach der Meisterfeier mit den Profis für die Amateure gegen Rain/Lech auf dem Platz. „Heute wollte ich spielen, ich musste nicht. Der Trainer hat mir die Wahl gelassen und ich wollte für die Mannschaft, für die Fans, für den Verein spielen“ gibt Højbjerg nach dem Spiel bei fussballvorort zu Protokoll.

Renato Sanches statt Pierre-Emile Højbjerg: Bye, Bye, Bayern!

Nicht nur Scholl auch Thomas Müller und Pep Guardiola, der im Sommer 2013 von Heynckes das Traineramt übernimmt, sind von Højbjerg überzeugt. Guardiola-Biograph Perarnau berichtet, dass der Spanier Højbjerg bereits mit Busquets vergleiche.

So viele Vorschusslorbeeren, so viel Talent. Dazu offenbar die richtige Einstellung. Dennoch wird Højbjerg den FC Bayern München nach nur 25 Pflichtspielen, einem DFB-Pokalfinal-Startelfeinsatz und zwei Leihstationen in Augsburg und Schalke in Richtung England verlassen. Die Bayern wiederum verpflichten im Sommer 2016 den 18-jährigen Portugiesen Renato Sanches für 35 Millionen für das zentrale Mittelfeld.

Højbjerg: Ein schwerer Verlust

Warum hat Højbjerg beim FC Bayern München nicht funktioniert? Um diese Frage zu beantworten muss man auch einen Blick neben den Platz werfen. Højbjergs Vater Christian verstarb im April 2014 nach langer Krebs-Krankheit. Højbjerg gibt in einem Interview mit Sport1 Einblick in sein Seelenleben: „(…)Nach seinem Tod war es in der darauffolgenden Sommer-Vorbereitung schwierig für mich, denn ich hatte kein Ziel mehr vor Augen, mit dem ich meinen Vater stolz machen kann. Ich habe mich leer gefühlt. Obwohl ich beim besten Verein spielte, hatte ich keine hundertprozentige Motivation mehr.“

Højbjerg selbst beschreibt sich in dieser Phase als sehr ungeduldig und emotional. Er war, trotzs seines jungen Alters, sehr ehrgeizig und selbstbewusst und forderte eine Rolle ein, die ihm Bayern nicht geben konnte und wollte.

Danish Dynamite: Højbjerg als Holding Six

Højbjerg entwickelte sich nach seinem Wechsel nach England beim FC Southampton zum Stammspieler und Kapitän. Auch in der dänischen Nationalmannschaft zieht er bis heute die Fäden im Mittelfeld.

Højbjerg, anfangs seiner Karriere auch mal als Achter oder auf der Außenbahn eingesetzt, hat seinen Platz im defensiven Mittelfeld gefunden. Bei Tottenham Hotspurs, für die er seit 2020 tätig ist, ist er dennoch nicht unumstritten. Højbjerg brilliert zwar durch Einsatzwillen und Zweikampfhärte, lässt aber etwas die Kreativität mit dem Ball vermissen.

Im Grunde verkörpert Pierre-Emile Højbjerg dass, was der FC Bayern lange gesucht hat: Einen zweikampfstarken, defensiven Mittelfeldspieler der die Zentrale dicht macht und die Offensiven glänzen lässt.

Für Dänemark kommt der 28-Jährige, dessen Vertrag bei Tottenham im nächsten Sommer ausläuft, auf bisher 80 Länderspiele. Im Achtelfinale heute Abend gegen Deutschland wird Højbjerg alles dafür tun, dass er auch das nächste Länderspiel in Deutschland bestreiten kann.

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