Rehabilitation an der Alm – FC Bayern besiegt Bielefeld mit 3:0
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Obwohl Julian Nagelsmann keine Rücksicht auf eine kräftesparende Rotation mehr machen musste, nahm er einige Veränderungen in der Startelf vor. Für Lucas Hernández rückte der formstärkste Innenverteidiger der letzten Wochen, Tanguy Nianzou, in die Mannschaft, ebenso Serge Gnabry und Alphonso Davies für Kingsley Coman und Leroy Sané. Etwas überraschend durfte der bislang so enttäuschende Marcel Sabitzer sich für Jamal Musiala beweisen. Es blieb beim 3-4-3.
1. Halbzeit
Als es darauf ankam konnte der FC Bayern gegen Villarreal kaum eine ordentliche Flanke schlagen, vollkommen logisch also, dass nun direkt die erste Flanke brandgefährlich kam. Serge Gnabry servierte perfekt für Robert Lewandowski, doch der weltklasse reagierende Ortega lenkte den Ball wembley-artig an die Querlatte (9.). Viel Zeit hatte man nicht, denn kaum eine Minute später öffnete Kimmich mit einem mustergültigen Lupfer Arminias Abwehr, Davies legte per Kopf ab und Lewandowski und Eigentorschütze Laursen lenkten das Spielgerät in Bielefelds Netz.
Im Nachklang entwickelte sich ein munteres Spiel ohne die ganz großen Top-Chancen. Bayern war tonangebend und hatte viele ordentliche Angriffsmomente, doch Ortega musste selten eingreifen. Kurz vor Halbzeitschluss erzielte Bielefeld den vermeintlichen Ausgleich, doch Okugawa befand sich hauchzart im Abseits. In der 53. Minute der ersten Halbzeit (Nianzou foulte Kunze, der daraufhin vom Platz getragen werden musste) erhöhten die Bayern auf 2:0. Erneut überspielte Kimmich den Bielefelder Block, diesmal war sein Ziel Gnabry, der sich vor Orega nicht bitten ließ. So ging es mit fast zehn Minuten Verspätung und zwei Toren im Gepäck in die Katakomben.
2. Halbzeit
Zu Beginn der zweiten Hälfte brachte Nagelsmann Stanišić für den akut rotgefährdeten Tanguy Nianzou, wenig später kamen auch Musiala und Sané für die blassen Sabitzer und Müller. Ganz so frisch wie in der ersten Halbzeit wurde das Spiel nicht mehr, einige frische Momente gab es dennoch. Bielefeld gab einfach nicht auf, wurde aber gerade bei den ruhenden Bällen von jedwelchen Künsten verlassen. Bayern war mit dem 2:0 zufrieden, hatte aber auch hin und wieder Momente das Spiel endgültig zu entscheiden. Musiala etwa scheiterte nach einem sehenswerten Dribbling an Ortegas Arm (76.).
Doch zehn Minuten später sollte er es besser machen. Bayern spielten raumgreifend schnell nach vorne bis wieder einmal Kimmich den vorletzten, aber entscheidend öffnenden Ball auf Lewandowski spielte, der von links abstoppte, auf den hineinstoßenden Musiala wartete und abspielte. Musiala katapultierte den Ball in den Winkel. Mehr passierte nicht und trotz weiterer Pausen beendete der Schiedsrichter das Spiel pünktlich. Nächstes Wochenende empfängt der FC Bayern den BVB.
Dinge, die auffielen
1. Der Raum, den Villarreal nicht gab
Was war heute noch so ganz anders als gegen das gelbe U-Boot? Der Raum, den Bielefeld selber mitspielend im Rücken der eigenen Abwehr den Stürmern gewährte. Im Rückspiel der Champions League verteidigten eiserne spanische Ketten das Tor, nach vorne ging am ganzen Abend nur ein einziger verhängnisvoller Angriff. Bielefeld war da anders, sie wollten frisch und mutig sein und kassierten von Joshua Kimmich dafür die Quittung. Kimmich, in den vergangenen Wochen äußerst formschwach, war an allen Toren beteiligt, gerade die ersten beiden waren sogar mehrheitlich sein Verdienst. Xabi-Alonso-mäßige Lupfer und weite Bälle hat man schon länger nicht von ihm gesehen, heute gab es reichlich davon.
Diese Bälle kann man so gezielt aber auch nur spielen, wenn hinter der letzten Abwehrkette noch ausreichend Grünfeld sich befindet. Villarreal verzichtete darauf, so tief stand man hinten drin, Bielefeld jedoch war mutig, bot die entscheidenden Meter und wurde dafür bestraft.
2. Spielglück
Die Frage nach Glück und Pech im Fußball ist eine heikle. Sicher gibt es sie wenn Schiedsrichter wilde, nicht nachvollziehbare Entscheidungen treffen, doch sind knappe Abseitsentscheidungen ebenfalls Glückssache? Dass etwa Serge Gnabry sich beim zweiten Tor noch im erlaubten Bereich befand, hat sehr viel mit dessen spezifischen, antizipatorischen Fähigkeiten zu tun.
Das Spiel heute war mal wieder so ein Fußballspiel, wo man nicht drum herumkommt von Glück und Pech zu sprechen. Drei Tore wurden in der ersten Halbzeit erzielt, bei allen dreien intervenierte der Schiedsrichter, doch am Ende der jeweiligen Überprüfungen hieß es eben: Zweimal Tor Bayern, keinmal Tor Bielefeld. Keiner dieser Entscheidungen ist streitbar, das Abseits ist eine schwarz-weiß-Entscheidung ohne Grautöne und gerade Bayerns Tore waren offensichtlich regelkonform und doch wirkt es glücklich.
Wirkliches Glück hatte der FC Bayern dann in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, Nianzous verletzendes Foul an Kunze wurde nur mit dunkelgelb geahndet. Hier nicht Rot zu geben ist nachvollziehbar und nicht klar falsch und doch ist es eben auch glücklich.
Inwieweit immer Glück Können ist, wird man nicht klären können, doch hat es Auswirkungen auf ein Stadion. Heimfans pfeifen zwar grundsätzlich immer bei Entscheidungen gegen die eigene Mannschaft, doch die Pfiffe am heutigen Tag wirkten tatsächlich als fühle man sich benachteiligt. Heute wirkte der FC Bayern vom Spielglück geküsst. Als wenn es gleich vier mal zum Münzwurf kam und Bayern jedes mal gewann.
3. Die Saison ist gelaufen
Machen wir uns nichts vor: Die Saison ist durch. Die Champions League weggeworfen, aus dem Pokal schon lange raus und ja, die Meisterschaft ist entschieden. Selbst wenn der BVB vor dem Spiel bis auf sechs Punkte heranrücken konnte. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre und auch der aktuellen Saison muss man anzweifeln, ob sie wirklich die volle Distanz mit dem FC Bayern gehen können. Mit herben Punktverlusten gegen Bochum, Fürth, Hertha Berlin und vor allem natürlich gegen den FC Bayern nächste Woche, ist zu rechnen und das alleine wird schon reichen die Münchener erneut zum deutschen Meister zu küren.
So geht es jetzt die Affäre ansehnlich zu beenden. Einige formschwache Spieler scheinen ohne Perspektive auf das eine letzte Crescendo diese Saison ihre Form auf den letzten Metern nicht mehr wiederzugewinnen. Jedenfalls machten weder Thomas Müller, noch Leroy Sané oder Marcel Sabitzer solche Anstalten. Serge Gnabry und allen voran Joshua Kimmich jedoch zeigten sich bestärkt. Letzterer war an jedem Tor beteiligt. Dazu gesellt sich einmal mehr Jamal Musiala, der vielleicht sein vorerst letztes Spiel von der Bank kam. Zu gut war er einmal mehr. Musiala gehört ganz selbstverständlich in die Stammelf.
4. Alles Gute Fabian Kunze!
Ob nun Rot oder Gelb die richtige Farbe für Tanguy Nianzou gewesen sein mag, wichtiger ist, dass Fabian Kunze sich wieder erholt! Alles Gute dafür!