Fluch gebrochen: FC Bayern und Kane machen den VfB Stuttgart rund
“Alles neu macht die Länderspielpause” gilt bei Kompany nicht. Die zweiwöchige Spielunterbrechung hatte beim FC Bayern nichts verändert, weder ein neuer Innenverteidiger rückte für den frischgenesenen Upamecano ins Team, noch konnte Palhinha endlich an Pavlović vorbeiziehen oder Jamal Musiala wieder trainieren. An der Aufstellung des 3:3-Remis bei Eintracht Frankfurt wurde nicht ein klein bisschen gewerkelt.
FC Bayern München – VfB Stuttgart: Der Spielverlauf
In die Startaufstellung mochte es der portugiesische Neuzugang nicht geschafft haben, eine Mehrzahl an Spielminuten konnte João Palhinha dennoch sammeln, denn für Aleksandar Pavlović war nach acht Minuten bereits Schluss.
Stuttgart presste die Bayern früh hoch, aber wenig erfolgreich, Bayern hatte immer wieder Halbchancen, verbaselte seinerseits jedoch ständig den letzten Ball. Insgesamt konnte in der ersten Hälfte wenig Spielfluss aufkommen.
Nach dem Seitentausch wurde es ein aufregenderes, besseres Spiel. Vagnoman jagte den Ball aus gut acht Metern in die achte Etage, Kane wiederum vermochte es nicht aus zwei Metern ins Tor zu grätschen, dann allerdings wurde es für ihn besser. Mit einem Distanzschuss und einer kurzen Balljonglage stellte er binnen vier Minuten den Spielstand auf 2:0 und beendete auch die aufflammende Kane-Krise. Beide Tore legten die Vize-Kapitäne Kimmich und Müller fabelhaft auf.
Es kam noch besser und Kane konnte kurz vor Schluss sogar noch den Hattrick per Abstauber komplettieren, ehe Coman den Deckel mit dem für ihn so wichtigen ersten Saisontreffer zumachte. Am Mittwoch reist der FCB zum anderen FCB nach Katalonien.
FC Bayern: Drei Dinge, die auffielen
1. Der FC Bayern ohne Pavlović und Musiala
Ohne Jamal Musiala hatte der FC Bayern bereits ein Problem schon alleine weil dieser ein so unglaublich guter Spieler ist, doch zusammen mit dem nun früh ausgefallenen Pavlović hat der FC Bayern jetzt ein veritables Kreativproblem.
Durch die Hereinnahme João Palhinhas verändert sich Bayerns Aufbauspiel. Statt dem ständigen Abkippens Kimmichs auf die halbrechte Abwehrposition, fiel er nun zentral zurück. Palhinha orientierte sich direkt höher.
Bayerns Innenverteidiger suchten in der Folge öfter als sonst direkt den Weg in die Spitze mit dem langen Ball. Oft genug fanden sie dabei auch Davies und Gnabry, manchmal gar Kane. Allerdings schien es unklar, ob dies eine gewollte neue Stringenz im Spielaufbau war, eine Reaktion auf die Verletzungsausfälle darstellte oder hier schlicht ungewollt auf das Kreativloch im Mittelfeld reagiert wurde.
2. Die Offensive stottert
In der ersten Spielhälfte erspielten sich die Bayern immer wieder brauchbare Halbchancen, die mit der letzten Aktion zielstrebig begraben wurden. Immer wieder verrutschte bei Gnabry, Olise, Müller und Davies der letzte Pass, das letzte Dribbling. Heute boten sie offensiv wenig Mehrwert. Defensiv zeigten sie sich jedoch engagiert und im Falle von Davies sogar fabelhaft, so wurde aus einer fahrigen ersten Hälfte wenigstens eine mit noch weniger Chancen für den Gegner.
João Palhinha reihte sich eine Reihe tiefer in diese Aufzählung mit ein. Defensiv einwandfrei, mit Ball ließ er den Beweis vermissen, Pavlović nicht hinterhertrauern zu müssen. Palhinha allerdings dürfte sich seines Stammplatzes in den nächsten Wochen sicher sein durch den Ausfall seines Hauptkonkurrenten, bei den Stürmern sieht das schon anders aus. Hier spricht vieles für eine Frischzellenkur in Form neuer Spieler.
3. Harry Kane zwischen Himmel & Hölle
Als Bayerns englischer Nationalstürmer es nicht schaffte aus gut zwei Metern das Runde ins Tor zu grätschen, fragte ich lakonisch im Team-internen Slack, ob Harry Kane denn jemals wieder treffen würde. Wenige Minuten später antwortete er mit einem schnellen Doppelpack, den er sogar noch zu einem lupenreinen Hattrick verarbeitete.
Dabei machte er es sogar mit den schwierigeren Möglichkeiten. Den nunmehr auf über 400 Minuten aufgebauschten Tore-Fluch wurde mit einem mit einem präzisen Distanzschuss (den ein Nationaltorhüter übrigens auch mal halten darf, Herr Nübel) gebrochen, vor dem zweiten Tor musste er seine ganze Technik präsentieren. Heute waren es nicht die einfachen Tore von Kane.
Als er in der 67. Minute halbrechts alleingelassen einen einfachen Abschluss viel zu hoch setzte, fragte ich mich erneut, ob Harry Kane denn jemals wieder treffen würde. Nun war aus Lakonie jedoch Ironie geworden.
Die Daten zum Spiel:
Tore: 1:0, 2:0, 3:0 Kane (57., 61., 80.), Coman (89.)
Gelbe Karten: Undav (53.), Leweling (69.)
Aufstellung FC Bayern München: Neuer – Guerreiro (Laimer, 68.), Upamecano (Goretzka, 82.), Kim, Davies – Kimmich, Pavlović (Palhinha, 8.) – Olise (Sané, 68.), Müller, Gnabry (Coman, 68.) – Kane
Aufstellung VfB Stuttgart: Nübel – Vagnoman (Chase, 86.), Rouault, Chabot, Hendriks (Mittelstädt, 66.) – Karazor, Stiller, Rieder, Undav (Touré, 74.), Leweling (Woltemade, 74.) – Demirović (Millot, 66.)