Beşiktaş Istanbul – FC Bayern München 1:3 (0:1)
Abermals qualifizierten sich die Münchner fürs Viertelfinale der Champions League. Der Gegner wird am kommenden Freitag ausgelost.
Falls Ihr es verpasst habt:
Der FC Bayern ging mit einem 5:0-Polster aus dem Hinspiel in die Partie. Dennoch rotierte Jupp Heynckes verhältnismäßig wenig. Nur Kimmich und Robben aus dem 6:0-Erfolg gegen Hamburg fanden keinen Platz in der Startelf. Die Spannung sollte hochgehalten werden. Robben blieb leicht angeschlagen in München. Für Kimmich wäre eine gelbe Karte gleichbedeutend mit einer Sperre. Er saß sicherheitshalber auf der Bank.
Für die beiden rückten Rafinha und Thiago in die Startelf. Dadurch spielte Müller auf der Außenbahn und Thiago wie gewohnt im Zentrum.
Şenol Güneş wechselte nahezu seine komplette Mannschaft aus. Lediglich Caner, Medel, Quaresma und Vagner Love blieben in der Startelf.
Die Partie begann auf beiden Seiten fahrig. Die Münchner hatten wie im Hinspiel in der Anfangsviertelstunde mit dem Pressing von Beşiktaş zu kämpfen. Es fehlten der Viererkette um Alaba, Hummels, Boateng und Rafinha die Mittel, sich spielerisch zu befreien. Wenn dies aber der Fall war, ergaben sich große Räume hinter der Pressingline von Beşiktaş, die die Münchner aber nur selten effektiv nutzen konnten. Die größte Chance vergab Müller infolge eines Alaba-Freistoßes (10.).
In der 18. Minute setzt sich Ribery zum ersten Mal stark gegen zwei Istanbuler durch, wodurch sich im Zentrum ein großer Raum ergab. Vidal leitete zwar in den Rücken von Müller, doch diese ungewollte Verzögerung gab Thiago wohl die Zeit, sich in den Strafraum zu begeben, wo er die Halbfeldflanke von Müller per Dropkick ins Tor brachte. Durch das Auswärtstor brauchte Beşiktaş nun sieben Tore zum Weiterkommen. Die Stimmung im Stadion war durch den Treffer der Bayern ebenfalls ein paar Dezibel geringer.
In der 32. Minute mussten die Bayern früh wechseln. Thiago konnte nicht mehr weiter machen und wurde von James ersetzt, der sein Comeback nach der Verletzung aus dem Hinspiel gab.
Anschließend riss der Faden im Spiel komplett. Den Münchnern fehlte es an der letzten Konzentration. Bis zur Pause passierte nichts mehr.
In der Halbzeit reagierte Jupp Heynckes und brachte Süle für Hummels. Hummels hatte sich gegen Love früh eine gelbe Karte geholt und bei einem weiteren Foul Glück, dass dieses Boateng angerechnet wurde.
Die Münchner kamen mit Schwung aus der Kabine. Über eine schöne Kombination, bei der Ribery auf der rechten Seite aushalf, konnte Rafinha freigespielt werden. Seine Flanke wollten Uysal, Gönül und Zengin klären. Das ging schief. Gönül schoss sich selber an und der Ball landete im Tor. Hinter den Spielern von Istanbul wäre Lewandowski zum Einschuss bereit gewesen (46.). 28 Sekunden waren bis dahin gespielt.
In der 58. Minute brachte ein Fehler von Alaba Beşiktaş auf die Anzeigetafel. Im Aufbau verlor der Österreicher den Ball, wodurch Vagner Love zum 1:2 aus zentraler Position einschieben konnte. Die Münchner hatten sich nach der frühen Erhöhung geistig und körperlich komplett aus der Partie verabschiedet.
In der 68. Minute kam Wagner für Lewandowski. Bayern stand fortan höher und presste besser. Beşiktaş kam nicht mehr so konsequent vor das Tor der Münchner.
Als das Spiel sich bereits auf der Zielgerade befand, trafen die Münchner erneut. Über James gelangte der Ball zu Alaba, der Wagner einsetzte. Dieser konnte den Ball mit der Brust ins Tor tropfen lassen (84.).
Am Ende brachten die Bayern das Ganze trotz phasenweiser Abwesenheit über die Zeit. Mit insgesamt 8:1 Toren setzten sich die Münchner souverän durch. Wie erwartet wurde das Spiel in Istanbul zu einer teilweise fehlerbehafteten Veranstaltung, was sicherlich auch dem Spielstand zugeschrieben werden muss.
Drei Dinge die auffielen
1. Martínez im CL-Modus
Der Spanier ist zurück im Mittelfeld und hat für das Rückspiel den CL-Modus angeworfen. Martínez scheute an diesem frühen Abend keinen Zweikampf. Während sich seine Kollegen bereits mental auf das Spiel gegen Leipzig vorbereiteten, war es Martínez, der keinem Zweikampf aus dem Wege ging. Viele der berühmten 50:50-Momente gingen zugunsten vom Münchner aus. Martínez fing zwei Bälle ab und half durch seine fünf Tackles das Ergebnis über die Zeit zu bringen. Eine Zweikampfquote von über 67% unterstrich die Champions-League-Leistung des Spaniers.
2. Ribery mit aufsteigender Form
Der Franzose hatte vielleicht gegen Hamburg sein bestes Spiel in dieser Saison. Dennoch fehlte immer noch ein guter Schritt, um Coman wirklich zu ersetzen. Dafür war sein Spiel auch gegen Hamburg zu fehlerbehaftet. Gegen Beşiktaş zeigte sich Ribery fokussierter. Er suchte nicht das ganz große Risiko. Seine doppelte Körpertäuschung leitete zudem das vorentscheidende 0:1 ein. Auch beim 0:2 hatte Ribery seine Finger im Spiel. Defensiv unterstützte er Alaba tatkräftig, so dass bereits Mitte der ersten Halbzeit Quaresma die Seiten wechselte.
Auf der anderen Seite standen dennoch einfache Ballverluste. Am Ende der Partie waren es sechs simple Fehler. Gegen effektivere Gegner wäre dies härter bestraft worden. In der zweiten Hälfte verschleppte er zudem in aussichtsreicher Position zu oft das Tempo und ignorierte den gut positionierten James.
Ribery wird weiter so hart arbeiten müssen. Er muss immer noch lernen, dass einem Spieler mit fast 35 Jahren deutlich weniger zufällt als noch mit Mitte 20.
3. Viertelfinale als Endstation?
Trotz des souveränen Weiterkommens gegen Beşiktaş fehlt nach wie vor der rechte Glaube, wie diese Mannschaft ernsthaft um den Titel konkurrieren soll. Zu viele Unbekannte und mittlerweile zu viele verletzte Schlüsselspieler hat der FC Bayern. In der 32. Minute verloren die Münchner vorerst Thiago. Coman wird das Viertelfinale definitiv verpassen. Auch Manuel Neuer, der medial nur noch selten aufgezählt wird, weil er exzellent von Ulreich vertreten wird, ist hier zu nennen. Somit fehlen drei potenzielle Stammspieler.
Dennoch gibt es ebenso viele spielerische Fragezeichen, die sich auch in diesem Spiel wieder ablesen lassen konnten. Zugegeben, dieses Rückspiel hat wenig Aussagekraft, doch das Pressing der Münchner wirkt nach wie vor nicht perfekt. Häufig ist der Spielaufbau zu ausrechenbar. Das berühmte “U des Todes” führt nach wie vor zu vielen Flanken. Überdies gibt es im Bayern-Spiel einfach zu viele individuelle Fehler. Alleine Hummels und Boateng holten sich unnötig berechtigte gelbe Karten ab. Einfachste Fehler im Aufbau brachten Beşiktaş immer wieder in gefährliche Situationen. Der 1:2-Anschlusstreffer steht sinnbildlich hierfür. Gesamtspielstand hin oder her. Auf die Logik, wonach das berühmte Pferd nur so hoch springt, wie es muss, sollte man sich nicht verlassen.
Beşiktaş – Bayern | |
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Beşiktaş | Zengin – Erkin, Medel, Uysal, Gönül – Özyakup, Arslan (60. Hutchinson) – Quaresma, Pektemek, Lens (60. Talisca) – Love (75. Babel) |
Bank | Fabri, Adriano, Aksoy, Negredo |
Bayern | Ulreich – Alaba, Hummels (46. Süle), Boateng, Rafinha – Vidal, Martínez, Thiago (35. James) – Ribery, Lewandowski (68. Wagner), Müller |
Bank | Starke, Bernat, Kimmich, Rudy |
Tore | 0:1 Thiago (18.), 0:2 Gönül (46. Eigentor), 1:2 Love (59.), 1:3 Wagner (84.) |
Karten | Gelb: Hutchinson (64.), Özyakup (71.) / Hummels (37.), Boateng (42.), Rafinha (63.) |
Schiedsrichter | Michael Oliver (England), Stuart Burt (England), Simon Bennett (England), Lee Betts (England) |
Zuschauer | 36.885 |