FC Bayern – Juventus Turin 2:0 (1:0)
3 Dinge, die auffielen:
1. Herausragendes Coaching von Heynckes
Es bleibt zu hoffen, dass der Anteil von Jupp Henyckes an einer am Ende hoffentlich sehr erfolgreichen Saison der Münchener ins rechte Licht gerückt wird. Wie schon im Pokal gegen Dortmund hatte der Coach durch richtige taktische und personelle Entscheidungen einen hohen Anteil am gestrigen Erfolg der Bayern. Die Entscheidung den im Vergleich zu Gomez und Pizarro pressingversierteren Mandzukic gegen die Turiner Dreierkette zu stellen, zahlte sich genau so aus, wie den kopfballstärkeren van Buyten und Dante den Vorzug vor Jerome Boateng zu geben. Taktisch gab Heynckes seinem Team zudem die richtigen Hinweise für das Pressing gegen das ungewohne Turiner 3-5-2 mit auf den Weg. Mandzukic und die beiden Außenstürmer Ribery und Müller, bzw. später Robben pressten zurückhaltender gegen die Turiner Halbverteidiger, als sie es zum Beispiel gegen die Außenverteidiger einer Viererkette getan hätten und kümmerten sich mehr, um den jeweiligen äußeren Mittelfeldspieler der Turiner. Dadurch hebelten sie das zu befürchtende Übergewicht der Turiner im Mittelfeld aus und sorgten so für eine über weite Strecken herausragende defensive Stabilität. Auch die aus dieser Situation resultierenden langen Bälle der Turiner brachten die Münchener nicht in Gefahr.
2. Chancenverwertung als einziges Manko
Vielleicht ist auch das ein wenig die Konsequenz aus der Entscheidung Mario Gomez zunächst auf der Bank zu lassen. Seine Präsenz und Abschlussstärke im Strafraum kann kein Spieler im Bayern-Kader ersetzen. Es ist der ewige Kompromiss zwischen einem herausragenden Torjäger (Gomez) und einen unheimlich wertvollen Mannschaftsspieler (Mandzukic). Der Kroate bereitete das 2:0 vor, schoss aber nur ein einziges Mal im gesamten Spiel aufs Tor. Trotzdem war seine Aufstellung insgesamt richtig.
Müller und vor allem Robben hatten die besten Szenen in Tornähe, ließen aber das ein oder andere Mal die letzte Konsequenz oder einfach ein wenig Schussglück vermissen. Zudem suchten einige Hereingaben vergeblich nach einem Abnehmer in der Mitte. Ja, es ist Jammern auf sehr hohem Niveau, aber ein drittes Tor hätte die Tür zum Halbfinale noch weiter aufgestoßen.
3. Anpassung nach der Auswechslung von Kroos
Auch wenn WELTONLINE das ein wenig anders sieht – das voraussichtliche Saisonaus von Toni Kroos ist für Bayern in vielerlei Hinsicht ein ganz schwerer Schlag. Kroos ist ein wesentlicher Baustein des Bayern-Erfolgs in diesem Jahr. Seine Ballsicherheit und seine Fähigkeiten im Passspiel sind vielleicht nur mit denen von Bastian Schweinsteiger vergleichbar. Gegen Juventus bewies Thomas Müller einmal mehr wie viel Unruhe er von der zentralen offensiven Mittelfeldposition beim Gegner erzeugen kann. Dank der offensiv und defensiv starken Leistung von Schweinsteiger (87 Ballkontakte, 92 Prozent Passquote) sorgte der Wechsel im Zentrum zudem für keinen Bruch im Bayern-Spiel.
Natürlich sind Müller zentral-offensiv und Robben auf rechts ein guter Ersatz für Kroos – und dennoch wird sich das Bayern-Spiel ohne den 23-Jährigen verändern. Kroos Kurzpassspiel, Kroos Auge für eine Spielverlagerung auf die ballferne Seite und Kroos Abschlussqualitäten aus der Distanz werden Bayern fehlen. Außerdem wird sich Bayern in den noch ausstehenden Spielen wieder mehr auf den nachgewiesen anfälligen Körper von Arjen Robben verlassen müssen, dem die Rotation der letzten Wochen gut tat. Eine Alternative über die Heynckes möglicherweise schon im Rückspiel nachdenken wird ist eine Doppelsechs mit Martinez und Luiz Gustavo hinter einem Ballverteiler Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld, die bereits im Auswärtsspiel gegen Leverkusen zum Einsatz kam und nochmehr Stabilität verspricht.
Abschließend: Es ist gut, dass Bayerns Kader so einen Verlust für den Moment auffangen kann, wie schwer der Ausfall von Kroos insgesamt wiegt, werden aber erst die nächsten (schweren) Wochen zeigen.