FC Augsburg – FC Bayern 1:0 (1:0)
Falls ihr es verpasst habt: Es ist passiert. Die Serie von 53 ungeschlagenen Partien des FC Bayern in der Fußball Bundesliga ist zu Ende. Es war die erste BL-Niederlage in dieser Saison und die Zweite seit Bestehen dieses Blogs. Guardiola, das kann man nicht anders sagen, hat diese Niederlage in Kauf genommen. Mit Blick auf das viel wichtigere Duell am Mittwoch gegen Manchester schonte der Katalane wohl bis auf Toni Kroos alle Feldspieler, die am Dienstag auflaufen werden und brachte unter anderem Sallahi, Weiser und Højbjerg von Beginn an. Auch bei Augsburg fehlten mit Hahn und Werner zwei ganz wichtige Stützen, trotzdem wirkte die Elf von Markus Weinzierl gerade in der ersten Hälfte eingespielter und leidenschaftlicher. Das extrem schnelle Umschalten der Augsburger tat Bayern weh. Mölders traf in der 31. Minute zum zu diesem Zeitpunkt völlig verdienten 1:0. Bayern kam im Verlauf der Partie stärker auf und Guardiola brachte von der Bank mit Götze, Alaba und Müller und einigen taktischen Umstellungen weiteren Schwung. Trotz einiger guter Gelegenheiten, blieb es bis zum Ende beim 1:0 für Augsburg. The streak is over.
3 Dinge, die auffielen:
1. Rhythmus vs. Schonung
Die Überschriften im Falle eines Ausscheiden der Müncheners am kommenden Mittwoch in der Champions League sind wahrscheinlich schon geschrieben. Pep verzockt die Champions League-Titelverteidigung könnte eine solche Überschrift sein. Der Vorwurf an Guardiola durch seine vielen Wechsel in der Bundesliga den Rhythmus der Bayern zerstört zu haben ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. Andererseits: Wenn es der FC Bayern nicht schafft Manchester United über zwei Spiele zu besiegen, dann hat das wenig bis gar nichts mit der Startaufstellung gegen Augsburg oder in der Vorwoche gegen Hoffenheim zu tun. Durch die angespannte Personalsituation im Rückspiel gegen Manchester, ist wohl auch der Faktor Verletzungsgefahr in die Entscheidung Guardiolas eingeflossen, den Großteil der Mannschaft durchzutauschen.
Nicht gefallen haben mir die Aussagen Guardiolas vor dem Spiel. Wer die Bundesliga für beendet erklärt, setzt nicht gerade den Reiz, den eine Mannschaft in dieser Saisonphase benötigt. Guardiola lieferte damit das Alibi für den zumindest in der ersten Hälfte leidenschaftslosen Auftritt seiner Elf gleich mit. Richtig gewesen wäre folgende Botschaft: „Die verbleibenden Saisonspiele sind eine wichtige Gelegenheit für Spieler wie Shaqiri, Højbjerg, Contento, Sallahi und Weiser sich anzubieten und zu zeigen, dass sie eine Zukunft beim FC Bayern haben. Die kommenden Wochen sind ein Charaktertest für meine Mannschaft. Ich erwarte trotz der Tabellensituation von jedem vollen Einsatz.“ Dass Guardiola einen anderen Weg ging, macht ihn angreifbar. Aber wie gesagt: Sollte der FC Bayern am Mittwoch ausscheiden hat das andere Gründe, als die Rotation gegen Augsburg.
2. Nachwuchs mit Licht und Schatten
Es war eine ganz große Gelegenheit für Ylli Sallahi (20), Mitchell Weiser (19) und Pierre Emile Højbjerg (18) ihre Duftmarke im Profiteam zu hinterlegen. Dass alle drei sich zeigen wollten, sah man zum Beispiel an der Laufstatistik. Weiser (11,7 km, 26 Sprints, 94 intensive Läufe), Højbjerg (10,9 km, 13 Sprints, 61 intensive Läufe) belegten damit absolute Spitzenwerte auf Seiten der Münchener. Auch im Bereich Ballbesitz und gewonnene Zweikämpfe lagen beide in der Spitzengruppe. An Sallahi hat mir besonders seine Ruhe und Abgeklärtheit imponiert, die in einer solchen Situation sicher nicht selbstverständlich ist. Er ging insgesamt wenig Risiko und war als Linksverteidiger ohnehin weniger gefordert als sein gegenüber Weiser, weil viele gefährliche Angriffe der Augsburger über die rechte Seite der Münchener angerollt kamen. Der Österreicher wurde im Verlauf der Partie etwas mutiger und bereitete kurz vor seiner Auswechslung mit gut getimeten Flanken zwei Kopfballgelegenheiten vor. Sallahi, der bei den Amateuren eine eher unauffällige Saison spielt und etwas überraschend mit im Wintertrainingslager der Profis war, wird unter Guardiola wohl weitere Gelegenheiten bekommen. Gerade auf den Außenverteidiger-Positionen gibt es in den kommenden Jahren Möglichkeiten für junge Talente.
Weiser wirkte gerade im Vergleich zu Sallahi hektischer und traf ein paar fragwürdige Entscheidung. Sein Ballverlust leitete das 0:1 ein. Gerade in der zweiten Hälfte, zeigte der 19-Jährige aber warum er vor ein paar Jahren als eins der größten deutschen Talente seines Jahrgangs galt. Über 90 Prozent Passquote, einige gute Lösungen im Spielaufbau und insgesamt recht viele Angriffsaktionen, die über seine Seite liefen. Es war gewiss kein lupenreines Bewerbungsschreiben des ex-Kölners, ein extremer Leistungsunterschied zum Rest der Mannschaft war jedoch auch nicht zu erkennen. Das ist ist zunächst einmal ein gutes Zeichen.
Die Positionierung von Højbjerg hat mich extrem überrascht. Weil Pizarro hinter Mandzukic agierte (und in dieser Rolle wenig Durchschlagskraft hatte) begann der Däne auf der linken Außenbahn. Aus meiner Sicht war das eine der größeren Fehlentscheidungen Guardiolas in dieser Saison. Der 18-Jährige war zunächst wenig eingebunden, zog immer wieder in die Mitte und versuchte als Passstation zu agieren. Insgesamt war er auf dem Flügel aber wirkungslos. Was er kann, zeigte er erst nach der Pause, als er durch die Einwechslungen von Müller und Götze zunehmend zentraler agieren konnte. Højbjerg hat einen extrem robusten Körper, ist exzellent im Gegenpressing und sehr wuchtig im Spiel nach Vorne. Seine Qualitäten im Passspiel sind ohnehin bekannt. Højbjerg schoss vier Mal aufs Tor (bester Wert aller Spieler) und hätte wohl das 1:1 erzielt wenn ihn Hong nicht rotwürdig auf dem Weg zum Tor festgehalten hätte. Højbjerg ist der mit deutlichem Abstand reifste Spieler der drei Youngster. Er kann in 2 bis 3 Jahren Stammspieler beim FC Bayern werden. Die große Frage für das kommende Jahr ist, ob eine Ausleihe zu einem Bundesligisten Sinn macht oder ob ein weiteres Jahr bei den Amateuren (hoffentlich in der deutlich anspruchsvolleren 3. Liga) plus Gelegenheitseinsätze im Profi-Team die besseren Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
3. Schweinsteiger und Kroos die falsche Kombination
Ich hatte es hier schon öfter geschrieben. Ich bin kein Freund von Schweinsteiger und Kroos auf der Doppelsechs. In der Saison 2011/2012 haben wir diese Kombination einige Male gesehen. Ich bleibe auch nach dem Augsburg-Spiel dabei, dass sie sich nicht so gut ergänzen wie es andere Kombinationen auf diesen Schlüsselpositionen tun. Gegen Augsburg war besonders auffällig, dass durch ein zentrales Mittelfeld mit Schweinsteiger, Kroos und Pizarro die defensive Kompaktheit und Robustheit fehlt. Umso später Bayern den Ball gewinnt, umso schwerer wird ihr Spiel. Gegen Augsburg gelangen gerade in der ersten halben Stunde kaum frühe Ballgewinne. Das Gegenpressing war zahnlos. Nur 5 von 21 Balleroberungen gelangen über 90 Minuten in der gegnerischen Hälfte. Die meisten dagegen am eigenen Strafraum durch die Innen- oder Außenverteidiger. Es war ein wenig ein Rückfall in die Prä-Martínez-Zeit beim FC Bayern in der genau das häufig das Problem war. Gelingt der Ballgewinn erst am eigenen Strafraum ist der Weg nach Vorn unendlich weit. Der Gegner hat Gelegenheit sich zu stellen und in das eigene Defensivsystem zu finden. Gleichzeitig steigt logischerweise auch die Gefahr Gegentore zu kassieren, je später die Balleroberung gelingt.
Trotz der Rotation hätte Guardiola Gelegenheit gehabt mit Martínez oder Højbjerg auf einer der 6er-Positionen zu spielen. Das hätte Schweinsteiger oder Kroos als Partner sicher geholfen. So war das Spiel ein weiterer Beleg dafür, dass diese Kombination nicht optimal für das Spiel des FC Bayern ist.