1. FSV Mainz 05 – FC Bayern 0:2 (0:0)
3 Dinge, die auffielen:
1. Tuchels Plan geht 60 Minuten auf
Thomas Tuchel hatte angekündigt den Bayern nicht nur eine, sondern mehrere Aufgabe stellen zu wollen. Seine Mannschaft wurde diesem Anspruch über knapp eine Stunde gerecht. Tuchels Matchplan baute zu Beginn auf zwei Säulen auf. Zum Einen spielte er ein sehr breites Angriffspressing, das Bayern enorm unter Druck setzte. Mainz zog sich nur in Phasen einmal zurück und drückte sonst in einem 4-2-3-1 bei dem Müller und Choupo-Moting die für Bayerns-Spielaufbau so wichtigen Außenverteidiger zustellten. Ein guter Indikator für ein gutes Pressing gegen die Münchener ist die Anzahl der langen Bälle zu denen die Viererkette+Torwart Neuer gezwungen ist. 57 lange Bälle der fünf Defensiven waren es gegen Mainz. Davon ein Großteil in der ersten Hälfte. Zum Vergleich: Gegen die Pressingverweigerer aus Gelsenkirchen spielten Viererkette+Neuer vor drei Wochen nur knapp 30 lange Bälle.
Besonders gegen Mainz war auch, dass sich die Hausherren nach Überwinden der Pressinglinie nicht komplett zurückzogen. Müller, Okazaki und Choupo-Moting blieben meist vor dem Ball und lauerten auf Höhe der Innenverteidiger auf Schnittstellenpässe. In der ersten Hälfte spielte Mainz fast 40 Prozent seiner Pässe im Angriffsdrittel. Ein Beleg dafür wie direkt und konsequent die Mainzer immer wieder den Weg nach Vorne suchten. Bayern ging selbst ebenfalls ein hohes Risiko und reagierte auf diese Spielweise mit einer sehr offensiven Abseitsfalle. 8 Mal tappten die Pfälzer allein in der ersten Hälfte in die Falle. Das erklärt warum Mainz trotz vieler guter Gelegenheiten in der ersten Hälfte nur drei Mal abschloss. Auffällig war auch wie viele Probleme Lahm mit dem 20 Zentimeter größeren Choupo-Moting hatte, der ihn im Dribbling und in Laufduellen mehrfach überpowerte.
Die Bayern reagierten auf die mutige Mainzer Spielweise gewohnt sachlich und ruhig. Man sah auch wieder verstärkt das Einrücken der Außenverteidiger, um eine zusätzliche Anspielstation im Mittelfeldzentrum zu generieren. Guardiola hatte dies gerade zu Beginn der Saison immer wieder mal eingesetzt. Außerdem kippte Kroos nach ca. 20 Minuten immer seltener ab, um Koo oder Geis weiter nach hinten zu ziehen. Spätestens nach 50 Minuten gewann Bayern mehr Kontrolle über das Spiel und drückte Mainz immer weiter in die Defensive. Es wird auch dem hohen Aufwand der ersten 50 Minuten geschuldet gewesen sein, dass Mainz spätestens ab der 60. Minute in eine extrem defensiven Ausrichtung mit 5er Abwehrkette wechselte und das 0:0 verteidigen wollte. Entlastungsangriffe gab es danach nur noch selten. Trotzdem: Tuchels Plan war gut und durchaus effektiv. Für diesen FC Bayern war das jedoch einmal mehr nicht genug.
2. Schweinsteiger geht einmal mehr voran
Es gab eine Situation – etwa in der 75. Minute, die für mich sinnbildlich für den Einfluss von Bastian Schweinsteiger auf dieses Spiel war. Bayern hatte seine erste echte Drangperiode gerade erfolglos beendet. Franck Ribéry winkte nach einer schwachen und von Mainz geklärter Flanke entnervt ab. Noveskis weiter Kopfball landete bei Schweinsteiger. Bayern orientierte sich eher rückwärts, wollte durchpusten und den Ball wohl erstmal in den eigenen Reihen halten. Schweinsteiger hatte einen anderen Plan. Er trieb den Ball direkt wieder auf die Mainzer Hintermannschaft zu, forderte Ribéry mit einer Geste zum Freilaufen auf und hielt den Druck auf die Hausherren mit einem klugen Pass auf Götze auf dem rechten Flügel aufrecht. Auch wenn daraus nicht das befreiende 1:0 entstand, unterstrich diese Szene wie der Anführer Schweinsteiger seine Kollegen fast dazu zwang sich nicht mit dem 0:0 zufrieden zu geben.
Es ist vielleicht das Geheimnis dieser Saisonphase, dass es immer noch genügend Bayern-Spieler gibt, die in schwierigen Situationen wie zuletzt gegen Wolfsburg oder im zähen Spiel gegen Leverkusen nicht bereit sind, den einen Schritt weniger zu gehen. Mal ehrlich: Ein 0:0 gegen ideenreiche und aufopferungsvoll kämpfende Mainzer wäre in dieser Saisonphase kein Drama gewesen. Es wäre sogar verständlich gewesen, hätte Bayern ein wenig Luft rausgenommen aus dieser Partie. Schweinsteiger hatte wie gesagt einen anderen Plan. Sein 1:0 war das i-Tüpfelchen einer starken all around Partie. 61 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 110 Pässe bei einer Passquote von 93 Prozent. Zwei Torschuss-Vorlagen. Zwei eigene Torchüsse. Ein Treffer. Schweinsteiger, der Anführer ist endgültig wieder da.
3. Guardiola nutzt seine Spielräume
Es gab gewiss schon deutlich auffälligeres in-game-coaching von Guardiola in dieser Saison. Dennoch war auch Mainz ein gutes Beispiel dafür wie klug der Bayern-Coach seine Spielräume von der Bank nutzt. Seine Wechsel waren eher konservativ und positionsgetreu – dennoch gingen sie auf. Shaqiri bereitete das 1:0 vor. Götze traf zum 2:0. Pizarro brachte zudem nach seiner Einwechslung ein gewisses anarchisches Element ins Sturmzentrum, das Mainz durchaus ein wenig überraschte. Diese Möglichkeit innerhalb eines Spiels gerade offensiv neue Reize zu setzen ist eindeutig ein weiterer ganz wichtiger Grund für den unfassbaren Lauf der Münchener in dieser Bundesliga-Saison. Götze, der sich zuletzt zurecht Kritik gefallen lassen musste, bot in seinen knapp 25 Minuten im Zentrum übrigens eine gute Leistung und machte damit Hoffnung auf eine ansteigende Form.