Nach Standard-Schlacht gegen Union Berlin: FC Bayern überwintert im DFB-Pokal
Vincent Kompany brachte für das schwere Pokalspiel gegen Union seine bestmögliche Elf, inklusive Lennart Karl und Manuel Neuer (mehr dazu unten). Serge Gnabry war erkältet zunächst auf der Bank. Aleksandar Pavlović erhielt ein weiteres Mal den Vorzug vor Leon Goretzka.
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1. FC Union Berlin – FC Bayern München: Der Spielverlauf
Der FC Bayern startete frischer und zielstrebiger in die Partie verglichen mit dem Bundesliga-Spiel von vor einem Monat. Da musste man eine halbe Stunde auf den ersten Torschuss warten, hier war Olise bereits nach wenigen Sekunden dran.
Pünktlich zur Wiederaufnahme der Fan-Unterstützung (erneut wurden die ersten zwölf Minuten von beiden Kurven im Protest gegen die derzeit stattfindende Innenminister-Konferenz boykottiert) verwandelte der FC Bayern seinen ersten Eckball per Eigentor. Den zweiten Eckstoß erneut zwölf Minuten später verwandelte man auch direkt, diesmal durch Kane und später sollte man kurz vor der Pause auch noch einen dritten Standard versenken, erneut durch ein Eigentor, diesmal nach einem Freistoß. Zwischenzeitlich meldete sich noch der VAR und schenkte Union noch einen Elfmeter, den sie zum zwischenzeitlichen 1:2 verwandelten (40.).
Kaum war man aus der Kabine wieder auf dem eisigen Spielfeld, hatte man seinen zentralen Mittelfeldspieler (Pavlović nach einer Verletzung) und die Zwei-Tore-Führung verloren. Schiesdrichter Petersen zeigte nach einem Allerwelts-Luftzweikampf Harry Kanes auf den Punkt. Die Bayern verstanden die Welt nicht mehr, Querfeld war es erneut egal, 2:3! (56.).
Was sich nun in den folgenden dreißig Minuten entpuppte, war mit abenteuerlich noch euphemistisch beschrieben: Die Verlängerung vor Augen wurde Union minütlich stärker, während der FC Bayern jegliche Spielkontrolle aufgab. Reihenweise landeten die Bälle bei den Köpenickern, Bayern war nur noch am Schwimmen. Sie schwammen – aber sie soffen nicht ab, denn der Ausgleich fiel nicht. Am Ende rückt der FC Bayern unter die letzten Acht im DFB-Pokal vor.
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1. FC Union Berlin – FC Bayern: Drei Dinge, die auffielen
Manuel Neuer startet – selbstverständlich
In den vergangenen Tagen ist eine mittelgroße Diskussion um Manuel Neuers Status als Pokaltorhüter entbrannt. Nicht wenige forderten, Jonas Urbig solle seinen Platz aus den ersten beiden Pokalrunden behalten. Selbst in unserem Blog. Kompany indes blockte ab und lauschte man ihm genau, wenn er über die Torhüter-Position sprach, merkt man, dass ihm nicht einmal der Gedanke über einen Wechsel im Tor kam.
Und wieso sollte dieser auch kommen? Dieser Verein lechzt nach dem DFB-Pokal mehr als der Meisterschaft. Seit fünf Jahren war man nicht mehr im Finale. Kompany spürt und respektiert das und bringt im Pokal stets seine beste Elf. Vorbei sind die fehlgeschlagenen Experimente aus Saarbrücken und Kiel. Der deutsche Pokal ist nunmal ein reiner K.O.-Wettbewerb ohne Hin- und Rückspiel oder Sicherheitsnetz.
Und zur besten Elf gehört bekanntlich auch die beste Nummer Eins, wenn man also Manuel Neuer sportlich noch immer als besten Torwart im Kader sieht, muss dieser in diesem K.O.-Spiel auch spielen.
Neuer spielte und zeigte über die ganzen 90 Minuten die beste Leistung seit Wochen. Gegen Arsenal gab es bessere Paraden, aber eben auch Fehler. Heute blieb er fehlerlos, parierte, was es zu parieren gab und hielt fest, was festzuhalten war. Der kahlrasierte Manuel Neuer ist und bleibt eine Bank.
Setpiece FC
Beim Bundesliga-Duell dieser Mannschaften begann Bayerns Misere mit Standardgegentoren (Union traf gleich doppelt nach ruhenden Bällen), diesmal verdoppelten sie ihre Ausbeute und schossen gleich vier Tore nach Standards. Zwei allerdings nach Elfmetern und zwei ins falsche Tor.
Sparen wir uns die Witzeleien und rechnen die Eigentore den Bayern an, schießt der Rekordpokalsieger drei Tore nach ruhenden Bällen. Eine bemerkenswerte Umkehrung nach all dem (berechtigten) Gerede um die Standardschwäche der eigenen Mannschaft.
Das Rezept für die zwei verwandelten Ecken war ein ähnliches, mit dem Arsenal so viel Erfolg einfährt. Scharf in den Fünfmeterraum und gleichzeitig den Torwart blocken. Beim 2:0 wird dabei auch noch auf den ersten Pfosten gespielt, wodurch man wirklich Timbers Tor beim 1:3 in der Champions League fast vollständig kopiert hat.
Abenteuerliche zweite Hälfte
Der 1. FC Union Berlin mag den Ball nicht, will den Ball nicht. Kaum eine Mannschaft in Europa hat weniger den Ball als die Köpenicker, nur knapp über 30%-Ballbesitz bekommen sie durchschnittlich in jedem Spiel und gegen die Ballbesitzerhorter aus München wird es eher nochmal ein bisschen weniger.
Während die erste Halbzeit auch genau dieser Blaupause folgte, wurde im zweiten Abschnitt alles anders. Ballbesitz: Ausgeglichen. Torschussverhältnis: 8:2 für Union.
Es war eine völlig bizarre Hälfte des FC Bayern. Von Spielkontrolle und Balllaufenlassen war gar nichts mehr zu sehen. Reihenweise wurden die Bälle nach vorne gebolzt und weggekloppt, anstatt einfach mal mit Ballbesitz Ruhe einkehren zu lassen. Es war, als ob die ganze Mannschaft kollektiv alle Tugenden einer Ballbesitzmannschaft schlagartig vergessen hatte.
Konter haben sie auch kaum einfahren können, nur hauchzart über 30 Pässe gab es überhaupt in der gegnerischen Spielhälfte in der zweiten Halbzeit. Wenn man ehrlich ist, war es wenig anderes als Betteln um den Ausgleich, was der FC Bayern da betrieben hat.
Nun kann man monieren, dass man eigentlich genug Tore für einen klaren Sieg geschossen hatte und die beiden Strafstöße eher der Abteilung “Geschenk” entsprangen, aber die Natur der Elfmeter ist irrelevant. 40 Minuten lang zitterte man sich durch die Partie in der Hoffnung, hinten werde schon kein weiteres Ei reinfallen. Das kann zum Erfolg führen und hat es ja auch – ein kopfloses Huhn kann ja ebenfalls noch ins Ziel taumeln. Aber nachhaltig und durchdacht ist das nicht.
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