Bloody Valentine! Bayern schlägt Paris mit 1:0!
Knapp drei Monate nach dem Ende der Vorrunde ging es für den FC Bayern weiter in der Königsklasse. Das Spiel in Paris war der erste Höhepunkt, auf den die Mannschaft von Julian Nagelsmann hingearbeitet hat. Mit den Neuzugängen Sommer, Blind und Cancelo hat die sportliche Führung alles unternommen, um die Chancen auf das Weiterkommen zu haben.
Falls ihr es verpasst habt:
Die Aufstellungen
Julian Nagelsmann experimentierte in den letzten Wochen mit verschiedenen taktischen Formationen und Aufstellungen. In Paris entschied sich der Bayern-Trainer für eine Dreierkette bzw. Fünferkette. Dies bedeutete lediglich zwei Änderungen im Vergleich zum Spiel gegen den VfL Bochum: Kimmich und Coman rückten in die Startelf. Müller und Gnabry zunächst auf der Bank. Nagelsmann entschied sich für ein 3-4-2-1.
Christophe Galtier hat mit Paris Saint-Germain ebenfalls eine ruppige Phase hinter sich. Sowohl im Pokal, als auch in der Liga hatte, die Star-Truppe eine Niederlage zu verkraften. Beim Personal setzte Paris auf eine Verschleierungstaktik. Verschiedene Wasserstandsmeldungen bei den Stars waren zu lesen. Am Ende saß Mbappé zunächst auf der Bank. Messi und Verratti standen in der Startelf. Bemerkenswert: Mit Warren Zaire-Emery brachte Galtier einen 16-Jährigen. Taktisch ergab sich ein 4-4-2.
1. Halbzeit
Die Bayern hatten vom Anpfiff weg viel Ballbesitz. Paris wollte über Konter zum Erfolg kommen und konzentrierte sich phasenweise auf eine Restverteidigung am Strafraum. Davor staffelte sich eine weitere flache Viererkette. In den ersten 20 Minuten gab es Szenen, in denen alle Bayern-Feldspieler in der Pariser Hälfte positioniert waren. Bei den Roten fehlte es an den zwingenden Ideen, Spieler in die Abschlussposition zu bringen. Konnte Paris das nicht immer perfekt und in letzter Konsequenz vorgetragene Pressing der Bayern überspielen, wurde es sofort im Ansatz gefährlich, aber auch aufseiten der Heimmannschaft fehlte die letzte Präzision. Die Bayern schafften es über vierzig Minuten, Paris ohne Abschluss zu halten.
Das Spiel der Bayern war charakterisiert von vielen Diagonalbällen. Paris verschob sehr stark zur ballnahen Seite, dadurch eröffneten sich Räume auf der gegenüberliegenden Seite. Die daraus resultierenden Eins-gegen-Eins Situationen konnten weder Cancelo noch Coman nutzen, um gefährliche Aktionen zu initiieren. So hatte der FC Bayern zwar Feldvorteile, welche sich auch in 10:1 Abschlüssen ausdrückten, 100%-Chancen erspielten sich die Münchner aber nicht. So ging es mit einem 0:0 in die Pause.
2. Halbzeit
Beide Trainer reagierten auf die Geschehnisse der ersten Halbzeit. Galtier brachte Kimpembe für Hakimi. Nagelsmann schickte Davies aufs Feld für Cancelo. Die Asymmetrie (siehe Punkt 1) sollte sich auf die andere Seite verlagern, da Coman nun über die rechte Seite stürmte. Die Auswechselung von Cancelo war risikobehaftet, Pavard war bereits gelb verwarnt und leistete sich kurz nach Anpfiff ein weiteres taktisches Foul.
Offensiv sollte sich der Wechsel bezahlt machen. Choupo-Moting gelang es, einen tiefen Ball festzumachen und auf Davies abzulegen, dessen Flanke findet am langen Pfosten Coman, der den Ball an Donnarummas Hosenträger vorbei legte (53.). Die 1:0-Führung für die Bayern.
Galtier handelte sofort und brachte Mbappé und Fabian. Es entwickelte sich in der Folge ein offenes Spiel mit einem Chancenplus für die Bayern. Choupo-Moting scheiterte nach einer Flanke von Coman zunächst an Donnarummas (62.), wenig später am Duo Donnarummas und Pfosten (63.).
Gegen Ende kippte die Partie. Paris riskierte viel und die Bayern hatten Probleme, dem Pressing etwas entgegenzusetzen. Es reihte sich fast Chance an Chance. Auch bedingt durch die Auswechselung von Coman. Für ihn kam Gnabry, was Upamecano auf die rechte Verteidigerposition spülte. Pavard sollte geschützt werden und nicht ins direkte Duell mit Mbappé. Paris brach immer wieder über diese rechte Seite durch. Ein so von Mbappé eingeleiteter Treffer, wurde vom VAR einkassiert (82.).
Am Ende erwischte es dennoch Pavard, der Messi nach einem Steckpass nur noch per Foul stoppen konnte. Ein klarer Platzverweis (90.).
Mit viel Glück – nach 80 guten Minuten, holt der FC Bayern einen 1:0-Sieg im Hinspiel. Wie im Finale von 2020 war Kingsley Coman der Matchwinner.
Dinge, die auffielen:
1. Asymmetrie
Julian Nagelsmann wählte eine gewisse Asymmetrie in der Grundformation. Die linke Seite mit Coman schob höher. Cancelo, auf der Gegenseite positionierte sich nicht ganz so hoch, da Sané eher die Müller Rolle übernahm, und sich zwischen den Linien aufhielt, war das Bayern-Spiel phasenweise zu ausrechenbar. Zwar setzte sich Coman alleine in der ersten Halbzeit mit drei Dribblings gegen Hakimi durch, richtig gefährlich wurde es im Anschluss nicht.
Verständlicherweise ging Julian Nagelsmann nicht volles Risiko. Es war eine kontrollierte Vorstellung seiner Bayern, die wohl verhindern wollten, was dem Team im Duell mit Paris 2020/21 widerfahren ist, nämlich permanent einem Rückstand hinterherzulaufen. Zwangsläufig, dass er mit der Einwechslung von Davies die Struktur nicht aufgeben wollte.
2. Bayern-Verteidigung dreht den Swag auf
Das Bayern-Spiel war geprägt von einem kontrollierten Risiko. De Ligt, Pavard und Upamecano kam die knifflige Aufgabe der Restverteidigung zu. Wenn das Pressing überspielt wurde, blieb den Bayern-Verteidigern nur das direkte Duell gegen Messi, Neymar und später Mbappé. Was in den letzten Wochen nicht immer restlos sattelfest wirkte, präsentierte sich in Paris 80 Minuten fast makellos. PSG kam erst in der 74. Minute zu einer nennenswerten Chance, bei der sich Yann Sommer (endlich) auszeichnen konnte. Gegen Ende warf Paris natürlich alles nach vorn und schnupperte am Ausgleich. Dank des VAR und mit etwas Glück blieb es am Ende beim 1:0 – auch dank Upamecano (78% gewonnene Zweikämpfe), der seine Form aus der Hinrunde wieder gefunden hat.
3. Es spielte die beste Elf
Aufstellungen sind immer Momentaufnahmen von der Form der einzelnen Spieler und natürlich den taktischen Überlegungen des Trainers. In Paris schickte Julian Nagelsmann seine aktuell beste Elf auf den Platz. Diese beinhaltet gegenwärtig nicht Thomas Müller, Serge Gnabry und Alphonso Davies. Den Konkurrenzkampf wollten alle Bayern-Verantwortlichen, und dieser gibt Julian Nagelsmann eine gewisse taktische Flexibilität.
Am Beispiel Davies lässt sich dieser Härtefall besonders gut fest machen. Davies war und ist ein Spieler der Extreme. Offensiv (siehe 1:0) bringt er immer wieder seine Qualitäten ein und kaschiert Fehler meist durch seine Schnelligkeit. Seit der WM-Pause ist sein ohnehin nicht fehlerfreies Spiel noch fehleranfälliger geworden. Gerade die letzten 15 Minuten haben das sehr verdeutlicht. Sobald Paris Druck auf ihn ausgeübt hat, traf er schlechte Entscheidungen. Es ist daher verständlich, wenn Nagelsmann in der jetzigen Situation auf Sicherheit (siehe Punkt 1) setzt.