FC Bayern – Miasanrot-Adventskalender, Nummer 16: Lina Magull
Schon dreimal hat Lina Magull die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Hinzu kommen zwei Pokalsiege und sogar zwei Champions-League-Titel. Sie ist eine der Großen im deutschen Fußball – sagen die Einen. Andere wiederum begleiten ihren bisherigen Weg durchaus kritisch.
Hier und da wurde ihr schon mal die Qualität abgesprochen, in den entscheidenden Spielen da zu sein, wenn es für das eigene Team nicht so läuft. Der klassische Vorwurf des deutschen Fußballs, könnte man sagen: Physisch nicht stark genug, mental zu schnell im Modus der Unzufriedenheit und Selbstzweifel.
In der Dokumentation “Born for this”, die das deutsche Nationalteam vor und während der Europameisterschaft in England begleitet hat, sprach sie sehr offen über Themen wie Sensibilität im Umgang mit Kritik oder auch ihr Potenzial, noch fokussierter und konzentrierter zu sein.
Lina Magull: Zwischen Wolfsburg und Bayern kam Freiburg
Kaum jemand würde dennoch daran zweifeln, dass Magull eine Weltklassespielerin geworden ist. In ihrer Anfangszeit beim VfL Wolfsburg zeigte sie bereits früh, wohin die Reise gehen kann. Beide Champions-League-Titel gewann sie nicht als Stammspielerin, aber als wichtiger Bestandteil des Kaders. Sie lernte von Größen wie Nadine Keßler oder Lena Goeßling.
Trotzdem führte ihr Weg sie zunächst nach Freiburg, wo sie als junge, aber bereits erfahrene Spielerin Teil eines talentierten und aufstrebenden Teams war. Laura Benkarth, Carolin Simon, Giulia Gwinn – alles Spielerinnen, die Magull später in München erneut treffen sollte. Genauso wie SC-Coach Jens Scheuer.
Der Wechsel zum Sportclub war deshalb kein großer Rückschritt für sie, weil sie in ihren frühen Zwanzigern bereits lernen musste, eine Führungsspielerin zu sein. Sie war nicht mehr eine von vielen und auch nicht mehr das Talent, das von anderen lernt. Stattdessen musste sie selbst vorangehen und ein Vorbild für noch jüngere und/oder unerfahrene Spielerinnen sein.
Lina Magull und der erfüllte Traum beim FC Bayern
Und so wurde 2018 der FC Bayern auf sie aufmerksam. „Ich bin FC-Bayern-Fan seit ich klein bin. Deshalb geht mit der Unterschrift ein Traum für mich in Erfüllung“, freute sich die damals 23-Jährige. Die gebürtige Dortmunderin erklärte schon oft, dass sie trotz ihrer örtlichen Nähe zum BVB mit den Bayern groß geworden sei.
Mitte und Ende der 2010er Jahre entwickelte sich der FC Bayern auch im Fußball der Frauen zu einer festen Größe. Magull und der FCB – das passt vermutlich auch deshalb bis heute so gut zusammen, weil beide eine fast synchrone Entwicklung durchliefen.
Magull stellte sich ihren Defiziten – körperlich und mental. Sie wurde nicht nur Kapitänin des FC Bayern, sondern biss sich auch in einem üppig besetzten Mittelfeld beim DFB-Team durch. Spätestens bei der Europameisterschaft im vergangenen Sommer, wo sie für Deutschland wichtige Tore erzielte, Bälle eroberte und verteilte, ist sie in der Weltspitze angekommen.
Dort will sie nun auch mit den Bayern hin. Unter Alexander Straus darf sie auch endlich da spielen, wo sie sich am wohlsten fühlt: im offensiven Zentrum. Ihre Qualitäten am Ball und ihre Fähigkeit, mehrere Mitspielerinnen durch ihre Positionierung zu verbinden, sind essentiell für den neuen FC Bayern. Einer, der sich gemeinsam mit Magull in den letzten Jahren entwickelt hat.
Ein weiterer Champions-League-Titel ist der große Traum der 28-Jährigen. Es wäre auf Klubebene wohl der bedeutendste in ihrer Laufbahn. Nicht nur, weil sie jetzt diejenige ist, zu der Mitspielerinnen aufblicken. Sondern auch, weil der FC Bayern ihr Klub ist. Magull kann in den kommenden Jahren eines der Gesichter werden, das man für immer mit dem Aufstieg der FC Bayern Frauen in die Elite des europäischen Fußballs verbindet.