FC Bayern Frauen: Wer ist Neuzugang Tuva Hansen?
Nach den Ausfällen von Giulia Gwinn und Hanna Glas ging der FC Bayern München im Defensivbereich auf dem Zahnfleisch. Maximiliane Rall und Carolin Simon absolvierten nahezu alle Spiele auf den defensiven Außenbahnen und Alexander Straus musste von seiner Grundidee, dem 3-4-3 abweichen.
Im Interview mit Miasanrot.de kündigte der Norweger aber mit einem Lächeln an, dass die Formation zurückkehren werde. Vielleicht hilft ihm dabei der erste Transfer für die Rückrunde: Tuva Hansen kommt vom SK Brann, die Ablösesumme ist nicht bekannt.
FC Bayern Frauen: Wer ist Tuva Hansen?
Die Norwegerin ist 25 Jahre jung und absolvierte bereits 23 Länderspiele für Norwegen – zuletzt als regelmäßige Starterin. Beim SK Brann arbeitete sie bereits mit Bayern-Trainer Alexander Straus zusammen, wo sie in diesem Jahr zum zweiten Mal in Serie die Meisterschaft gewann.
Trotz ihres jungen Alters entwickelte sie sich in den vergangenen Monaten und Jahren zunehmend zur Führungsspielerin. Zuletzt war sie sogar Kapitänin beim SK Brann. Aus dem Umfeld des Klubs sind ausschließlich positive Meinungen zu ihrer Persönlichkeit zu vernehmen. Sie sei eine Teamspielerin, die den Erfolg des Kollektivs über eigene Interessen stelle.
Aber auch als Spielerin wird ihr großes Talent nachgesagt. Sie wird schon jetzt als eine der besten Verteidigerinnen Norwegens gesehen. Gerüchte um einen Wechsel zum FC Bayern gab es bereits im Sommer, doch Hansen verlängerte ihren Vertrag im September bis 2024. Das dürfte die gezahlte Ablösesumme nochmal nach oben gedrückt haben, wenngleich dazu bisher kaum etwas zu vernehmen war.
FC Bayern Frauen: Was kann Tuva Hansen?
Neben den Bayern sollen auch andere Top-Klubs Interesse an der Norwegerin gehabt haben. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Straus könnte hier den Ausschlag gegeben haben. Ein großes Plus ist, dass Hansen flexibel einsetzbar ist. „Sie ist eine Spielerin mit sehr viel Qualität“, wird Bianca Rech vom FC Bayern zitiert.
Die Verteidigerin kann auf beiden Außenpositionen in der Verteidigung zum Einsatz kommen. Ihre eigentliche Heimat ist aber die Innenverteidigung. Hier ist Hansen als kompromisslose, aber sehr präzise Zweikämpferin bekannt. Sie kombiniert Handlungsschnelligkeit mit starkem Stellungsspiel, was es für Angreiferinnen schwer macht, an ihr vorbeizukommen.
Hansen hat ein gutes Gespür dafür, wann sie aus der Kette herausrücken kann/muss und wann es besser ist, den Angriff des gegnerischen Teams durch Zurückfallen zu verlangsamen. Sie ist eine athletische und moderne Verteidigerin, die viele Situationen gut antizipieren kann.
Auch weil sie so spielintelligent und vorausschauend agiert, ist sie durchaus geeignet für eine tiefe Außenverteidigerinnen-Rolle. Zumal Hansen auch viel Mut mit dem Ball mitbringt. Sie traut sich ein vertikales Aufbauspiel zu und überspielt die erste Linie der Gegnerinnen oft zuverlässig.
FC Bayern Frauen: Was ist von Tuva Hansen zu erwarten?
Dementsprechend kann sich der FC Bayern auf eine tolle und vielseitige Verteidigerin freuen, die ihre Rolle nicht nur selbstbewusst, sondern auch sehr modern interpretiert. Sie war nicht umsonst eine der wichtigsten Spielerinnen beim SK Brann und vor allem unter Alexander Straus eine Art verlängerter Arm des Trainers.
Sie kennt die Philosophie des Trainers und sie wird sich innerhalb des Teams schnell zurechtfinden. Mit einer weiteren Innenverteidigerin, die zudem auch außen spielen kann, hat Straus nun wieder mehr Optionen im Kader. In einzelnen Partien kann er beispielsweise wieder auf eine Dreierkette umstellen. Es wäre überraschend, würde er Hansen dann aber als Flügelverteidigerin einsetzen.
Die Norwegerin hat ihre Stärken klar im Aufbauspiel und in der Defensive. Sie kann mit ihrer klugen Rückwärtsbewegung zur weiteren Stabilisierung in defensiven Umschaltmomenten beitragen und das Aufbauspiel verstärken. Als torgefährliche Flügelläuferin ist sie hingegen weniger bekannt.
FC Bayern Frauen: Welche Rolle wird Tuva Hansen spielen?
Als rechte Halbverteidigerin im 3-4-3 würde sie in Konkurrenz zu Tainara treten, weshalb Straus sie womöglich auch halblinks ausprobieren könnte. Wahrscheinlicher scheint aktuell das Szenario, dass Hansen in einer Viererkette eine defensive Rechtsverteidigerin gibt, die sich nur aus dem Rückraum heraus in die Offensive einschaltet.
Das würde Bayern defensiv eine gewisse Grundstabilität geben. In der Phase des Spielaufbaus könnte beispielsweise der linke Flügel fokussiert werden, indem dort vor allem im Halbraum gezielt überladen wird. Ein Stilmittel, das Straus häufig einfordert. In diesem Beispiel wäre mit Viggosdottir, Stanway, Lohmann und Simon eine spielstarke Raute auf links, die durch Magull und Schüller ergänzt wird. Ballfern könnte Dallmann entweder auf eine Verlagerung lauern oder mit ins Zentrum schieben.
Je nach Formation und Qualität der Gegnerinnen kann sich auch Hansen offensiv mit einschalten und auf Verlagerungen lauern. Zwar ist sie keine klassische Flügelläuferin, aber mit ihrer Passqualität könnte sie von dort andere Spielerinnen in Szene setzen. Selbstverständlich gilt das auch für direkt über die rechte Seite initiierte Angriffe. Bayerns Aufbauspiel befindet sich nach wie vor in einem Entwicklungsprozess. Hansens mutige und vorausschauende Spielweise dürfte gut zum spielstarken und aktiven Mittelfeld des FC Bayern passen.
Die aktuelle Situation zeigt jedenfalls, dass der FC Bayern Verstärkungen im Defensivbereich nötig hat. Zwar stimmen die Statistiken, aber die Belastung ist für einzelne Spielerinnen zu groß. Hansen ist hier keine Notlösung. Sie hat perspektivisch das Potenzial, Stammspielerin in München zu werden. Dafür muss sie ihre vorhandenen Qualitäten nun auf ein höheres Niveau transferieren.