Miasanrot Stats Corner – Analyse des aktuellen Transferfensters des FC Bayern

Lukas Trenner 01.08.2022

Seit Beginn der Pandemie waren die Verantwortlichen des FC Bayern stets darum bemüht, die außerordentlichen finanziellen Belastungen für den Verein hervorzuheben. Verschiedene Quellen sprechen hier von Mindereinnahmen in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro. Die (bisher getätigten) Transfers zur kommenden Saison 2022/23 haben somit viele Beobachter überrascht, da der FC Bayern ja selbst ohne pandemisch bedingte Umsatzrückgänge und schwerer einzuschätzende Risiken, für ein eher konservatives Vorgehen auf dem Transfermarkt bekannt war. Sicherlich gab es in den letzten Jahren einige Transfers, welche zeigten, dass man weiterhin mit den großen europäischen Vereinen mithalten will (man denke zum Beispiel an den Transferrekord für Lucas Hernández oder die ungewöhnlich riskante Verpflichtung von Renato Sanches).

Dennoch war ein neuer Ausgabenrekord (von bisher mindestens 137 Millionen Euro) und insbesondere die (auf dem Papier) hinzugewonnene Qualität so nicht unbedingt abzusehen. Der Verlust von Robert Lewandowski, verbunden mit einem wohl überzeugenden strategischen Ausblick von Oliver Kahn und Hassan Salihamidžić, scheint die Aufsichtsgremien des FC Bayern überzeugt zu haben, dass ein etwas aggressiveres Vorgehen notwendig (und finanziell darstellbar) ist, um weiterhin in der europäischen Spitze mithalten zu können.

Transferausgaben

Obige Grafik zeigt die stetig steigenden gezahlten Transfersummen seit der Saison 2007/08. Sie zeigt jedoch auch, dass zwar die Summe der gezahlten Ablösesummen einen neuen Rekord darstellt, die Einnahmen jedoch auch fast das Rekordniveau der Saison 2018/19 erreicht haben und somit das Delta zwischen Ausgaben und Einnahmen nur auf Rang vier (nach den Saisons 2017/18, 2019/20 und 2012/13) einzuordnen ist.

Neben den reinen Ablösesummen lohnt ein Blick auf die Spieler, welche der FC Bayern verpflichtet hat. Der sportlich wohl signifikanteste Abgang von Robert Lewandowski wurde mit Sadio Mané nur indirekt aufgefangen und das größte finanzielle Investment stattdessen auf den Innenverteidiger Matthijs de Ligt konzentriert. Hier galt es wohl einerseits den Abgang von Niklas Süle und andererseits die generellen Schwierigkeiten in der Defensive in der Vorsaison auszugleichen.

Ein Blick auf die Spielerpositionen, für welche der FC Bayern in den letzten Jahrzehnten Ablösesummen überwiesen hatte, zeigt einige interessante Aspekte auf:

Zunächst einmal zeigt sich deutlich, dass die involvierten Summen zusammen mit den Umsatzerlösen des FC Bayern seit ungefähr 2007 einem klar ansteigenden Trend folgen. Erst die Pandemie konnte diesen Trend vorläufig stoppen.

Außerdem lassen sich seit eben dieser Saison 2007/08 auch interessante Muster in den verpflichteten Spielern ausmachen. Mit Ribéry, Klose, Robben und Gómez lag der Fokus zunächst auf den Offensivpositionen. Anschließend gab es zwischen 2012 und 2017 größere Investments in Mittelfeldspieler – dies nicht zuletzt wohl zusammenhängend mit der Verpflichtung von Pep Guardiola. Die letzten vier Saisons wiederum waren es hauptsächlich Verteidiger, welche den FC Bayern zu größeren Investments verleiteten. Doch auch die Offensivpositionen sind insbesondere mit Leroy Sané und Sadio Mané vertreten.

Marktwerte

Ablösesummen können sicherlich spannende Einblicke in Transferstrategien geben. Spieler aus dem eigenen Nachwuchs (z.B. Thomas Müller), jung verpflichtete Talente (z.B. Jamal Musiala) oder ablösefreie Zugänge (z.B. Robert Lewandowski) finden hier jedoch keine Berücksichtigung. Daher lohnt auch ein Blick auf die gesamthafte Kaderzusammensetzung basierend auf den von transfermarkt.de geschätzen Marktwerten:

Auch hier gibt es jedoch einige Limitationen, welche zu bedenken sind. So ist Marktwert nicht gleichzusetzen mit tatsächlicher Qualität auf dem Platz, da Faktoren wie Alter und Vertragslaufzeiten hier eine signifikante Rolle spielen. Zudem muss erwähnt werden, dass Marktwerte nur grobe Schätzungen sind, welche sich durch gezahlte Ablösen ähnlicher Spieler berechnen.

Dennoch können sich gewisse Trends in den Daten zeigen. Interessant ist, dass der FC Bayern trotz teurer Zu- und Abgänge in den letzten vier Jahren einen ziemlich ausgeglichenen Kader mit Blick auf die Marktwerte aufweist.

Eine Analyse der absoluten Marktwerte zeigt wiederum eine starke Konstanz seit 2017/18.

Fazit

Der reine Blick auf die Zahlen lässt das Transferfenster letztlich nicht als absolut außergewöhnlich erscheinen. Dennoch scheinen die Zugänge bei vielen Fans und auch neutralen Beobachtern viel Potential zu versprechen. Ob sich die übergeordnete Strategie und das große Investment am Ende als Erfolg herausstellen wird, bleibt abzuwarten. Unabhängig davon sollte die kommende Saison sicherlich sehr interessant werden und viele unserer Fragen beantworten:

  • Schafft man es den Verlust von Lewandwoski im Kollektiv aufzufangen?
  • Folgt Mathys Tel den Spuren von Alphonso Davies oder doch eher denen von Renato Sanches beim FC Bayern?
  • Kommt Thomas Müller auch ohne einen Robert Lewandowski auf seine üblichen Scorer-Punkte?
  • Kann Matthijs de Ligt der neue Leader in der Abwehr werden?
  • Wer bildet das Pärchen im zentralen Mittelfeld, wenn es in die entscheidenden Spiele geht?
  • Wird Leroy Sané wieder zu bereits gezeigter Stärke zurückfinden?

Let’s see!

Einen detaillierteren Blick auf die finanziellen Aspekte rund um das Transferfenster wird es in den nächsten Tagen ebenfalls hier im Blog zu lesen geben.

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