Analyse: FC Bayern – Borussia Mönchengladbach 2:0 (2:0)
In den letzten Jahren entwickelte sich Gladbach zunehmend zum Angstgegner vom FC Bayern und Pep Guardiola. André Schubert ist als Trainer bisher ungeschlagen gegen den FC Bayern gewesen.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti ändert seine Mannschaft vor der Partie gegen Gladbach im Vergleich zum Spiel gegen Eindhoven auf vier Positionen.
Rafinha ersetzt Lahm, Martinez kommt für Boateng, Vidal beginnt nach Verletzungspause für Kimmich und Costa stürmt über den linken Flügel anstelle von Müller. Xabi Alonso, der in den letzten Wochen keine gute Figur machte, steht überraschenderweise in der Startelf.
André Schubert auf Seiten von Borussia Mönchengladbach ändert seine Aufstellung im Vergleich zum Auswärtssieg in Glasgow auf einer Stelle: Johnson rückt für Traore in die erste Elf. Somit greift der Gladbacher Trainer erneut auf seine neue 4-2-3-1 / 4-4-2-Auswärtsformation zurück, die er in der Champions League zum ersten Mal brachte. In der Bundesliga setzte Schubert zunächst auswärts wie auch zu Hause auf ein System mit Dreierkette. Dieses Modell war aber sehr anfällig, wie die 0:4-Niederlage gegen Schalke 04 gezeigt hat. Vor der Partie gegen den FC Bayern begründete Schubert seine Entscheidung mit der eher offensiven Ausrichtung der gegnerischen Mannschaften.
Der FC Bayern kommt gut in die Partie und kann sich schnell einige Chancen erspielen. Rafinha (9.), Robben (11.) und Lewandowski (14.) fehlen aber zunächst die Genauigkeit. Gladbach ist in der Anfangsphase völlig überfordert mit der Schnelligkeit der Münchner. Diesen gelingt es immer wieder, Robben und Costa mit Tempo auf die letzte Abwehrreihe zulaufen zu lassen. Aber auch Rafinha und Alaba unterstützen die beiden Flügelstürmer. Sinnbildlich steht hierfür auch das 1:0. Robben wird nicht richtig angegriffen und kann an der Strafraumkante auf Rafinha durchstecken. Dieser flankt ins Zentrum und findet Vidal, der sein erstes Kopfballtor in der Bundesliga für die Bayern erzielt (16.).
Die Münchner profitieren in den ersten 30 – 40 Minuten enorm von der schlechten Staffelung des 4-4-2-Systems von Gladbach. Stindl und Hahn können meist nur wenig Druck auf Hummels und Martinez im Spielaufbau machen. Diese haben daher Zeit, um Thiago, Vidal und Costa zwischen den Linien zu finden. Diese Vertikalität zwingt Kramer und Strobel zum Herausrücken und eröffnet gleichzeitig viel Raum für das bayerische Kombinationsspiel, vor allem auf den Außenbahnen. So fällt auch das 2:0 nach einer Flanke von Alaba. Dieses Mal spielt Robben Alaba frei und dieser kann in die Mitte flanken. Wendt verpasst die saubere Klärung und Costa trifft mit rechts aus 10 Metern ins kurze untere Eck (31.).
Schubert stellt nach dem 2:0 um und positioniert Strobl deutlich tiefer. Dadurch ergibt sich eine Fünferkette, was zumindest den Sturmdrang der Münchner etwas eindämmt. So ging es mit einem 2:0 in die Kabine. Die ganze Überlegenheit drückt sich in 0 Foulspielen auf Seiten der Münchner aus. Hinzu kommen 487 Passversuche. Gegen Frankfurt waren es nur 318 bis zur Pause. Gladbach war bis dato kein gleichwertiger Gegner.
Der Gladbacher Trainer nutze die Pause auch zu einer personellen Umstellung. Für den blassen Hofmann kommt Jantschke und komplettiert das 5-4-1 System, welches nun ein deutlich höheres Pressing erlaubt. Aus diesem Pressing können sich die Münchner nach der Pause nicht mehr so konsequent und spielerisch befreien, wie es der Bayern Mannschaft in der ersten Halbzeit gelungen ist. Chancen haben allerdings weiterhin die Münchner. Nach einem Doppelpass von Costa und Robben kommt letzter aus 12 Metern zum Abschluss, verfehlt aber das Tor deutlich (58.).
Sukzessive nehmen die Münchner das Tempo aus der Partie und für Gladbach ergeben sich deutlich längere Ballbesitzphasen. Diese führen bis zur Mitte der zweiten Halbzeit zu keiner nennenswerten Torchance für die Fohlenelf. In der 70. Minute lässt Costa Korb am Strafraumeck gewähren. Die Flanke findet Hahn, doch dieser scheitert aus abseitsverdächtiger Position am Pfosten.
Dieser Weckruf genügt den Münchnern. Sie ziehen das Tempo wieder an, ohne aber ins größere Risiko zu gehen. Die größte Chance für den FC Bayern gibt es daher erst in der Schlussminute. Einen Freistoß von Alaba kann Sommer allerdings über die Latte lenken.
Mit einer biederen zweiten Halbzeit und einem deutlich heruntergeschalteten Motor sichert sich der FC Bayern nach zwei Unentschieden in Folge wieder einen Sieg in der Liga. Gladbach verpasste es nach dem stürmischen Beginn der Münchner konsequenter und früher taktische Änderungen vorzunehmen.
3 Dinge, die auffielen:
1. 45 gute Minuten reichen
Dass der FC Bayern das Pass- und Kombinationsspiel auch unter Carlo Ancelotti noch beherrscht, haben die ersten 45 Minuten eindrucksvoll gezeigt. Dabei spielte den Münchnern natürlich auch die schlechte Staffelung der Gladbacher in die Karten. Mit einem klug eingerückten Douglas Costa hat der FC Bayern einerseits den Zehnerraum besser als zuletzt besetzt, gleichzeitig aber noch Räume für Alaba geschaffen. Auf der rechten Außenbahn agierte Rafinha deutlich agiler als Lahm in den vergangen Wochen. Dies meint, dass er seine Rolle deutlich aggressiver und demzufolge auch offensiver interpretierte. In der Konsequenz ergaben sich für ihn mehr Durchbrüche zur Grundlinie als zuletzt bei Lahm.
Insgesamt stand der FC Bayern in der ersten Halbzeit sehr hoch. Dies lässt sich sehr gut an der Position von Xabi Alonso ablesen, der größtenteils weit in der Hälfte der Gladbacher operierte. Dies half auch dem Gegenpressing der Münchner. Zusammen mit Thiago und Vidal gelang es dem Bayernmittelfeld in der Regel, viel Druck auf die Gladbacher Abwehr auszuüben – mit Erfolg. Gladbach konnte sich im 4-4-2 kaum spielerisch befreien. Xabi Alonso verzeichnete alleine acht Interceptions.
Sogesehen war es vielleicht sogar die beste erste Hälfte unter Carlo Ancelotti.
2. Der FC Bayern braucht Vidal
Dieser FC Bayern ist aktuell sehr auf Arturo Vidal angewiesen. Nicht nur wegen des frühen Treffers, sondern vielmehr, weil er dem Spiel eine Struktur gibt. Das 4-3-3, welches Ancelotti seiner Mannschaft auf den Weg gibt, passt sehr gut zur Spielweise von Vidal. Er kann im 6er/8er/10er-Raum operieren und den Spielaufbau einleiten. Seine Ballsicherheit öffnete gegen Gladbach große Räume auf der linken Seite. Zugleich verbessert sich Vidal in Sachen Seitenverlagerung. Immerhin 4 von 7 Versuchen fanden einen Abnehmer. Überdies steuerte der Chilene noch zwei Key-Pässe gegen Gladbach bei.
Arturo Vidal indes bringt die nötige Torgefahr mit ein, die dem FC Bayern mit Thiago und Alonso auf dem Feld abhanden kommt. Zuletzt brachte diese Torgefahr Kimmich in das Spiel der Münchner, aber auch Vidal kann dieser Spieler sein, der als Box-to-Box Player in den Strafraum nachstößt und für Torgefahr sorgt.
3. Robbens Freud ist Lewandowskis Leid
Was sich in den letzten zwei Jahren schon angedeutet hat, ist auch in dieser Saison wieder offensichtlich. Robben und Lewandowski harmonisieren nicht perfekt zusammen. Spielt Robben, was angesichts der vielen Verletzungen nicht allzu oft vorkam, dann hat Lewandowski deutlich weniger Abschlüsse. Gegen Gladbach waren es in 90 Minuten nur zwei Versuche. Einer davon war ein Freistoß in der ersten Halbzeit. Robben kam in 80 Minuten auf fünf Versuche.
Die Probleme für Lewandowski sind offensichtlich. Robben zieht nach innen und bringt zwangsläufig die Außenverteidiger mit ins Zentrum. Es ist schlichtweg zu eng, um Lewandowski anzuspielen. Zugleich sucht Robben natürlich auch selbst gerne den Abschluss und übersieht dabei besser positionierte Spieler. In der letzten Saison mit Costa und Coman war das Spiel eher auf den Zielspieler Lewandowski zugeschnitten.
Der Erfolg, den der FC Bayern dennoch mit Robben hatte und immer noch hat, ist dennoch unbestritten. Trotzdem sollte Ancelotti eine Möglichkeit finden, einen der besten Stürmer der Welt besser ins Spiel einzubinden. Eine Vielzahl von Optionen wird sich perspektivisch auszahlen. Zumal Lewandowski – analog zu Robben – ein Spieler ist, der in das Spiel eingebunden werden muss. Auf ‘die eine Chance’ warten ist nicht ihr Ding. Dies führt zwangsläufig nicht gerade zur Harmonie auf dem Platz, wie gerade in der Anfangsphase mehrfach zu beobachten war.
FC Bayern – Borussia Mönchengladbach 2:0 (2:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Rafinha (83. Kimmich), Martínez, Hummels, Alaba – Vidal, Alonso, Thiago – Robben (80. Sanches), Lewandowski, Costa (73. Müller) |
Bank | Ulreich – Boateng, Bernat, Coman |
Bor. M’gladbach | Sommer – Korb, Elvedi, Vestergaard, Wendt (65. Schulz) – Hofmann (46. Jantschke), Strobl, Kramer, Johnson – Stindl – Hahn (78. Herrmann) |
Bank | Sippel – Dahoud, Sow, Rütten |
Tore | 1:0 Vidal (16.), 2:0 Costa (31.) |
Karten | Gelb: – / Kramer |
Schiedsrichter | Dr. Jochen Drees |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |