FCBHSV – Meisterfeier vertagt
64′ Müller für Robben,
65′ Ribéry für Shaqiri
Die erste Hälfte war durch unsere Dominanz geprägt. Der Mannschaft war es scheinbar egal, dass sie nach dem Sieg der Dortmunder in Stuttgart die Meisterschaft um eine Woche verschieben muss. Von Beginn an versprühten wir den lang vermissten Esprit. Gleich mit dem ersten Angriff gelang uns ein sehenswerter Treffer. Boateng eröffnet das Spiel klug mit einem vertikalen Pass auf Kroos, der dadurch viel Platz im Mittelfeld hat und erneut steil auf Shaqiri spielt. Dieser hat 20 Meter vor dem HSV Strafraum freie Bahn – wird nicht angegriffen und verwandelt sehenswert zum 1:0. Endlich mal wieder ein Angriff, der schnell, mit Risiko – aber präzise ausgeführt wurde.
Hätten wir so weiter gemacht wie in den letzten Wochen, dann hätten wir sicherlich zwei oder drei Gänge zurückgeschalten, aber unsere Truppe wollte mehr. Durch schnelle schnörkellose Angriffe konnten wir immer wieder die HSV Abwehr in Verlegenheit bringen. So spielten wir in der 18. Minute Robben frei, der nachdem er Adler um kurvte, nicht vollenden konnte. Dies übernahm in der anschließend schnell ausgeführten Ecke Schweinsteiger.
Es kündigte sich ein Lauf an. Zwischen der 20. und 30. Spielminute folgten weiter Chancen im Minutentakt. Die Hamburger konnten einem schon fast leidtun. Eigentlich unvorstellbar, dass die gleiche Truppe den BVB vor 3-4 Wochen aus dem Signal Iduna Park geschossen hat. So kam es, wie es kommen musste. Martínez verlängert einen Eckball in van Buyten Manier und Pizarro vollendet völlig frei am zweiten Pfosten.
Nur wenig später einer der schönsten Angriffe: Robben, Pizarro und wieder Robben. Tor. Die Hamburger hatten die besten Plätze. In dieser Phase überzeugten wir durch kurze schnelle Pässe, welche den HSV so sehr überforderten, dass er nicht mal annähernd in die Zweikämpfe kam. Sinnbildlich auch der Angriff zum 5:0 Pausenstand. Shaqiri wird freigespielt – kann ungestört den Ball im 16er halten und schiebt den Ball an den Pfosten. Pizarro half nach – noch nie hatte der HSV in 50 Jahren Bundesliga 5 Gegentore in einer Halbzeit bekommen.
In Anbetracht des Champions League Viertelfinale – und der möglichen Verwaltung des Ergebnisses, hat sicherlich der ein oder andere »Fan« das Stadion vorzeitig verlassen. Dieser Besucher hat die Rechnung aber ohne Pizarro und Robben gemacht. Beide glänzten mit enormer Spielfreude. So dribbelte sich Arjen in seiner unnachahmlichen Art auf der rechten Seite frei – zieht aber nicht nach innen, sondern spielt mit seinem rechten Fuß(!) scharf nach innen – Hacke Pizarro – 6:0. Es liefen noch die Wiederholungen, da eroberte besagter Pizarro den Ball von Bruma und legt auf den freistehenden Robben – dieser lupfte gegen den herauslaufenden Adler (was gegen BVB, Leverkusen und Arsenal nicht funktionierte) klappte und es stand in der 54. Minute 7:0. Spätestens jetzt war klar. Heute gelingt alles.
Jupp reagierte und brachte noch Ribery und Müller. Heute sollte es zweistellig enden. Schneller Angriff über links – Ribery, Müller – der legt in die Mitte und Pizarro macht Tor Nummer 4. Ähnlich schnell und schnörkellos erzielte Ribery das neunte Tor für den FC Bayern, Sekunden nachdem der HSV den Ehrentreffer markieren konnte. Wenig später schlug dieser erneut zu und erzielte das 9:2.
So schön sich das Spiel für Bayern-Fans anfühlte – es gab auch viel Schatten. Das die Verteidigungsleistung bei einem stand von 8:0 etwas zu wünschen übrig lässt, ist menschlich. Aber das erneut schwache Defensivverhalten bei Eckbällen muss angesprochen werden. Es kommt vor, dass man ein Kopfballduell verliert. Erst recht, wenn die Ecken von van der Vaart punktgenau auf die Köpfe der Innenverteidiger Westermann oder Bruma geschlagen werden. Unklar bleibt aber warum unsere Kopfballungeheuer Lahm, Alaba oder einer der Offensivspieler nicht die Linie bewachen. Mindestens ein Tor hätte verhindert werden können. So kassierten wir im dritten Spiel in Folge einen Gegentreffer durch einen Eckball.
Es bleibt also ein kleiner fader Beigeschmack nach dem höchsten Bundesligasieg der letzten 25 Jahre. Aber das kommt Jupp Heynckes und Matthias Sammer sicherlich gelegen – nur durch Kritik kann Verbesserung erzielt werden. Dann nehme ich auch zwei Eckball Gegentore bei einem Schützenfest, als ein Tor durch eine Standardsituation gegen Juventus. Denn eins ist auch sicher – so viele Tore schießen wir nicht wieder.
Was noch auffällig war:
- Wir konnten durch Standardsituationen wieder Gefahr erzeugen. Alleine in diesem Spiel gelangen uns zwei Treffer durch Eckbälle.
- Mal wieder überzeugt der zweite Anzug. Die Kombinationen von Robben und Pizarro waren wirklich traumhaft.
- Luis Gustavo der Alaba ersetzte, konnte (zwar auf einer ungewohnten Postion) Spielpraxis sammeln. Er wurde dabei wenig gefordert und konnte offensiv wenig Akzente setzen. Was aber in diesem Spiel nicht nötig war. Dennoch schmerzt der Martinez Ausfall gegen Juventus.
- Auch wenn der zweite Anzug wärmt, ohne einen Schweinsteiger geht dennoch nichts. Er ist der Impuls- und Ideengeber für den FC Bayern 2012/13.
- Es bleiben Fragen für das CL-Hinspiel offen : Spielt Pizarro? Kann so ein Mann draußen sitzen nach 4 Toren und 2 Assists? Spielt Robben? Oder vertraut Jupp der ‘Stammelf’, die wir gegen den BVB oder beim Spiel in London gesehen haben.